Ich hol mal ein bisschen aus, ja?
„ Nun haben wir gelesen, dass die überteuerten Geräte aus dem Erotikfachhandel durch ein TENS Gerät ersetzt werden können.
Ja und nein. Ja, klappen tut das damit auch. Nein, die Möglichkeiten sind Weitem nicht die selben. Dazu aber mehr weiter unten.
„Die Geräte aus dem Erotikfachhandel sind meist nicht genau spezifiziert welche Technologie dahintersteckt. Bei der medizinischen Elektrostimulation wird noch TENS und EMS unterschieden. Welches wäre jetzt das richtige für E-Stim (es gibt auch Kombigeräte falls beides was bringt).
Das kommt bisschen darauf an, was ihr tun möchtet. Technisch unterschieden sich beide Anwendungen genau in zwei Punkten: Wellenform und Amplitude. Während TENS Geräte dafür gedacht sind, den sensorischen Teil von Nerven zu stimulieren, stimuliert EMS den motorischen Teil. Oder, laienhafter: TENS lässt Muskeln in Ruhe und stimmuliert mehr, EMS stimuliert weniger aber dafür zucken die Muskeln.
Gerade im BDSM-Bereich gibt es für beides Bedarf. Aber vermutlich ist es TENS, dass ihr wollt, denn hir sagt ja:
„Für uns steht die Stimulation (bis zum Höhepunkt?) im Vordergrund und nicht die möglichen Schmerzen.
Nachdem diese grundlegenden Dinge geklärt sind, kann ich auch erklären, wo der Unterschied zwischen Discounter-Heim-TENS/EMS-Geräten, medizinischesn TENS-Geräten und eigens für Elektrostimulation im sexuellen Bereich Hergestellten Geräten ist. Und am Ende auch noch ganz kurz China-Billig-Sex-Stimulations-Teile.
Schauen wir uns zunächst die TENS Heimgeräte an. Diese sind für manche medizinischen Anwendungen geeignet, dienen allerdings vor allem der Entspannung. Muskelverspannungen lösen geht damit halbwegs gut, Schmerztherapie auch, aber das war's dann auch. Die Einstellungsmöglichkeiten sind dabei meistens gar nicht so schlecht - die Wellenform ist meist vorgegeben (üblicherweise kurze Pulse einer Sinus-Welle), aber Wellenlänge (="wie schnell wechselt die Wechselspannung zwischen Maximum und Minimum"), Impulsbreite (="wie lange fließt Strom bevor einer kurzen Pause") und Amplitude (="wie viel Strom fließt") lassen sich normalerweise regeln.
Das klingt (und ist) soweit alles ganz ok. Das Problem: für die Anwendungen, für die das gedacht ist, braucht es keine besonders hohe Stromstärke. Für "erotische Stimulation" aber schon, vor allem wenn mit einfachen Sinuswellen arbeitet, braucht es tendentiell etwas mehr. Sprich: für Prickeln taugen die Geräte, für Orgasmen eher nicht.
EMS-Geräte für den Heimgebrauch sind vor allem für Muskelaufbau gedacht. Ob sie das gut machen kann ich nicht sagen, zumindest aber ist ist altmodisches Training besser. Spaß im sexuellen Bereich machen sie vor allem, weil man Menschen die Kontrolle über ihre Muskeln ein Stück weit nehmen kann. Das reicht von zitternde Beinen auf denen man nicht mehr wirklich stehen kann zu Beckenbodenmuskulatur. Aber sonst kann man damit wenig tun. Einstellen kann man auch wenig - Üblicherweise die "Stärke" und das wars - und was das technisch dann verändert (Amplitude? Wellenlänge? Beides?) ist auch unklar.
Die medizinischen Geräte können da logischerweise mehr. Die können TENS wie EMS, und sind üblicherweise auch stark genug für andere medizinische Anwendungen als die Heimgeräte. Auch hier gibt es Geräte die auf bestimmte Dinge spezialisiert sind, aber auch welche, die quasi alles können. Im Detail darauf eingehen möchte ich hier aus zwei Gründen nicht: zum Einen bin ich kein Mediziner, und die Geräte sehr komplex. Zum Anderen aber sind die Geräte so teuer, dass man sich das für zuhause und nur für Spaß im Bett sowieso eher nicht kaufen würde.
Dann gibt's da noch spezielle Geräte, die von Firmen, die genau nur das machen, extra für "unsere" Verwendung beim Sex entwickelt wurden. DIe "Großen" Marken sind hier "EStim Systems", "Mystim", "Erostek", wobei die wohl bekanntesten Geräte das "Erostek ET312B" und "E-Stim Systems 2B" sind.
Kosten jeweils einen höheren dreistelligen Betrag - und sind damit ein vielfaches teurer als Heimgeräte für TENS.
