„Unterscheidet ihr für euch grundsätzlich zwischen Verliebtheit und Liebe?
Ja. Es gibt zwar von beiden auch unterschiedliche Arten, aber verlieben kann ich mich einigermaßen schnell und ich spüre die Gefühle auch wesentlich stärker in meinem Körper, während Liebe für mich mehr mit Sicherheit und Stetigkeit verbunden ist.
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Gibt es Unterschiede in der Tiefe der Gefühle zu euren Partnern? Gibt es eine Art "Gefühls-Hierarchie"?
Jein. Also es kommt auf die Art der Beziehung an würde ich sagen. Wenn ich mich mit Jemandem einige, dass dieser bewusst nur ein kleiner Teil meines Lebens sein will, ist es was anderes als wenn ich mit der Person den Großteil meiner Zeit verbringe. Das kann (muss nicht!) manchmal in die Gefühle reinspielen bzw. in wie man sich wem verpflichtet fühlt und Konflikte löst.
Ich persönlich hab' aber Schwierigkeiten damit Menschen, mit denen ich zusammen bin, in eine
Hierarchie zu stecken. Ich habe eher das Bedürfnis Probleme zusammen zu lösen und meine Partner:innen sich gleichwertig fühlen zu lassen. Ich liebe die Menschen für das was sie sind. Natürlich unterscheiden sie sich, natürlich sorgt das auch dafür, dass es unterschiedliche Arten von Beziehung gibt. Deswegen ist aber die eine Beziehung nicht besser als die andere, weil es immer Punkte gibt die sich ausgleichen.
„Wie lang dauerte eure längste polyamore Verbindung?
Ich hatte bisher eine (bis vor 2 Wochen) und die ist rückblickend betrachtet ein gutes Beispiel gewesen, wie man es nicht machen sollte. Das ist mir währenddessen schon aufgefallen, dass ich es einfach nicht mehr geschafft habe, den Emotionen meiner Partner:innen gerecht zu werden. Deswegen: Polyamorie ist halt auch Arbeit. Mit anderen Menschen und auch an sich. Dazu muss man bereit sein, man sollte das wollen. Ansonsten ist's nicht besonders schön für irgendjemanden.
„Wie geht ihr damit um, wenn einer eurer Partner mal über längere Zeit dringend eure volle Aufmerksamkeit/Nähe braucht?
Das kommt halt drauf an wie die Ausgangslage ist. Wenn die andere Person damit kein Problem hat, dann ist das schick. Bestenfalls verstehen sich die Menschen auch und haben auch ein Interesse sich untereinander zu stützen. Ansonsten muss man einen Kompromiss finden. Ja, die andere Person braucht Hilfe. Vielleicht auch mehrere Tage 24/7. Aber das wird wohl nicht für 3 Monate der Fall sein, vor allem weil man ja auch für sich selbst Regenationszeit braucht. Wenn es daran liegt, dass die Person Angst hat, dass die emotionale Bindung mit dem anderen Menschen stärker sein könnte als die eigene, die man hat, dann ist das aber ein anderes Problem und bedarf anderer Lösungen.
Idk, ich denke halt, dass es ein Prozess ist, der sehr davon abhängt wie die Beteiligten auch dazu in der Lage sind, die eigenen Emotionen reflektieren und offen drüber können, sowie wollen. Ist auf jeden Fall meine Erkenntnis, dass wenn ich das nochmal mache, ich diese Fähigkeit erwarte. Sowie ein grundsätzliches Interesse an Polyamorie. Das mag sich jetzt doof und irgendwie klar anhören, ist's aber nicht immer (wie auch bei mir feststellte). Das "Jealousy Worknook" von Labriola find ich übrigens sehr hilfreich.