Schicksal und Glauben...
Ich will hier niemanden bekehren, denke persönlich, jede Religion ist einfach eine Sichtweise, um Dinge zu beschreiben, die vor der Moderne eben mit Gott erklärt wurden - eine sachlich neutrale Auseinandersetzung mit dieser Sichtweise als humanistisches Gedankenerbe (kulturell betrachtet) kann aber auch heutzutage, wo diese Fragen - anders als früher überhaupt vorstellbar - auch attheistisch erörtert werden können, dennoch wertvoll sein.
Also, ich sehe hier eine meines Erachtens Fehlinterpretation der Religionslehre, welche wo auch immer ihren Anfang nahm.
Trost für unkontrollierbare Ereignisse im Glauben zu finden ist vielleicht ein häufiges Motiv, aber nach meinem Verständnis nicht zwingend damit gemeint. Viel mehr sind die nicht menschenverursachten Leiden (z. B. der Tod) auch grundsätzlich mal eine gegebene wie hinzunehmende Aufgabe, das beste aus seinem Leben zu machen und eigentlich nach dem Glück zu streben (z. B. eine ewige Existenz würde vermutlich auch träge machen).
Vieles hingegen, was die Menschen wirklich als negativ bewerten und wofür jedenfalls ich selbst auch keinen Trost in irgendeinem Glauben finden könnte, ist ja schon menschengemacht (z. B. Klimawandel, Kriege, Ungerechtigkeiten...), jedenfalls der Religionsmythologie nach nicht "gottgegeben".
Immer wieder wird dann gefragt: "Aber warum lässt Gott, wenn es ihn gibt, er allmächtig und gut ist, eigentlich solches Leid zu?" Die Antwort auf diese Frage ist nicht zynisch, auch wenn sie für manche so klingen mag: "Weil er den Menschen die Freiheit lässt, auch, wenn sie diese für 'böse' Taten nutzen."
-> Liebe lässt frei und zwingt auch nicht durch Alternativlosigkeit, 'Gutes' zu tun.
In diesem Zusammenhang tauchte vorab im Thread der biblische Schöpfungsauftrag an die Menschheit auf, "sich die Erde untertan (zu) machen".
Hierzu ist schon anzumerken, dass der Begriff "Tyranei" zur Zeit der Geschichtsschreibung noch gar nicht negativ besetzt war, im Gegenteil: Ein Alleinherrscher, ein "König", hatte zu Zeiten des AT die automatische, selbstverständliche und deshalb wohl auch nicht explizit nochmal wörtlich erläuterte Pflicht, seinem Volk zu dienen, seine Herrscherzeit zur Verbesserung und zum Schutz seiner anvertrauten Untertanen zu nutzen. Autorität und Macht legitimierte sich damals viel stärker als sogar in manch heutigen Demokratien aus dem Volk heraus, wurde von den Untertanen altruistisch gegeben und nicht von oben herab egoistisch diktiert; der eigentliche Grund, warum sich Menschen begannen, überhaupt einen König - ich nenne es mal überspitzt - "zu halten/ zu leisten", war, damit dieser die Menschen vor Gefahren schützen und das große Ganze und die Gemeinschaft im Blick behaltend Entscheidung zum Wohle Aller treffen könne.
Diese ganz andere Sichtweise führt dann schon zu einem ebenfalls ganz anderen königlichen Gottesbild, als es von vielen ReligionskritikerInnen heutzutage völlig zurecht bemängelt wird.
- ENDE
Aber bitte nicht falsch verstehen: Jede/r soll glauben dürfen, was sie/er will, Religionsfreiheit ist auch die Freiheit von Religion.
Für mich ist Glück auch eng mit liebvoller Freiheit verbunden, eine Unabhängigkeit, die im Glauben durchaus zu finden möglich ist.