Kinder sind nur geliehen
Kein Kind - wir waren mal alle Kinder! - will akzeptieren, dass seine Eltern auch sexuelle Wesen sind.
Das ist aber deren Problem, denn die Welt ist, wie sie ist, morgens geht die Sonne auf, bei "rot" der Fußgängerampel sollte man nicht über die Strasse gehen und wir Eltern sind sexuelle Wesen.
All das ist für Kiddies zu lernen.
Wir können es ihnen dabei entweder schwerer oder leichter machen. Leichter machen wir es ihnen, wenn wir ihnen immer nur die Fragen beantworten, die sie stellen, und nicht einen Roman hinterherschieben. Leichter machen wir es ihnen, wenn wir ehrlich und authentisch sind. Das mag dazu führen, dass sie den einen oder anderen schweren Brocken zu verdauen haben, aber am Ende werden sie uns anerkennen, denn auch sie suchen nach sich selbst, nach dem Authentisch-Sein. Leichter machen wir es ihnen, wenn wir ihnen darin ein Vorbild sind.
Vergessen wir dabei nicht: "Richtig" können wir sowieso nichts machen. Ich kenne niemand, der nicht die eine oder andere Verhaltensweise seiner Eltern sackdoof fand, und ich bin sicher, einige dieser Eltern haben sich redlich Mühe gegeben. Aber wir können uns von Liebe und Achtsamkeit gegenüber unseren Kindern leiten lassen; wenn wir das schaffen, haben wir schon genug getan.
Kinder - gleich welchen Alters - reagieren höchst sensibel darauf, wie die Eltern
zueinander stehen. Haben die Kinder das Gefühl, dass die Eltern sich im BDSM-Spiel
achten, kommen sie wesentlich leichter damit klar, als etwa damit, dass die Eltern zwar kein BDSM betreiben, aber Mutter ständig Vater ankeift und Vater säuft und Mutter schlägt.
Charlotts Tochter, Computerfanatikerin, entdeckte im Alter von sechzehn unser Profil im Joyclub. In den folgenden vier Wochen gab es aus ihrem Munde süffisante Anmerkungen ("Auf die Knie, Mutter!"); danach war das Thema durch und sie wandte sich den Problemen zu, die sie mit ihrem damaligen Lover hatte. Das Problem war kein großes, da sie durch die Hinweise auf unser JC-Profil eingestehen musste, dass auch sie sich ein JC-Profil angelegt hatte. Wir waren patt.
Meine Geliebte, als sie klein war, hatte einen großen Teddybären. Sie líebte ihn so sehr, dass er sich, aus der Perspektive der Eltern gesehen, "abnutzte". Eines Tages kam die Mutter und warf den Bären auf den Müll. Den Schmerz fühlt meine Geliebte heute noch.
Solche Dinge sind für Kinder oft bedeutsamer als das, was wir Eltern für bedeutsam halten, etwa ihre BDSM-Leidenschaft.
Gerades Kreuz. Mit Liebe gepaart.
Das gefällt Kindern.
Erwachsenwerden ist schwer. Ich war einmal jung, ich weiss nicht, wie das bei euch ist, ich erinnere mich noch genau an die Schwere, Diese Schwere nimmt uns niemand ab, auch unsere Eltern nicht.
Doch das ist kein Freibrief für die Eltern.
stephensson
art_of_pain