Sextagewoche
von Rosa Lippe
Ich gebe zu, ich kann meine Schamesröte nicht unter Kontrolle bringen, wenn ich auf dem Ficktualienmarkt ausgerechnet Gurken und Bananen verlange. Sehe ich wirklich so untervögelt aus, oder bilde ich mir beim Blick des Verkäufers nur ein, dass er an das denkt, was eigentlich der Metzger nebenan tun sollte - Schweinekram...?!
Eier kaufe ich wohl auch deshalb immer beim Händler nebenan, das ist unverfänglicher.
Einkaufen ist echt eine Tortur, allein schon, wenn ich meinem Vater einen Vorratspack Rasierer mitbringen soll. Ich sehe förmlich die Gedankenblase der Kassiererin und möchte ihr am liebsten genervt entgegnen: Nein, ich bin weder derart schnell zugewuchert, noch bereite ich mich jeden Tag auf einen potentiellen oder bereits geplanten Akt vor!!!
Scheinbar kaufe ich auch zu viele Dessous, wir haben hier ja nur den einen schönen Laden. Dass es was Besonderes sein soll, tu ich für mich, gefällt mir eben besser als diese unsägliche Stützwäsche, die habe ich nun wirklich (noch) nicht nötig. Aber dass ich relativ häufig neue brauche, liegt weder an Gewichtsschwankungen, auch nicht daran, dem immer gleichen Lover immer neue Reize bieten, noch wechselnden Lovern entsprechende Vorlieben bedienen zu wollen, sondern meine Waschmaschine ist ein eifersüchtiges Miststück und frisst mir fortwährend Löcher in meine textilen Errungenschaften. Dass mir das mit den Strümpfen genauso geht, interessiert aber wohl keinen Menschen...
Online shoppen? Klar, letztens "erwischte" mich meine große Tochter und schien irgendwie peinlich berührt, weil sie glaubte, Mama stöbere in einem Sexshop rum.
Kein Auto - kein Großeinkauf, stattdessen jeden Tag ein bisschen Schlepperei, bin trotzdem ganz verspannt; traue mich nun aber wirklich nicht auch noch, in einem Fachgeschäft nach einem qualitativ hochwertigen Massagestab zu fragen, und da macht es keinen Unterschied, ob ich mit meiner Freundin oder mit meinem Bruder unterwegs wäre. Ich hab' keine Lust mehr! Oder zu viel...