Wie man es für sich definiert, ist sicher auch eine Frage wie man es für sich heraus gefunden hat.
Ich bin ein monogamer Beziehungsmensch, brauche Nähe und Harmonie. Dazu ein Gentleman alter Schule.
In meinen ersten beiden Beziehungen zu Vanillas, versuchte ich auch all dem gerecht zu werden. So auch im Zeitgeist von vor 25 Jahren. So war ich mir sicher, bei allen Bemühungen auch alle Erwartungen zu erfüllen und verstand nicht, dass es immer noch nicht gut war. Nach den üblichen und typischen Irrungen und Wirrungen beschloss ich, es nicht länger den Holden recht zu machen sondern zur Abwechslung mal mir. Das war der Moment da ich beschied, meinem Naturell zu folgen. Fortan war ich der Herr im Haus und wer meine Hand und Arm zum Geleit annimmt, wird mir auch gerne folgen. Und siehe- auf einmal funktionierte es. Im Grunde tat ich nichts anderes wie zuvor, nur eben auf meine Art und Weise und nicht so, wie Madame es meint. Alsbald war ich der dominante Part in der Beziehung und es wurde dankend angenommen. Zum ersten Mal konnte ich ganz ich selbst sein und wurde deswegen nicht zurück gewiesen- im Gegenteil!
So war es dann auch im Bett. Zuvor stets bedacht auf ihre Bedürfnisse und ihre O's, nahm ich mir was ich wollte und wann ich es wollte. Ich machte mit ihnen was ich wollte und immer wenn ich dachte- ich wäre nun wirklich zu weit gegangen, wollten sie nur noch mehr! Welch eine Offenbarung! Womit ich auch die (sex.) Welt der Devotinas entdeckte...
Weitere Jahre sollten ins Land gehen bevor die Dinge auch mal einen Namen bekamen. Und das auch nur zufällig. Meine Beziehungen wie meine Sex. waren von einer dom/sad Neigung geprägt, welche in etwas zu verorten ist, das man BDSM nennt. Bis dahin hatte ich eine völlig andere Vorstellung davon. Erst dann begann ich mich damit thematisch auseinander zu setzen. Ich erkannte dass BDSM ein Universum für sich ist, wie man hier von einer Vorliebe sprechen kann, ist mir schleierhaft. Eine Vorliebe für ein ganzes Universum?
Nun da ich mein Naturell kannte, es wesentlich wie sex. auch auslebte, zeigten sich dann auch tatsächliche sex. Vorlieben auf, wie auch (un)bedingte Verhaltensmuster. Aber all das ist meilenweit entfernt von dem, was man heute unter BDSM versteht. Fetische, Kinks, Parties, Promiskuität, LLL & Co, und jegliche (lit.) Vorlagen, tangieren mich kaum bis gar nicht. Kenne keine Sessions, Regeln, Aufgaben, kein Safeword, Ampeln usw. Denn ich spiele nicht und spiele nicht damit. Ich bin nur ich und im Umgang mit mir braucht man all das nicht.
Ich entdeckte also mein Naturell, meine Wesenszüge sowie meine sex. Ausprägung neu und fand mich zunehmend immer mehr im reinen mit mir und meiner Neigung. Ich bin ich und ich kann und darf so sein. Das sehe ich im großen Ganzen und immer noch nicht als eine Art zu leben oder eine sex. Facette. Es so zu sehen, käme einer Filetierung, einer Schichtaufnahme gleich.
Nach Jahren des D/s und SM, sowie TPE entdeckte ich nun wieder etwas neues, was ich zuvor für nicht möglich gehalten hätte und mir auch nur aufgrund (m)eines Naturell möglich ist. DDlg- was m.E. auch ganz ohne BDSM und allein für sich stehen kann! Eine erste Mail mit nur einem Emoji, welches ich als "Daddy?" interpretierte, stieß diese Tür auf. Ganz besonders hier wird überaus deutlich, dass es sich um Persönlichkeitsanteile handelt, die explizit angenommen werden können und müssen, sonst geht es einfach nicht auf. Wer darauf reagiert, muss dieses "Gen" in sich tragen, sonst fühlt er sich nicht angesprochen. Das ist ein Instinkt, hier reagiert man ohne darüber nachzudenken. Und auch ohne jeglichen sex. Hintergedanken. Nie hätte ich gedacht, dass ich ein Daddy-Gen haben könnte. Es ist mir mein eigenes Komplementär zum dom/sad Anteil, womit sich der Kreis für mich schließt. Denn hier kann ich auch meine äusserst sensible Seite ausleben, so das sie auch angenommen wird.
Eingangs war die Frage, wie denn wohl die Lebensart einer Sub/Sklavin aussieht. Hier mal die eines Daddy/dom/sad. Dabei geht es sich darum sich selbst zu erkennen, und sich mit seinem passenden Gegenüber selbst zu verwirklichen. Anhand seiner Neigung, dem Naturell, dem Wesen das man ist und man komplementär teilen kann. Sich selbst sein. Ist das eine besondere Art von leben? Eine Facette der Sex.? Ich bin doch nur ich und nichts weiter.