„dass ich manchmal auf devote Frauen stoße, die sagen: "Nur einem "echten" Dom kann ich mich unterordnen. Wenn du switchst kann ich deine Dominanz nicht ernst nehmen."
Ich verstehe.
Ich glaube, da stoßen verschiedene Probleme aufeinander. Welche genau das in jedem einzelnen Fall sind, kann ich nicht sagen. Ich werfe einfach mal ein paar Aspekte in den Raum, die mir dazu einfallen:
• Rollenbilder, Kopfkino und Co. Manche Subs (m/w/d) haben ganz klare Vorstellungen davon, wie ein Mensch sein muss, damit sie ihn als Dom haben wollen. Devotes oder masochistisch-erleidendes Verhalten gehört in den meisten Fällen nicht zu diesen Vorstellungen. Das Wissen darum, dass derjenige mit einem anderen Menschen aber genau diese, dem eigenen Wunschbild entgegen gesetzten Verhaltensweisen zeigt, kann eben dazu führen, dass derjenige als zu weit vom gewünschten Bild abweichend empfunden wird.
• Unsicherheit bei der Vorstellung von Devotion. Manche Subs wissen zwar, dass sie devot sind, verknüpfen aber trotzdem mit dem allgemeinen Wort negative oder unpassende Assoziationen, zum Beispiel solche wie "devot = schwach" oder "devot = passiv" oder "devot = unmännlich" oder "devot = Schleimer". Sie selbst empfinden sich nicht unbedingt als schwach oder passiv oder was auch immer. Es besteht eine Diskrepanz zwischen Eigenwahrnehmung und Annahmen über die anderen Menschen. Das kann dazu führen, dass die Bilder, die ihr Kopf fabriziert, wenn er hört, dass jemand anders auch gelegentlich devot ist, sehr negativ ausfallen können, obwohl sie selber eigentlich wissen sollten, dass das so nicht unbedingt stimmt.
• Eifersucht. Schlicht und ergreifend, wenn da jemand anders ist, der dem geliebten Partner etwas geben kann, was man selbst ihm nicht geben kann, dann sind manche Menschen deshalb eifersüchtig. Hinzu kommt die Angst, dass dem Partner die andere Seite besser gefällt und er sich abwendet und zu dem anderen Partner läuft. Angst vorm Verlassen werden ist nicht zu leugnen.
• Das Wissen, nicht genügen zu können. Manchen Subs ist es extrem wichtig, dass ihr Dom (m/w/d) mit ihnen zufrieden ist. Selber dominant sein um die devoten Bedürfnisse des Switchers zu erfüllen, können sie aber in den meisten Fällen nicht. Also wissen sie, dass da ein ganz großer Bereich ist, in dem sie Dom niemals werden zufrieden stellen können. Das ist eine große mentale Belastung für diese Subs und diese wollen sie natürlich vermeiden.
Es gibt noch mehr Aspekte, aber es sollte als Beispiel ausreichen. Das Problem ist, dass die meisten Menschen/Subs diese Dinge nicht bewusst denken, sondern dass es im Hintergrund abläuft. Bewusst merken sie nur, dass ihnen Switcher nicht behagen und sie lieber keinen wollen. Dann sagen sie eben "Ich kann denjenigen nicht als Dom ernst nehmen.", weil ihnen das als "logische" Erklärung für ihre Abneigung einfällt und ihnen gar nicht bewusst ist, was da alles im Hintergrund mit hinein spielt.
Dann kommt, wie schon von anderen geschrieben, noch der Aspekt der Zeit hinzu. Wenn man sich sowieso nur für gelegentliche Bdsm-Ausübung trifft, kann es einem ja rein theoretisch egal sein, was der andere an anderen Tagen macht (außer dem, was ich oben geschrieben habe), aber wenn man jemanden für etwas festes, dauerhaftes sucht, eventuell zusammen leben und jeden Tag Bdsm ausleben möchte, dann verstärken sich die ganzen Punkte, die ich genannt habe und es kommen noch weitere hinzu, zum Beispiel wenn man monogam leben möchte, der andere aber jemanden braucht, bei dem er seine andere Seite ausleben kann.