Der Unterschied: die Geräte, die extra für Sex geschaffen sind, benutzen andere Wellenformen als nur simple Sinuswellen. Je nach Gerät gibt's verschiedene Programme mit verschiedenen Wellenformen. Und verschiedenen EInstellungsmöglichkeiten. Anders als die Heim-Tens-Geräte stellt man hier in der Regel aber nicht direkt physikalische Parameter der verwendeten Wellen, sondern die Regler sind einfach nur Input an einen Mikrochip, der daraufhin versychiedene Dinge verändert. Sprich: das ganze ist etwas mehr "high level". Das hat Vor- und Nachteile. Der größte Nachteil ist: man kann nicht direkt nachvollziehen, was man macht, und nur das anpassen, was vorgesehen ist. Der Vorteil dafür ist: da ging jede Menge Entwicklungsarbeit in das, was man dafür einstellt - und ich kann aus persönlicher Erfahrung sagen: es funktioniert.
Außerdem haben viele der Geräte Gimmicks wie Audioeingänge zur Steuerung, Internet- oder zumindest PC-Anbindung, Steuerung per App und ähnliches.
Ich hab bisher nur einmal an meines ein Oszi drangehängt und leider keine Bilder gemacht (muss ich mal!), und wirklich im Handbuch steht das natürlich auch nicht. Also wenn du die technischen Details willst, musst du selbst nachforschen.
Und dann wären da noch die auf Amazon, Wish und Co verkauften billig-Produkte aus China. DIe tun alle... irgendwas. Und das mal so und mal so aber selten sinnvoll und gut. Und was sie tun, und ob sie irgendwie sicher sind, das weiß auch niemand. Ich würde da die Finger weglassen.
Meine Empfehlung daher: für Einsteiger, um erstmal auszuprobieren, ob man das Ganze überhaupt mag, ist es eher Geldverschwendung, gleich Teure Geräte zu kaufen. Da reicht so ein Heim-TENS locker erstmal. Ich rate aber mindestens zu einem Gerät mit zwei Kanälen. Aber Orgasmen sollte man davon eher nicht erwarten.
Wenn man Spaß daran gefunden hat, lohnt sich daher ein Upgrade definitiv.
Abraten hingegen würde ich von China-Billigteilen sowie Selbstbauten. Zu letzteren gehört auch jegliche Elektronik, die nicht für die Verwendung an Menschen gedacht ist - darunter auch EIsenbahntrafos.
Warum ich davon abrate? Ganz einfach: Sicherheitsgründe.
Ja, niedrige Spannungen mit niedrigen Stromstärken sollten in der Regel beim Menschen ungefährlich sein. Zumindest, solange man Stromfluss über das Herz verhindert. Die Quelle des Stroms ist dabei natürlich prinzipiell egal. Nur: was als Medizingerät verkauft wird, hat entsprechende Tests hinter sich und entsprechende Siegel. Was für den erotischen Gebrauch bestimmt ist, hat keine Siegel und Qualitätsstandards, die es erfüllen muss, ist aber zumindest für Menschen gedacht und daran getestet. Alles Andere hat das garnicht - und hat auch keinerlei Absicherungen gegen Spannungsschwankungen oder Ähnliches. Soll jeder tun wie er möchte - aber ich persönlich finde das Risiko von sowas zu hoch. Da geb ich lieber ein bisschen mehr Geld aus. Und daher halte ich persönlich es auch für mich nicht für vertretbar, Informationen dazu öffentlich in's Internet zu stellen, wo sie jeder Depp (sorry) findet und vielleicht auf jede Menge dumme Ideen kommt. Daher - sollte unbedingt jemand daran festhalten wollen, dass das eine gute Idee ist - Infos dazu nur per CM.
„Habt ihr noch Tipps zum besten Zubehör?
DIe Klebeelektroden, die üblicherweise überall dabei sind, sind eher... meh. Damit kann man mal rumspielen, aber auf dauer sind die nicht besonders gut dafür geeignet, den Strom da hin zu bekommen, wo er hin soll. Ich rate also schon dazu, mal in Buttplugs, Dildos oder auch Dilatoren zu investieren. Und dann einfach mal rumprobieren, was gefällt. Allerdings: auch die Elektroden sind nicht ganz billig. Hier ist selber bauen dann auch kein so großes Thema. Oder einfach "gewöhnliche" Edelstahlspielzeuge verwenden und irgendwie mit den Kabeln verbinden (Klebepad drauf, z.B.). Allerdings: so ein massives Spielzeug bildet natürlich immer nur einen Pol, man kann also zwar zwei solche als zwei Elektroden verwenden (sagen wir, einen DIldo und einen Plug), aber nicht nur eine Stelle stimulieren (wie das ein Buttplug mit zwei Polen könnte).
Wenn ihr mir genauer sagt, was ihr euch so vorstellt (und bei wem), kann ich auch konkretere Empfehlungen geben, was ihr so versuchen könntet.