Heimliche Sehnsucht!
Wir arbeiten schon viele Jahre in der gleichen Firma, wir sehen uns sporadisch, begegnen uns freundlich. Mal sehen wir uns oft, mal reden wir miteinander, dann verlieren wir uns für Wochen aus den Augen. Du erklärtest mir viel, nahmst dir Zeit. Zeit, die du beruflich und auch privat eigentlich nie hattest. Wir sprachen über meine herannahende Hochzeit, wurden beruflich zu einem Team, wir sahen uns öfter. Die Themen wurden privater und irgendwann tauschten wir Nummern aus.Eine Urlaubskarte aus der Türkei? Du hast mir wirklich geschrieben! Unser Altersunterschied ist immens. War da ein Funkeln in deinen Augen? Flirtest du mit mir? Ist da auf einmal etwas, das ich all die vielen Jahre übersah?
Wir saßen alleine in deinem Büro, mein Herz schlug mir bis zum Hals. Du sahst mich freundlich an – ich sprang über meinen Schatten und hielt das Kribbeln im Bauch nicht mehr aus. Ich fragte dich vorsichtig, ob da mehr sei – Herzbeben – und du hast gelächelt und nahmst meine Hand. Es war mehr! Der erste Kuss geschah an diesem Tag und alles war aufregend.
Ich wurde dein Augenstern, welch einmalig schönes Wort. Es folgten Begegnungen im Büro und auch abends. Wir spielten ein heißes Spiel. Sehr selten, aber kontinuierlich. Du sagtest, ein Tag ohne mich sei schwer. Mit das schönste Kompliment, das du mir je gemacht hast.
Als ich dich zu sehr vermisste und der Spagat zwischen Familie, Beruf und mir nicht mehr funktionierte, wollte ich es beenden und konnte nicht. Nach einer Woche vermisste ich das Funkeln, deine Augen und alles, was uns je verband.
Ich kam zu dir zurück, es schien perfekt, noch so viel besser als zuvor. Bis du beschlossen hast, dass du mir nicht gut tust. Es folgte eine SMS ohne Erklärung. Auch wenn es „schmerze“, es sei das Beste. Die Gefühle zu dir hätten nie sein dürfen, die Treffen nie stattfinden.
Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, wenn sich unsere Wege wieder einmal kreuzen sollten. Ich werde stark sein, so wie du mich kennst. Ich werde fröhlich sein und mein perfektes Schauspiel weiterführen.
In der Zeit des Vermissens konnte ich bereits üben. Ich übte jeden Tag, dich nicht zu stören, dir allen Freiraum zu lassen, um immer der Sonnenschein zu bleiben, der dich aus dem Alltag abholt. Im Gegenzug gabst du mir ein unbeschreibliches Gefühl der Sicherheit, Vertrautheit und Ruhe. Wie gerne wäre ich länger ein kleiner, geheimer Teil deiner Familie gewesen.
Verurteilt mich, wie ich auch selbst mein Herz für meine Gefühle zu ihm verurteile. Weinen darf ich nicht, wie sollte ich es meinem Mann erklären? Der Preis für dich zerreißt mich innerlich und leise. Meine Sehnsucht bleibt und eine Aussprache wird es wohl nie geben.
Die Hoffnung wartet sehnsüchtig auf diesen Moment, diese Sekunde, auf dein Lächeln – irgendwann.