„@******_67
Nochmals: Ich persönlich lehne nicht Menschen(!) mit Tattoos oder Piercings ab, wohl aber stören Tattoos oder Piercings mein ästhetisches Empfinden und stellen daher eine Beeinträchtigung meiner Befindlichkeit dar, die ich, wo immer es für mich(!) unkompliziert möglich ist, gerne vermeide.
(...)
Manche sich im Alltag häufig wiederholenden Situationen dagegen kann ich teilweise in Bezug auf bestimmte äußerliche Kriterien, die mir eher unsympathisch sind, in einem gewissen Maß beeinflussen, indem ich mich ihnen entziehe oder anderweitig aktiv für Abhilfe sorge. Der unspektakuläre Wechsel der Bäckereifiliale oder des Bankberaters sind Beispiele dafür. Im Falle der Sanitär- und Heizungsfirma könnte es allerdings sein, dass ich bei einer späteren Beauftragung unter normalem, also nicht Notfall-Bedingungen, darum bitten würde, mir, sofern möglich, eine*n anderen Mitarbeiter*in als bei dem erfolgten Notfalleinsatz zu schicken, ohne sichtbare Piercings und Tätowierungen.
„Der von Dir, @******_67, angeführte Reaktion Deines Arbeitgebers ist für mich nachvollziehbar, insofern die jeweiligen Körpermodifikationen der Angestellten sich tatsächlich als geschäftsschädigend erweisen, d.h. wenn Kunden ausdrücklich aufgrund solcher Modifikationen Aufträge lieber nicht erteilen und, falls die Arbeit nicht von anderen Mitarbeitern erledigt werden (können), sich stattdessen an ein anderes Unternehmen wenden. Darauf muss er reagieren und es ist allein seine Entscheidung, wie er damit umgeht, und diese wird er im Zweifel vermutlich auch davon abhängig machen, welche Größenordnung und sonstige Auswirkungen der erlittene bzw. anzunehmende Schaden auf den Geschäftserfolg hat.
Meine Hausbank z.B. beschäftigt meinen ehemaligen Betreuer selbstverständlich weiter, da er sehr erfolgreich ist und es genug andere Kund*innen gibt, die sich an seinen auffälligen Tattoos und den beiden Ohrtunneln nicht gleichermaßen stören wie ich. Ich bekam einen anderen, ebenfalls kompetenten, Betreuer, die Bank hat mich als zufriedenen Kundin behalten und verdient weiterhin an mir. Alles ist im Lot.
Dein Arbeitgeber könnte sich grundsätzlich sogar für eine völlig andere Reaktion entscheiden, nämlich jemandem wie mir erklären, dass er meiner Bitte zwar nachkommen könnte, dies aber nicht möchte, da er dies als Diskriminierung einstufen würde, die fachliche Qualifikation der betreffenden Person außer Zweifel stehe und er Menschen, die sich an dafür nicht maßgeblichen Äußerlichkeiten stören, lieber nicht als Kunden haben wolle, und dass ich mich unter diesen Umständen dann bitte an ein anderes Unternehmen wenden solle.
Für welche der angeführten Möglichkeiten des Umgangs in einer konkreten Situation er sich entscheidet, steht dem Arbeitgeber frei, ebenso wie es Kunden gleichermaßen frei steht, sich für oder gegen eine Auftragsvergabe oder einen Kauf zu entscheiden, falls die Ausführung zu Bedingungen erfolgt, die ihm, warum auch immer, nicht zusagen.
Ich erlaube mir, ergänzend dazu aus einem Beitrag von
@**********oment zu zitieren:
Haltung und Handeln haben Konsequenzen. ... Für mich soll jeder so leben, wie er oder sie es für richtig hält, nur muss ein jeder dann auch mit den Konsequenzen umgehen können, die daraus resultieren. Und das dann bitte ohne sich zu beschweren....
Sag mal,
@*******sima ,
wie würde Dir denn Deine eigene Argumentation schmecken, wenn wir "tätowiert" durch mmmmh, sagen wir: "fettleibig" ersetzen würden?
Ich fände es jetzt armselig von Dir, auf "Schilddrüsenprobleme" etc. zu verweisen. Fettleibigkeit ist im Regelfall einfach einer Kombination aus grottenschlechten Ernährungs- und Bewegungsentscheidungen geschuldet.
Fettleibigkeit ist also im Regelfall - in den von Dir zitierten Worten: eine "Konsequenz" aus "Haltung und Handeln".
Weiterhin - ich benutze Deine Worte - "stör[t]" Fettleibigkeit das "ästhetische Empfinden" vieler Menschen "und stell[t] daher eine Beeinträchtigung [der] Befindlichkeit [vieler Menschen] dar, die [diese], wo immer es für [sie](!) unkompliziert möglich ist, gerne vermeide[n]."
Fettleibigkeit ist also die Konsequenz eigener Haltung und eigenen Handelns. Und viele Menschen finden sie unästhetisch.
Wäre es nun akzeptabel, dass ich beim Meister anriefe und ihn bitte, mir nächstes mal einen "nicht so unangenehm fetten" Handwerker zu schicken? Weil der mit seinem Fett mein ästhetisches Empfinden stört? Und ich mich in seiner fettleibigen Gegenwart unwohl und in meinem Wohlbefinden beeinträchtigt fühle?
Ich hoffe: NEIN !!!
Der Unterschied liegt auch nicht darin, dass der Handwerker ja auf seine Tattoos verzichten könnte.
(Der Moppel könnte ja auch auf seine Sahnetorte verzichten und mal joggen gehen.)
Der Unterschied liegt darin, dass die Diskriminierung von Tätowierten in bornierten aussterbenden Gesellschaftsschichten LEIDER AKZEPTIERT ist.
Die Diskriminierung von Fettleibigen ist ZURECHT NICHT akzeptiert.
Ich bin übrigens nicht tätowiert.