Vorsätze & Pläne vs. Praxis & Kompromisse
Hallo zusammen,ich brauche Euren Rat bzw. Eure Meinung zu folgendem Thema:
Wie vermutlich einige in meinem Alter bin ich ziemlich „beziehungs- und vertrauensgeschädigt“.
Dennoch hoffe ich, dass es für mich den passenden Deckel auf meinen Topf gibt.
Ich gehe nicht von „Perfektion“ aus – das gibt es nicht und wäre wohl auch ziemlich langweilig.
Aber im Großen und Ganzen sollte eine Beziehung halt schon passen/harmonieren. Jedenfalls sollte das Leben MIT dem*der Partner*in BESSER, schöner, leichter, lebenswerter sein als ohne diese*n.
Damit das in Zukunft klappen kann...oder zumindest die Chancen dafür besser stehen....habe ich für mich gewisse Vorsätze und Pläne geschmiedet:
Alles in Ruhe angehen, die Person erst einmal in den unterschiedlichsten Situationen kennenlernen, gemeinsame Wertvorstellungen und Interessen, man sollte ich körperlich, geistig und seelisch anziehend finden, usw.
Alles gut und schön.
...und dann kommt die Praxis....
Dann ist doch nicht alles so einfach wie gedacht. Da knistert es wo es gar nicht knistern sollte. Da weicht man von seinen Vorsätzen ab, oder überdenkt diese zumindest neu.
Soll man standhaft und vernünftig bleiben oder bereit sein für Neues und Kompromisse eingehen?
Um jemanden kennenzulernen muss man sich ja immer wieder ein Stückchen mehr entgegen kommen, sonst hat man nie die Chance sich tatsächlich nahe zu sein. Und wenn man auf diesem Entgegenkommen erkennt (quasi immer ein Stückchen mehr der Nahansicht), dass es doch nicht passen sollte – naja, dann hat man es zumindest versucht und bis dahin eine hoffentlich schöne Zeit miteinander verbracht.
Gleichzeitig will man aber auch keine (weniger) Fehler machen wie bisher und sich vor Enttäuschungen/Verletzungen schützen.
Ich nehme jetzt zum besseren Verständnis ein aktuelles Beispiel aus der Praxis her:
Er sehnt sich nach einer Beziehung in der er einen gewissen Halt findet, braucht aber dennoch viel Freiheit um seinen Hobbys nachgehen zu können: Mit Kumpels mindestens einmal pro Woche im Zuge eines Pokerabends saufen gehen, schnelle Autos und Motorräder, abenteuerlustige Freizeitaktivitäten wie Freiklettern, Höhlenklettern, das Begehen von einsturzgefährdeten Lost Places, Gewaltspiele am Computer;
Das sind im Großen und Ganzen alles Hobbys mit denen ich absolut nicht anfangen kann.
Eigentlich müsste damit die Angelegenheit für uns beide vom Tisch sein. Ist es aber nicht.
Wir suchen ständig den Kontakt zueinander. Ich finde ihn optisch sehr ansprechend, reizvoll und sexy. Wie er mich optisch findet kann ich nicht sagen, aber ich schätze mal, dass er eigentlich auf schlanke/sportliche Frauen steht.
Bemerkenswert finde ich seinen Intellekt, von dem ich mich aber auch manchmal eingeschüchtert fühle. Er hingegen schätzt mich sehr für meine Warmherzigkeit, Fürsorge, liebenswürdige Art, Toleranz und Offenheit.
Was uns verbindet: Humor, Musik, gemeinsame Wertvorstellungen, wir können stundenlang miteinander über Gott und die Welt plaudern (von lustig/verrückt bis tiefsinnig/berührend), schon auch gewissermaßen die Hobbys in freier Natur (spazieren, wandern, Lost Places, einfach die Natur genießen)...aber er macht alles viel extremer als ich. Für ihn ist es immer irgendwie eine Art Wettkampf, muss mit einer Herausforderung verknüpft sein. Ich hingegen bin mehr die Genießerin, die moderate Bewegung liebt, mindestens zwei Mal täglich spazieren geht. Er hat seine Flaute-Tage wo er nur vor dem PC hockt, bis er dann irgendwann hochspringt und ein Gipfelkreuz im Laufschritt erobert.
Man könnte sagen: Okay, scheint halt auf eine gegenseitig inspirierende Freundschaft hinauszulaufen, aber aktuell ist zwischen uns so ein verführerisches Knistern zu spüren – von beiden Seiten – was aber eigentlich überhaupt keinen Sinn macht, weil wir doch eigentlich gar nicht zusammenpassen.
Eine Freundschaft+ würde alles zerstören. Wir suchen beide nach einer monogamen Beziehung.
Sollen wir nun diesem Bedürfnis nach „mehr“ nachgehen und einfach sehen was daraus wird? Jeder von uns müsste sich sehr auf den anderen einlassen können und das geht nur, wenn man sich für den anderen – oder im Sinne der Perspektiven-Erweiterung auch für sich selbst - ziemlich verbiegt. Ist doch anstrengend und somit auf Dauer nicht möglich, oder? Oder ist es die Chance seine persönlichen Grenzen zu erweitern, Neues auszuprobieren und dazuzulernen, Ängste zu überwinden, spannende Erfahrungen zuzulassen?
Wie seht Ihr das?
Klingt jetzt banal, aber: Wie startet man sonst einen Beziehungs-Versuch?
Auf Eure Antworten freut sich
Ansotica