Es gab eine Frau, die mich damals total fasziniert hat, Ex-Freundin von einem Klassenkameraden. Wir kannten uns schon eine Weile, und ich dachte wirklich, die ist es, solche Gefühle können nicht falsch sein.
Sie hatte damals einen neuen Freund, a) der mehrere hundert km weit weg wohnte, und b) sie erzählte oft, daß es so "na ja" liefe. Die große Liebe sei es nicht. Ein Wochenende kam er zu ihr, das nächste fuhr sie zu ihm, das dritte hatte sie "frei". Sie nannte es Nichtangriffspakt.
Wir verstanden uns gut, unternahmen zunehmend Dinge miteinander, flirteten, ...
Dann erzählte sie mir, für "unter der Woche" hätte sie an ihrem Heimatort noch einen Mann kennengelernt, verheiratet, aber er gäbe ihr das Gefühl, nicht allein zu sein. Aber so wirklich sei es auch nichts, vor allem da er seine Familie nicht verlassen wollte, wie sie sagte.
Ich nahm mir, wenn es möglich war, Zeit für sie, wir telefonierten, wir unternahmen weiter Dinge zusammen, wobei es immer wieder vorkam, daß ihr kurzfristig was dazwischen kam oder sie sich nicht wohlfühlte, und ich hatte natürlich vollstes Verständnis und nahm Rücksicht.
Aber mit mir könnte sie so gut reden, ich würde sie verstehen, ...
Nach einigen geplanten Treffen, die geplatzt waren, und einigen Telefonaten hatten wir beschlossen, an einem Samstag in ihre Lieblingsstadt, wo sie studiert hatte, zu fahren und uns einen schönen Tag zusammen zu machen. Nur wir zwei.
Am Morgen rief sie dann an, ihr ginge es heute nicht so gut, Bauchweh und so, desswegen könne sie nicht mit mir hinfahren, aber bis Mittag würde es ihr wahrscheinlich wieder besser gehen, dann würde sie sich melden, und wir könnten am Nachmittag noch was zusammen machen.
Es kam kein Anruf, und gegen 17:00 überlegte ich mir dann, wenn es ihr wirklich so schlecht ginge, wollte ich ihr wenigstens eine kleine Freude machen. Ich hab' eine Blume gekauft und bin zu ihrer Wohnung gegangen. Für alle Fälle hatte ich auch einen Zettel und einen Stift mitgenommen, und falls sie nicht öffnen würde, könnte ich eine Nachricht schreiben und die Blume vor die Wohnungstür stellen.
Sie machte auf mein Klingeln nicht auf. Ich dachte, vielleicht sei sie gerade wegen ihres Bauchwehs im Bad beschäftigt, also beschloß ich, 15min zu warten, dann nochmal zu klingeln, und wenn sie dann immer noch nicht öffnen würde, dann wollte ich die Blume mit einem Zettel abstellen.
Vor der Haustür gab es eine Bank, und ich setze mich dort hin.
Die 15min mußte ich gar nicht warten. Kurz darauf kam sie - mit Nr. 2 Hand in Hand um die Ecke, sah mich da sitzen und meinte: "Oh, das ist jetzt dumm gelaufen."
Sie nahm die Blume und ging dann mit Nr. 2 in die Wohnung.
Die Sache ist über 20 Jahre her. In lockeren Abständen läßt sie mir über gemeinsame Bekannte ausrichten, ich solle mich doch mal wieder melden...