Die Geschlechter haben unterschiedliche Hormonausstattungen und werden unterschiedlich sozialisiert. Daraus entstehen u.a Unterschiede in der Wahrnehmung, im Körpergefühl, in der Reizverarbeitung und in der Kommunikation. Dazu kommen Binnenunterschiede, bzw. individuelle Ausrichtungen. Man kann hieraus kultur- und zeitabhängige Normen ableiten. Die ändern sich aber immer wieder, sind nicht in Stein gemeißelt.
Interessant und aufschlussreich hierzu sind Gespräche mit Transmenschen, die ihr Geschlecht geändert haben und mindestens den hormonellen Unterschied am eigenen Leib erfahren und auch die Seite der Sozialisation. Als Beispiel mal Trieb und Sprache - da gibt es einmal in der viel mehr im Vordergrund sich drängenden Dringlichkeit Unterschiede wie auch in der (von Kind an erlernten) Sprechweise von Vokalen und Konsonanten (wobei es hier auch ganz große kulturelle Unterschiede gibt, also bleiben Verallgemeinerungen schwierig).
Deutschland hängt immer noch einem weitgehend von unseligen Vorkriegs-Zeiten bzw. auch einem religiös konnotierten Männer- und Frauenbild an, das in der Adenauerzeit noch sehr hoch gehalten wurde. Was ist männlich, was weiblich, was gehört sich, wer reagiert wie auf was, wer will welchen Sex, wer spricht kurz und akzentuiert, wer unbestimmter und 'weich', für wen ist es ok, Sex haben zu wollen, wer muss rein bleiben, bli bla blubb - alles schön festgezurrt und für gottgewollt und natürlich gehalten.
Die gesamte Erotikindustrie bedient zu 90% Männer, und für mich ist da optischerseits kaum was dabei, worüber ich nicht lachen muss oder das mich zum Gähnen reizt. Ein fremder nackter Mann lässt mich kalt, mein nacktes Kerli dagegen würde nicht weit kommen. Da bin ich mehr auf der vorgeblich weiblichen Seite. Andererseits bin ich gerne auf der dom und sad Seite unterwegs und habe keineswegs das Gefühl, Männchen durch lieb lächeln und Kopf schräg halten anlocken zu müssen. Ich muss überhaupt nicht immer vor mich hin lächeln oder anders auf unterwürfig machen, weder in der Erotik noch im Job oder sonstwo. Und ich kann rumgurren oder Tacheles reden.
Ein Mann kann mich optisch anmachen, aber niemals um den Verstand oder die Fassung bringen. Ich habe gerne Sex, muss aber nicht. Ich habe auch gerne Kerzen und Musik, muss aber auch nicht.
Was ist männlich, was weiblich? Mir egal, was gehen mich anderer Leute erotische Einstellungen an? Ich interessiere mich nur für meine Männers, und deren Erotik wird erkundet und ins Geplänkel integriert. Ohne feste Vorstellungen und Traditionen im Kopf.
Allerdings bediene ich mich mancher Mechanismen manchmal, um einen bestimmten Effekt zu erreichen. Körperhaltung, Stimmlage - funzt prima, wenn man die "Regeln" kennt und auch mal gezielt unterlaufen kann.