Sie schreibt
. In einer tiefgehenden, innigen Liebesbeziehung (die bei weitem auch nicht jedes monoamore Paar führt, nur weil es mono ist) ist man emotional sehr stark involviert, das wird sich wohl nicht vermeiden lassen. Es geht ja darum, sich voll und ganz auf einen Menschen einzulassen, nicht mit angezogener Handbremse und Seil und doppeltem Boden, sondern mit Haut und Haaren und ohne Garantie oder Absicherung. Ich frage mich, wie viel emotionale Kapazitäten da noch für eine (oder mehrere) weitere Liebesbeziehung(-en) übrig bleiben.
Ich habe mich genau so auf zwei Männer eingelassen und lebe mit beiden zusammen. Das sind nicht alle Beteiligten unseres Polyküls. Aber ich möchte nur über meine beiden Lebenspartner sprechen, da ich nicht für alle sprechen kann.
Ich verstehe nicht, was du mit Seil und doppeltem Boden in Bezug auf Liebesbeziehung meinst. Das hört sich dramatisch und emotional erschöpfend an an. Ich begeb mich nicht in völlige emotionale Abhängigkeit, aber das man sich Abhängigkeiten in Partnerschaften schafft, ist wohl normal bei gemeinsamer Lebensplanung. Mir fehlt da auch die Freude an Gemeinschaftlichkeit.
.Unterscheidet ihr für euch grundsätzlich zwischen Verliebtheit und Liebe?
Ja
Gibt es Unterschiede in der Tiefe der Gefühle zu euren Partnern?
Nein.
Gibt es eine Art "Gefühls-Hierarchie"?
Nein.
Wie lang dauerte eure längste polyamore Verbindung?
Mit meinen Lebenspartnenrn bin ich 17 und 6 Jahre zusammen.
Wie geht ihr damit um, wenn einer eurer Partner mal über längere Zeit dringend eure volle Aufmerksamkeit/Nähe
Ich halte es für utopisch, dass das ohne Selbstaufgabe über einen längeren Zeitraum gehen kann - also volle Aufmerksamkeit/Nähe. Übrigens wirkt die Partnerschaft zu mehreren Menschen auch auf die anderen Beziehungen stabilisierend, da es erstens Unterstützung gibt und zweitens emotionaler Ausgleich stattfindet. Und bei Schicksalsschlägen werden wir versuchen, Lösungen zu finden.
Ich bin ein eigenständiger Mensch und sicherlich würde ich von meinem Partner nicht erwarten und es auch nicht wollen, dass er sich für mich und meine Pflege aufgibt. Ich möchte auch, dass er Selbstfürsorge betreibt (und ich weiß ziemlich genau, wovon ich rede).
Aber dringende Sachen werden immer adressiert Jemand in einem Polygeflecht sollte da auch das entsprechende Mindset haben.
Ansonsten kann ich mich in die genannten Konflikte und emotionalen Probleme nicht wirklich reinversetzen. Es ist ein Denken, der aus einem monogamen Ansatz kommt. Ein Polygeflecht bietet gerade in der Bewältigung schwieriger Situationen mehr Möglichkeiten. Zumindest, wenn es auch auf Verbindlichkeit ausgerichtet ist und Lösungen in den Vordergrund stellt und nicht Probleme.