Mir fallen dazu im Grunde auch nur zwei Möglichkeiten ein.
Die lauten:
Erstens: Es handelt sich bei dieser Eigenschaft um etwas,
das uns selbst durchaus zu eigen ist, das wir aber lieber
vor uns selbst und allen anderen geheim halten.
Den Schürchternen nervt es am Selbstsicheren,
dass dieser einfach sagt, was er denkt und noch dazu
oft einfach bekommt, was er will.
Die vor Selbstkritik verbogene wird zornig, wenn sie sieht,
wie offen und aufrecht eine andere sich selbst zeigt und
ins Geschehen einbringt.
Anderes Beispiel: "Dummheit"
Die andere Person macht es sich in unseren Augen zu einfach.
Und kommt dabei auf ein anderes Ergebnis als wir selbst.
Im Grunde benutzen wir alle unsere geistigen Abkürzungen
und partiellen Blindheiten, um uns das Leben mit all seinen
Unvorhersehbarkeiten verständlich und handhabbar zu drehen.
Dabei blenden wir alle bewusst aus. Nur halt unterschiedliche Dinge...
Da wir usn selbst aber für ach-so-reflektiert und klug halten,
möchten wir unsere eigenen geistigen Abkürzungen lieber nicht sehen
und auch nicht an sie erinnert werden...
...
Woran erkenne ich, ob meine emotionale Reaktion auf einen anderen Menschen
auf gesundem und erwachsenem Empfinden beruht oder auf bloßer Projektion...?!
Die Fragen, die ich mir selbst in solchen Situationen stelle, lauten:
-> Lehne ich das Verhalten dieser Person ab oder die Person an sich...?!
-> Bin ich gewillt und in der Lage, den emotionalen Antrieb hinter dem Verhalten,
das ich ablehne, zu erkennen und in mir selbst wieder zu finden...?!
-> Bin ich gewillt und in der Lage, das innere Empfinden dieser Person für
ebenso wichtig zu nehmen wie mein eigenes...?!
-> Wünsche ich dieser Person von Herzen äußeren wie inneren Frieden...?!
Und, unabhängig von allen Fragen vorab:
-> Bin ich gewillt und in der Lage, mir selbst meine eigenen Gefühle und Gedanken
in Bezug auf diese Situation und/oder Person zuzugestehen und zu zeigen...?!
Diese fragen helfen mir, mir selbst in solchen Situationen auf die Schliche zu kommen.
...
Eine weitere, weit verbreitete Möglichkeit besteht übrigens darin, dass (zweitens) wir
ein bestimmtes Verhalten, das uns an dem oder der anderen massiv ärgert, zwar
durchaus bereits als vorhanden erkannt haben und daran arbeiten, einen guten
Umgang damit zu finden. Dabei nur halt leider noch ncht so weit fortgeschritten sind,
wie wir es uns selbst weiszumachen versuchen.
...
Letzten Endes ist es ein bisschen so wie Träume deuten:
Denn: Ja, natürlich hat jeder Traum eine innere Botschaft.
Aber: Nein, nicht jedes Symbol oder Ereignis ist bei jedem
und jeder von uns gleich konnotiert.
Das bedeutet: Die Deutung eines Traumes ist eine ganz
individuelle Kiste, die von vielen momentanen wie auch
lebensgeschichtlichen Zusammenhängen abhängt.
Genauso ist es auch mit unserer emotionalen Reaktion
auf andere Menschen.
Das meiste an ihnen ist schlichte Interpretation. In deren Kern
aber steckt ein ganz ursprünglicher und unverfälschter emotionaler
Reiz-Reaktions-Prozess.
Je genauer wir er schaffen, darauf zu blicken, was genau an dem,
was wir gerade emotional erleben und daraus intellektuell deuten,
der entscheidende Schlüssel-Reiz ist, was Reaktion, und bestmöglich
sogar wissen, woher diese emotionale Kopplung zwischen Reiz und
Reaktion in unserer Lebensgeschichte herrührt, desto klarer sind wir
auch im Stande, das, was uns widerfährt, auf eine reflektierte und
erwachsene Art zu deuten und zu behandeln.