Gesang der Nymphe
Schließe die Augen. Lausche!
Überlass deinen Körper
Dem hohen Gras. Atme die Erde.
Lass Kopf und Gedanken sinken,
Ergib dich dem Geruch des Waldes.
Während dein Haar sich mit hellen Halmen
Und assyrischen Blüten verflicht.
Häute dich, einmal mehr, ent-puppe dich.
Breite sacht die Flügel aus, lass deine Farben strömen.
Behalte, was dich nährt und
Lass los, was dich beschwert.
Dein Körper, jetzt ganz leicht, tanzt mit den Wellen,
Wiegt sich im Wind,
wie die Weiden am Ufer. Osmose.
Die Medizin der Birke erneuert dein Blut.
Verbindet dich mit den Ahnen, spült dich
An Tidde und Hub, weit zurück.
Der Gesang der Atlantiden eine Einladung
Zum Fest der Matakiri: einen Sprung nur
über die Ekliptik.
Dort hast du mich gesehen:
Silbrige Spiegelung im See,
Verspieltes Wellenfunkeln.
Meine Flossen streiften den Grund:
Die Wasser sind niemals zu tief.
Schaumgeborene bin ich.
Wechsle Farbe und Gestalt, bin
Metamorphose. Atme Unendlichkeit.
Hauthunger trieb mich zu dir.
Dein bin ich und gehöre doch
niemandem.
Stehe allein, verbunden mit allem.
Neige mich dir zu, streife dein Herz.
Bin dir nah, doch nicht von dieser Welt.
Sehnsucht bin ich, so flüchtig
Wie die Erinnerung an
Birkenblättergesang, nur
Einen Wimpernschlag entfernt.
(C) IntoTheWild63 2018