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Psychologische Einordnung
Früher wurden viele der innerhalb von BDSM gelebten Praktiken dem Sadismus oder dem Masochismus zugerechnet und im Sinne einer Triebstörung (Paraphilie) seitens der Psychiatrie als krankhaft eingeschätzt.
So gilt Sadomasochismus nach ICD-10 als „Störung der Sexualpräferenz“ (Schlüssel F65.5), die dort wie folgt beschrieben wird: Es werden sexuelle Aktivitäten mit Zufügung von Schmerzen, Erniedrigung oder Fesseln bevorzugt. Wenn die betroffene Person diese Art der Stimulation erleidet, handelt es sich um Masochismus; wenn sie sie jemand anderem zufügt, um Sadismus. Oft empfindet die betroffene Person sowohl bei masochistischen als auch sadistischen Aktivitäten sexuelle Erregung. (Quelle: ICD-10-GM Version 2005)
Erst mit dem Erscheinen des DSM IV im Jahr 1994 wurden Diagnosekriterien veröffentlicht, nach denen BDSM eindeutig nicht mehr als Störung der Sexualpräferenz angesehen wird.
Die Diagnose Sadismus oder Masochismus darf demnach hinsichtlich der sexuell motivierten Ausprägung dieser Störungen nur noch gestellt werden, wenn der Betroffene anders als durch die Ausübung sadistischer oder masochistischer Praktiken keine sexuelle Befriedigung erlangen kann, oder seine eigene sadistisch oder masochistisch geprägte Sexualpräferenz selbst ablehnt und sich in seinen Lebensumständen eingeschränkt fühlt oder anderweitig darunter leidet. Eine Überlagerung von sexuellen Präferenzstörungen und der Ausübung von BDSM-Praktiken kommt jedoch vor.
Neuere Untersuchungen zum Thema Verbreitung von BDSM-Phantasien und -Praktiken schwanken erheblich in der Bandbreite ihrer Ergebnisse. Zusammenfassend lässt sich jedoch feststellen, dass die überwiegende Mehrheit der Autoren davon ausgeht, dass zwischen 5 und 25 Prozent der Bevölkerung regelmäßig Sexualpraktiken praktiziert, die mit der Lust an Schmerzen, bzw. Macht und Ohnmacht in Verbindung stehen. Der Bevölkerunganteil der entsprechende Phantasien wird sogar regelmäßig höher beziffert (Quelle: Eine entsprechende ausführliche Sammlung unterschiedlichster wissenschaftlicher Studien findet sich unter -----)
Es existieren nur wenige Studien, die psychologische Aspekte des Themas BDSM unter Berücksichtung moderner wissenschaftlicher Standards betrachten. Eine zentrale Untersuchung zu dem Thema stammt von dem us-amerikanischen Sexualwissenschaftler Charles Moser und wurde 1988 im Journal of Social Work and Human Sexuality (7;1, S.43-56) veröffentlicht. Er kommt zu dem Schluss, dass es generell an Daten über die psychologischen Probleme von BDSM-Anhängern fehlt, sich aber denoch einige grundsätzliche Tatsachen herauskristallisieren. Er betont, dass es keinerlei Anzeichen dafür gibt, dass BDSM-Anhänger gemeinsame Symptome oder irgendeine gemeinsame Psychopathologie haben und auch aus der klinischen Literatur kein konsistentes Bild von BDSM-Anhängern hervorgegangen ist. Moser weißt darauf hin, dass nicht nachgewiesen werden kann, dass BDSM-Anhänger überhaupt irgendwelche besonderen psychiatrischen oder gar einzigartige Probleme haben, die im direkten Zusammenhang mit ihrer Orientierung stehen.
Probleme treten teilweise in Bezug auf die Einordnung der eigenen Neigungen durch die Betroffenen auf. So ist die Frage nach der eigenen Normalität gerade in der Phase des eigenen Coming-Out häufig. Gerade in Beziehungen mit Vanillas kann das Entdecken entsprechender Neigungen nach Moser die Furcht vor einer Zestörung der aktuellen Beziehung nach sich ziehen. Dies, zusammen mit der Furcht vor Diskriminierung im Alltag, führt bei einigen BDSM-Anhängern zu einem teilweise sehr belastenden Doppelleben. Zugleich kann das Verleugnen von BDSM-Neigungen jedoch auch zu Stress und Unzufriedenheit mit dem sogenannten "Vanilla"-Lebensstil führen und erweckt bei einigen Betroffenen die Befürchtung, keinen Partner finden. Hierzu stellt Moser fest, dass BDSM-Anhänger, die Probleme beklagen, BDSM-Partner zu finden, zumeist auch auch Probleme haben, Nicht-BDSM-Partner zu finden. Der Wunsch entsprechende Neigungen abzulegen, ist ein weiterer möglicher Grund für psychologische Probleme der Betroffenen, da dies in der Regel nicht möglich ist. Der Wissenschaftler stellt in seiner Arbeit abschließend fest, dass BDSM-Anhänger nur selten Gewalttaten begehen. Aus seiner Sicht steht die eventuelle Beteiligung von BDSM-Anhängern an an gewaltsamen Handlungen meist in keinem Zusammenhang mit der in ihrem leben vorhandenen BDSM-Komponente.
Moser kommt in seiner Arbeit zusammenfassend zu dem Schluss, dass keinerlei wissenschaftliche Grundlage existiert, die es begründen könnte, dieser Gruppe Arbeits- oder Sicherheitsbescheinigungen, Adoptionsmöglichkeiten, Sorgerechte oder anderen gesellschaftlichlichen Rechte oder Privilegien zu verwehren.
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lg ama