Zitat von *******phe:
„ Beziehungsweise glaube ich, dass nicht jeder Mensch das so empfindet und will wie ich selbst. Meine Vermutung war, dass es bei Polyamorie vielleicht gar nicht darum geht, sondern um etwas ganz anderes. Daher frage ich ja hier nach. Ich bin da echt total offen und möchte niemandem irgendwas in Abrede stellen.
So habe ich deine Fragen auch aufgefasst.
Und ich möchte mich korrigieren darin, dass ich gesagt habe, man könne über deine Zweifel, „ob in einer polyamoren Konstellation die anderen Partner dieses Verständis dann genauso aufbringen könnten, wenn es nicht um Eltern geht, sondern eben um einen anderen Partner, so wie du sie stellst“, nichts über Polyamorie lernen. Ich hätte mich besser darauf beschränkt zu sagen, dass dieses Problem eines ist, das aus monogamem Fühlen und Denken entspringt und dass du insofern m.E. mehr über dich selbst erzählst als von einem Problem, das sich aus polyamoren Beziehungsgeflechten ergibt (was ich voll ok finde, weil man daran gut kontrastierend ansetzen kann, wie ja auch bereits geschehen). Das kann sich bestimmt auch in einem polyamoren Geflecht finden, aber entspringt nicht der Polyamorie.
Außerdem bin ich davon überzeugt, dass (meine) Liebe eine gewisse Nähe braucht. Und damit meine ich nicht, dass man 24/7 aufeinanderhockt oder auch nur zusammen wohnt. Ich meine eher eine emotionale Nähe, die sozusagen ein unsichtbares Band schafft.
Keine Ahnung, ob das Besitzdenken ist.
Keine Ahnung, ob das Besitzdenken ist.
Dass dein Verständnis von Liebe (in dem ich mich übrigens so weit wiederfinde) Besitzdenken ist, davon sehe ich nichts. Aber ich sehe auch nicht, was das mit der Problematisieren dessen zu tun hat, ob weitere Partner „verstehen“ (Anführungszeichen, weil m.E. hier mit Verstehen im Grunde Einverständnis geben gemeint ist, da es nüchtern betrachtet wenig daran zu verstehen gibt), dass ich mich dafür entscheide, mich um jemanden kümmern, den ich liebe. Dass davon ein unsichtbares Band zu jemand Drittem verletzt wird, das unterstellt m.E. eben die Idee, dass zwei, die in einer Liebesbeziehung zueinander sind, so selbstverständlich in des Anderen Leben pfuschen wollen und sich das zugestehen, dass dieser Anspruch nicht einmal der Erwähnung wert ist. (Wunderbar, wenn beide danach bedürfen und sich darüber einig werden.)Dann gibt es ein Problem, wenn jemand plötzlich – ja nicht mal irgendetwas neues in sein Leben lässt, das hohe Priorität genießt, sondern – eine besondere Verpflichtung wie die Pflege einer pflegebedürftigen Person sich zur Aufgabe macht.
Ich stelle es mir eben schwierig vor, beide Aspekte (volle Unterstützung in Krisensituationen, emotionale Nähe) dauerhaft und zuverlässig in einem polyamoren Beziehungsgeflecht für alle Partner bereitzustellen.
Dem möchte ich zwar nicht widersprechen, aber ich sehe nicht, wieso das in monogamen Beziehungen weniger schwierig sein sollte (in dem Sinn, wie in meinem ersten Beitrag: Warum sollte sich dann ausgerechnet (…) [an diesem einen Parameter] entscheiden, was ich für einen kranken Partner (aufzu)geben bereit bin?Man kann sagen, dass weniger zeit bleiben wird. Aber dass deswegen weniger Bindung zu einem anderen Partner resultieren würde, das setzt eben das besagte Konkurrenzverhältnis, die Idee des begrenzt großen Kuchens voraus.
Ich möchte an dem Beispiel etwas von m.E. grundlegenderer Bedeutung sagen: Es ist in meinen Augen zuerst einmal keine Eigenschaft einer Partnerschaft, polyamor zu sein (wenn man nicht speziell von Drei- und Mehrecksbeziehungen spricht), sondern eines Menschen. So wie z.B. heterosexuell zu sein oder BDSM-affin. Bei manchen ist die Neigung mehr eine spannende Abwechslung, bei manchen tief verwurzelt. Manche sehen darin ein fancy Ding, was man mal ausprobieren möchte, bei Polyamorie heißt das, eine Methode, Beziehung zu machen (die Analogie zu BDSM und sexueller Orientierung klappt hier auch: mal eine Spielart ausprobieren). Ist dann aber, wenn man nicht zufällig dabei erst entdeckt, dass das etwas ist, was eigentlich in einem steckt, meines Erachtens zum beständigen Kompromiss und wird mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit scheitern.