OT an:
Um jetzt mal eine Lanze zu brechen für das Prostituiertenschutzgesetz:
1. Eine Vereinbarung zwischen Freier und Anbieter war früher nichtig wegen Sittenwidrigkeit. Also, nicht zu zahlen, da konnte einem nichts passieren...
2. Das Gesetz ist der Ansatz, über Legalisierung die Folgen, die während der vorherigen Illegalität gang und gäbe und nicht eindämmbar waren, zumindest mit anderen Mitteln zu bekämpfen. Aus der Illegalität zu holen, ermöglicht erst, mit allen zur Verfügung stehenden gesetzlichen Maßnahmen eingreifen zu können. Da ist das Strafrecht eines der Mittel, aber auch das Steuerrecht etc..
3. Ich kann nur jedem empfehlen, der sich informieren möchte, auf die Drucksachen des Deutschen Bundestages zurückzugreifen sowie auf die Mitschriften der Expertenanhörungen. Dort werden viele Aspekte beleuchtet.
4. Nur mal für Interessierte, der folgende Link:
https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/149/1914969.pdf Dort sind verschiedene Übersichten enthalten. Es geht darum, den Menschen helfen zu können und sie nicht der Kriminalität zuzuführen.
5. Ich kann jede verstehen, die Sex gegen Geld ablehnt. Ich kann aber diejenigen nicht verstehen, die so tun, mit einfachem Verbot ist es getan. Das hat nicht funktioniert. Das ist zu kurz gesprungen und berücksichtigt nicht, was während des Verbots sich an Strukturen ausgebildet hatten. Deswegen gibt es die geschichtliche Entwicklung der Gesetzgebung in Deutschland.
6. Mir ist es lieber, es gibt eine gesetzliche Regelung und einen einklagbaren Schutz als das so getan wird, es gäbe die Problematik nicht. Wie schwierig die Durchsetzbarkeit überhaupt ist, haben doch aktuellere Prozesse gezeigt. Wer mag, kann sich den Verlauf des Prozesses gegen "Schwester Eva" oder manch Problematik der Beweisführung hinsichtlich Steuerhinterziehung in den Fällen von Bordellbetreibern anschauen. Aber es greift langsam. Dass die Umsetzung der Europäischen Richtlinie aus 2011 bezüglich Menschenhandel in Deutschland bis 2016 lange gedauert hat, ja, wie auch an der Umsetzung der §§ 232 ff. StGB selbst, kann man Punkte skeptisch sehen. Aber es werden die rechtsstaatlichen Mittel europaweit ergriffen, um Herr der Lage zu werden. Ein wie auch immer geartetes Ablehnen der Betroffenen hilft diesen nicht.
7. Und jetzt mal etwas zum Thema Käuflichkeit: es stört sich keiner an Überschriften wie Verein XY verkauft Z für X Millionen. Da wird es akzeptiert, das Mensch Handelsware ist. Vor dem damaligen Urteil
des EuGH im Fall Bosmann haben sich nur die wenigsten Gedanken zu der Thematik gemacht. Und heute? Wie viele Talentsucher gibt es, die im Ausland einkaufen und wenn die Rendite nicht stimmt, werden die eingekauften Menschen, Jugendliche, "entlassen". Und die Struktur der Clubs in der Bundesliga lebt davon. Also, wenn wir Menschenhandel ablehnen, über Moral nachdenken, dann sehe ich Bereiche, die völlig "normal" hingenommen werden, kaum ein Wort verloren wird. Aber Sexualität, da regt es auf einmal auf. Immerhin, es ist gut, sich über die kriminelle Seite aufzuregen. Dann gehören aber auch Schritte im eigenen Bereich dazu, sich klar zu machen, wo kann ich selbst etwas bewirken, wenn es um Menschenhandel und seine Folgen geht. Und da muss jeder für sich seinen Weg gehen und akzeptieren, dass manch anderer eine andere Sichtweise hat. Denn es gibt hier keine richtige oder falsche Lösung.
@****yn: Danke für die ruhige und sachliche Begleitung der Diskussion, die Analyse mancher Argumentationslinie
@********r_nw und
@******rah: Danke für das Ermöglichen von Einblicken in diesen Bereich
@******man , @****La und @********1989; Danke für Eure Diskussionsbeiträge, auch wenn ich ihnen in der der Art und Weise des Vorbringens so nicht folge, aber jede von euch hat sicherlich ihre Gründe, die ich zu respektieren habe
@*****_54: Danke für das Einbringen der Ansicht direkt beruflich Betroffener
Danke an alle, die über ihre Erfahrung bei Inanspruchnahme von "Sex gegen Geld" berichtet haben
Ich wurde gefragt, inwiefern die Diskussion vor 13 Jahren zum Thema anders ablief:
Es wurde weniger anderen etwas vorgeworfen und sich mehr ausgetauscht.
Und jetzt bin ich als Mann hier raus, wie zu Recht vom Joyteam angemerkt wurde