Erst mal ein freundliches Hallo in die Runde.
Ich würde euch gerne mal die Erfahrung von der „anderen“ Seite des Stuhles berichten.
Als erstes muss ich sagen, Arzt (egal welcher) ist wie Autowerkstatt, fühlt man sich schlecht behandelt, sollte man wechseln. 🤷♂️
Das Geschlecht des Arztes sollte keine Rolle spielen, wobei jeder Patient seine „Vorlieben“ hat. Einige Frauen berichten, sie fühlen sich bei einem männlichen Gynäkologen unwohl. Andere berichten, die männlichen Gynäkologen seien insbesondere bei der Untersuchung vorsichtiger und einfühlsamer.
Ich persönlich denke es ist völlig geschlechtsunabhängig. Hinzu kommt dann noch die Tagesform auf beiden Seiten des Stuhles. So etwas wie Empathie und Stress kann durchaus Einfluss auf ein Gespräch, eine Untersuchung und das empfinden haben.
Meine persönlichen Erfahrungen beziehen sich aber nur auf den Alltag in der Klinik. 🤷♂️
Wenn mir eine Patientin nach dem „Guten Tag, Abend oder Morgen“ sofort vorwurfsvoll oder auch fordern gegenüber tritt, dann ist das mit Empathie auf meiner Seite auch schwierig. Zumal das „Guten Tag, Abend oder Morgen“ auch sehr häufig „vergessen“ wird.
Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus.
Von daher meine Empfehlung, sucht euch einen Arzt dem ihr vertraut, sucht euch einen Arzt bei dem ihr euch wohl fühlt, sucht euch einen Arzt mit dem ihr wirklich alles bereden könnt. Oder eben eine Ärztin auf die das zutrifft. Das ist natürlich im Krankenhaus oder in der Rettungsstelle schlecht umsetzbar.
Bitte seid immer ehrlich zu den Ärzten und wenn mal etwas nicht so schön oder nicht optimal gelaufen ist, dann sprecht das auch ehrlich und direkt an. Nur so bekommen wir die Rückmeldung, manchmal ist es uns überhaupt nicht bewusst, dass etwas nicht optimal oder sogar schlecht gelaufen ist. Wir können es dann meist nicht mehr rückgängig machen, aber zumindest den „Fehler“ beim nächsten mal vermeiden oder wenigstens bei dem nächsten Patienten vermeiden.
Nun noch ein kurzer Kommentar, was ein Mann in der Gynäkologie zu suchen hat, bzw. warum er sich das Fach ausgesucht hat.
Wenn ich darauf angesprochen werde und schnell meine Ruhe haben möchte, dann antworte ich folgendes: „99% aller Erkrankungen, die ich sehe und behandle kann ich als Mann niemals bekommen. Das einzige, was ich als Mann auch bekommen kann ist das Mammakarzinom und das ist beim Mann sehr sehr selten.“
Der wirkliche Grund ist aber ein Anderer. Es ist super abwechslungsreich. Man kann operativ und konservativ tätig sein. Man hat kleine und große operative Eingriffe. Wir sind die einzige Fachrichtung, wo „Patienten“ mit einer freudigen Erwartung zum Arzt kommen. Wir sind die einzigen, die sich mit dem Beginn des Lebens beschäftigt.
Nun noch ein kurzer Kommentar zum „Als Mann weiß man ja überhaupt nicht wie das ist“-Kommentar.
Der Chirurg (oder die Chirurgin), die euch euren Blinddarm entfernt, hat ihren mit großer Wahrscheinlichkeit auch noch und trotzdem weiß er wer er es zu diagnostizieren und zu behandeln hat.
Der Richter, vor dem ihr hoffentlich nie stehen müsst, ist selbst nie straffällig gewesen.
Der Feuerwehrmann der hoffentlich nie euer brennendes Haus löschen muss, ist üblicherweise kein Pyromane.
Der Typ vom Kampfmittelräumdienst ist nicht der, der Bomben baut.
Der Polizist ist selbst kein Bankräuber gewesen.
...
Merkt ihr was? Dieses Argument ist völlig daneben!
So, nun hab ich genug geschrieben. Ich hoffe, ihr versteht, was ich sagen wollte. Ich würde mich über Kommentare zu meinem geschriebenen durchaus freuen. Sofern sie den normalen Umgangsformen entsprechen.
Ich wünsche euch einen schönen Tag.
Liebe Grüße
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