Bodymodification - schön oder krankhaft?
Da das Thema unter Cutting/Branding zu großen Diskussionen geführt hat, allerdings den Themenbereich dort jedoch ziemlich weit überschritten hat möchte ich hier nochmal ein neues Thema aufmachen.Was ist Bodymodification?
• kurz auch BodMod oder deutsch Körperveränderung genannt bezeichnet Eingriffe am Körper, welche nur schwer bis gar nicht mehr rückgängig zu machen sind.
Der Film zum Thema: Modify (2005)
- Beispiele:
Cutting
Branding
Dermal Anchors
Piercings
Dehnen versch. Körperteile (Ohren, Brustwarzen, Schamlippen, Hodensack)
Spalten der Zunge
Implantate (versch. Materialien möglich)
Zirkumzision, Subinzision, Bifurkation
Veränderungen der Vulva, Entfernen der Labien oder Klitorisvorhaut
Lotusfüße
Tellerlippen
Schädeldeformation
...
Bodymodifications werden nur als solche bezeichnet, wenn die Intention desjenigen, der sich verändern lässt, die ist, dass er sich selbst unter dem Aspekt des BodMod verändern möchte.
Schönheitsoperationen (z.B. eine Brustvergrößerung ist nichts anderes als eine Implantation) werden nicht zum BodMod gezählt, ebenso wenig werden verschiedene SM-Praktiken (z.B. Auspeitschen, Würgen bis zur Bewusstlosigkeit,...) nicht dazugezählt.
Auch pathologische Persönlichkeitsstörungen wie z.B. Borderline (bzw. damit impliziertes SvV) darf damit nicht verwechselt werden!!
Ob BodMod an und für sich als pathologisch zu bewerten ist, ist auch unter Experten umstritten.
Ich denke, dass sicherlich unterbewusste (pathologische oder als pathologisch bezeichnete) Strukturen zugrunde liegen müssen, um eine solche Veränderung mit seinem Bewusstsein vereinbaren zu können, was allerdings auch für Schönheits-OPs, SM-Praktiken usw. gilt.
Woher stammt BodMod?
In vielen archaischen Kulturkreisen wurde und werden BodMod als Initiationsritus verwendet.
Was z.B. einen symbolischen Übergang zwischen Kind/Erwachsener darstellen soll.
BodMod ist abhängig von sozialen und kulturellen sowie eigenpsychischen Umständen.
In vielen Kulturkreisen blieb den Menschen keine eigene Wahl - die Riten mussten befolgt werden (Lotusfüße, Tellerlippen, Giraffenhälse, Beschneidung (w),... - natürlich wurden diese BodMod dort unter anderen Gesichtspunkten gesehen, dennoch finde ich es wichtig, zu erwähnen, dass man BodMods dieser Art kaum mit dem heutigen Verständnis von BodMod vergleichen kann.
In unserem Kulturkreis hat JEDER selbst die FREIE WAHL, was er mit seinem Körper macht.
Solange dies freiwillig ohne Zwang geschieht ist es imho völlig OK.
Jeder muss nur sein eigenes Leben leben.
Warum BodMod?
In versch. Stämmen und Kulturkreisen als Zugehörigkeitszeichen zum jeweiligen Clan/Stamm.
Aus funktionalen Gründen (z:b. Erhöhung der sexuellen Stimulanz)
eigene, individuelle Gründe
---> und hier kann die Diskussion beginnen - warum denkt ihr verbreitet sich BodMod in der heutigen Zeit immer mehr?
Eigene Erfahrung:
Ich selbst habe zwei kleine, gecuttete Sterne am Oberschenkel/Knie.
Meine eigene Vergangenheit war nicht immer einfach - wer mehr über meine Erfahrungen und meine Lebenseinstellung wissen möchte kann über mein Profil zu meiner Homepage gelangen...
Nun - ich hatte mich in meiner Jugend nach Missbrauch (körperlich und emotional) selbst verletzt, was ein Ausdruck meiner Seele war, damit umzugehen und Erlebtes zu verarbeiten.
Was wirklich leicht zu einer Art Sucht werden kann (sowohl SvV als auch BodMod, führt zu einer Opiat- und Endorphin-Ausschüttung).
Das Cutting war vor ca. 1/2 Jahr - es war mein eigenens idividuelles, symbolisches Zeichen, mit meiner Vergangenheit abzuschließen, meine Erfahrungen zu nutzen und mein Leben zu transformieren.
Das sagen diese beiden Sterne für mich aus. Dass aus Schmerz und schwierigen Erfahrungen sehr wohl etwas neues, gutes und heilsames Entstehen kann.
Immer wenn ich vor schwierigen Entscheidungen stehe, wenn ich Menschen in schwierigen Lebenssituationen betreue usw. hilft es mir, mir diese Sterne zu betrachten, da sie eben für vieles von mir persönlich stehen.
Ich hoffe, dass die Diskussion hier sachlich bleiben und jeder bereit ist, die Standpunkte von Anderen gelten zu lassen und nicht verletzend kommentieren.
Danke.