Liebes Frauchen,
• leicht lächelnd in mich hineinschmunzel -
ich denke mittlerweile, dass ein jeder Mensch auch seine Aggressionen in sich trägt und es ihm gut täte, die in geeigneter Form "rauszulassen". Die einen haben dazu Gelegenheit in einer Beziehung, die anderen leben dies im Arbeitsalltag gegenüber ihren Kollegen...
Ich denke da bei mir an eine Zeit in meinem Leben, da ich unversehens in eine Beziehung mit einer Frau reinlief, die im Alltag jederzeit "ihren Mann stand", und im privatesten Bereich sich danach sehnte, dominiert zu werden.
Und das passierte mir, dem Zärtlichkeits-Junkie, dem Romantiker, dem Kuschel-Bären... Anfangs wusste ich nicht, warum es bei uns im Bett nicht so recht klappte - ausserhalb der "Horizontalen" waren wir doch ein Herz und eine Seele?
Sie hatte es mir nie mit Worten gesagt, dass sie auf "die harte Tour stand" - und ich hatte irgendwelche Anzeichen geflissentlich übersehen (allein verschiedene Bücher in ihren Privat-Regal hätten mir eigentlich zu Denken (und zu Verstehen !) geben sollen.
Es war dann in einem gemeinsamen Urlaub, in dem wir uns eines Abends (wieder einmal) sprachlos im Bett gegenübersassen - ohne einen blassen Schimmer meinerseits, warum wir (wieder einmal) nicht zueinander fanden. Urplötzlich packte mich eine kalte Wut, ich zog meine Partnerin so über meinen Schoss, dass sie bäuchlings zu liegen kam und mir ihren Po entgegenstreckte. Ohne auch nur einen Gedanken lang zu zögern, streckte ich Zeige-, Míttel- und Ringfinger meiner rechten Hand gerade und bohrte sie in ihre "Fleur" hinein --
-- mit dem Ergebnbis, dass sie einen der allerheftigsten Orgasmusmen erlebte, die ich von ihr kannte. Es durchschüttelte sie regelrecht und meine Wut steigerte sich zunächst noch mehr. Zum allerersten Mal in meinen Leben (wenn auch nur mit meinen Fingern) vergewaltigte ich einen Menschen! In dieser ungebremsten Wut meinerseits mischte sich urplötzlich Lust, Lust am Dominieren, und ich fickte sie zunächst mit meinen Fingern von einem Orgasmus zum nächsten - und als sie nur noch atemlos dalag, legte ich mich auf ihren Rücken und nahm sie nochmals a tergo, bis auch ich zu meinem grossen Flug in die Exstase ansetzen konnte.
Danach zwei erschöpfte Menschen - eine durch und durch glückliche und befriedigte Sie und ein zwar befriedigter, aber durch und durch verunsicherter Er.
"Mein Gott - was habe ich da gemacht?" durchfuhr es mir immer wieder. Mir als "gesellschaftlich diplomierten Pazifisten"? Mir als sogenannter "Frauenversteher"? Sprachlos war ich weiterhin. Aber es war der Beginn einer neuen Aera zwischen uns - es klappte immer dann im Bett, wenn ich sie dominierte - dies auch gegen meinen ursprünglichen Willen. Aber ich liebte diese Frau - was blieb mir also anderes übrig? Schläge, Reitgerte, Fesselspiele, Rasur-Spiele (mit dem echten Rasiermesser), Analverkehr ohne Vorbereitung ihrer Rosette, Foto-Sessions und sie musste diese Fotos vom Foto-Labor abholen - all dies wurde Alltag in unser beider Betten - bis ich diesen Widerspruch endgültig nicht mehr ertrug und sie verliess.
Mein schlechtes Gewissen über dieses "das tut man nicht" und meine unverarbeiteten Prügel, die ich als Kind bezog, straften mich nachträglich doppelt und dreifach. Jahrelang (wirklich!) danach noch machte mir mein Verhalten zu schaffen - bis mir klar wurde, dass ich mir selbst diese Dominanz nicht erlaubt hatte. Jedesmal bei diesen Akten war ich danach mit meiner "dunklen Seite" in mir konfrontiert, die ich einfach nicht wahrhaben wollte.
Irgendwann - der Zufall wollte es - kam ich in einem Chat mit einer erfahrenen Sub ins Gespräch, es folgte ein ausgiebiger Mailverkehr über dieses Thema. Dabei konnte ich mir über all diese Denkverbote (und erst recht "Fühlverbote") klar werden und "ja" dazu sagen, dass in mir auch ein "Zimmet" steckt, der Lust am Dominieren hat.
Mittlerweile weiss ich, dass es auf den Rahmen ankommt, in dem ich handle. Was sie zulassen kann, ist auch erlaubt. Und gerade hierbei kommt zum Tragen, die feinen Vibrationen verstehen zu können - zu verstehen, was noch sein darf und was nicht mehr sein darf. "Dominant-Sein" ist nichts für "Gefühlskrüppel" - nein, sicher nicht.
Ich und meine derzeitige (?) Partnerin geniessen diese gegenseitige Grenzgängerei, und ich habe in all den Jahren nach dieser oben erwähnten Beziehung viel über mich gelernt. Und - keine Ahnung, ob es so sein muss, unsere Partnerschaft ist eine "under cover"-Partnerschaft. Sie lebt ihren Alltag in einer Kuschel-Partnerschaft (vulgo: "Vanilla") mit einem anderen festen Partner. Mit mir zusammen bricht sie aus diesem Alltag aus, ohne dass ihr Partner davon weiss...
Was ich Dir, Frauchen, damit sagen will?
Dass Dein Mann noch (verdammt viel) Zeit braucht, sich über seine aggressive Seite in sich klar zu werden.
Dass das "Coming-Out" als Dom zuweilen nicht so einfach ist.
Dass Gewalt und Gewalt noch lange nicht das Selbe sind.
Dass Gewalt in der Dom/Sub-Beziehung eine besondere Art der Zärtlichkeit ist.
Dass man manchmal den Vanilla-Partner schonen muss, weil er sonst rettungslos überfordert ist.
Dass es zuweilen richtig sein kann, die Sub/Dom-Beziehung ausserhalb der festen Partnerschaft zu finden.
...und nicht zuletzt:
Dass ich Deine Wünsche, die Du in deinem Ursprungsposting beschrieben hast, als vollkommen legitim erachte!
Mögest Du - in welcher Form auch immer - zur Erfüllung Deiner Wünsche gelangen!
mit zimtscharfen Grüssen,
zimmet