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Ich möchte auch noch einmal ein Wort an alle hier richten.
Heinjie, wir danken dir, dass du nun mit grosser Geduld versuchst, Kirk dezent darauf hinzuweisen, dass der Ton die Musik macht. Du hast recht damit, denn Kirks Art und Weise sich hier zu benehmen, ist unter unserem Level und wir haben keine Lust uns auf dieses hinab zu begeben.
Es haben alle recht damit, dass man mehr als vorsichtig sein muss, wenn man unsere Lebensweise und Kinder unter einen Hut zu bringen hat. Wir reden sehr oft darüber und machen uns natürlich auch Gedanken. Das Thema ist mehr als sensibel.
Was aber ein grosses Problem in der Allgemeinheit ist, ist das, das Thema 24/7 sowieso sehr umstritten ist, egal ob mit oder ohne Kind (sogar unter den BDSM´lern selbst). Hierbei ist es eben so, dass jeder Einzelne seine ganz eigenen Vorstellungen zu dieser Materie hat, weil es eben keine -für alle gültige- Definition dafür gibt. Viele haben ihr Kopfkino eingeschaltet, wenn es um das Thema BDSM geht, vor allem beim 24/7. Zu oft wurde ich schon drauf angesprochen mit den wildesten Vorstellungen und Fragen und Vermutungen, wie wir denn leben würden. Viele sagen sogar: 24/7 wäre ein Mythos, welches man gar nicht leben kann. Mittlerweile schmunzle ich über diese Aussagen der Leute. Denn genau das sagt mir immer wieder, dass sie zu viel Fantasie und Kopfkino mitbringen und nicht (jedenfalls was das angeht) in der Realität sind.
Die „Kunst“ in einer bzw. in unserer 24/7 – Beziehung (ich rede von UNSERER) ist es, sich einen Pfad zu erschaffen, auf dem man sich immer wieder im Alltag und im „normalen Leben“ als Herr und Sklavin zusammen trifft. Es reichen manchmal nur kleine Blicke und Gesten aus. Ich bin meinem Herrn ergeben und er weiss ganz genau, ich stehe ihm stets zu Diensten – und das nicht nur auf unsere Sexualität bezogen. Er weiss ganz genau, egal was er fordern würde, ich würde es für ihn machen und seinen Wunsch erfüllen.
Im Gegenzug dazu, weiss ich aber auch: Er würde niemals etwas fordern oder besser gesagt, dann fordern, wenn Aussenstehende, unser Sohn oder seine Freunde anwesend sind! Er würde niemals was fordern, was uns schadet, er würde mich niemals vor unserem Kind blossstellen, er würde niemals etwas fordern was meine Arbeit negativ beeinflusst.
Die Kunst am 24/7 ist es einfach, dass man sich so gut untereinander kennt, dass schon ein Blick ausreicht um zu wissen was los ist, die Kommunikation läuft sozusagen nonverbal. Mein Herr weiss genau wann was angebracht ist und wann was, gar nicht geht. Er kann den richtigen Moment abwarten, um wieder die Pfade zusammen zu führen. DAS bedeutet ein ständiges Machtgefälle- ER entscheidet wann ich wieder unter ihm stehe, und er reguliert sozusagen, wann WIR auf einer Augenhöhe wichtige Entscheidungen fällen, oder ob er alleine eine fällen will. Unser BDSM besteht nicht nur aus Sexualität, es ist ein gegenseitiges tragen, geben und nehmen.
Es steckt unendlich viel Vertrauen, Liebe und auch Arbeit in unsere Beziehung. Es ist eine besondere Tiefe, die dahinter steckt, weil man sich dem Anderen gänzlich öffnen muss. Jeder kleine Fetzen an Sorge und Zuneigung wird geteilt, und man versucht sich gegenseitig seine Wünsche und Vorstellungen zu erfüllen. Alles wird reflektiert und zerlegt, damit es ein Miteinander gibt, und erst das macht es überhaupt möglich, so zu leben, wie wir es machen. Oberflächlichkeiten würden solch eine Beziehung in Stunden zerstören, denn wenn man sich nicht in dieser Art zu leben wohl fühlt, würde schnellstens Frust entstehen. Niemand kann auf Dauer der Aktive (Herr/in) sein oder der Passive (Sklav(e)in), wenn man nicht zu 100% in diesem Leben -ich sage jetzt ganz bewusst nicht Rolle- aufgeht. Beide müssen daran arbeiten und eben füreinander da sein und sich gegenseitig auffangen – ja, auch ich fange meinen Herrn auf, denn er ist nicht ohne Emotionen und Schwächen, denn das ist schliesslich niemand!
Und nun, wuselt in unserem Leben noch ein kleiner Mann umher, das stimmt. Er ist ein wichtiger Teil von uns, und wir beziehen ihn in vielen Teilen mit ein. Er bekommt vor gelebt, wie schön es ist, dass man sich sagen und zeigen kann, dass man sich liebt. Er wird in seinem Leben sicher keine Probleme haben, anderen Menschen Zuneigung entgegen zu bringen, denn er hat es gelernt, seine Emotionen zu zeigen und weiss er muss sich für diese nicht schämen! Wem er diese Zeigen möchte, entscheidet er bereits jetzt schon, und ich bin stolz darauf, dass er ohne Hemmungen sagen kann, dass er uns liebt oder das er seine Grosseltern liebt, oder „das Mädchen“ aus der Parallelklasse (seeeehr) gut leiden kann. Er kann sehr höflich sein, wenn er es für angemessen hält, er sagt „Bitte und Danke“ mit einem Lächeln im Gesicht (was viele Mitmenschen zum Staunen brachte ... es scheint bei vielen nicht mehr selbstverständlich zu sein.)
Zum Thema Sexualität und Kinder:
Wo bitte fängt sie denn schon an, die Sexualität? Dürfen Eltern sich nicht vor Kindern Küssen oder zusammen kuscheln? Dürfen sie sich nicht zeigen, dass sie sich „lieb haben“? Dürfen Kids nicht mehr ins Schlafzimmer eintreten, wenn die Eltern morgens am WE noch im Bett kuscheln und sich im Arm liegen? Schmeisst ihr eure Kinder dann aus euren Schlafzimmern raus?
Sorry, aber mir dreht es sich gerade im Magen um! In unserem Haushalt stehen unserem Sohn alle Türen offen. Die einzige Tür, die geschlossen wird, ist die Zimmertüre von unserem Zwerg, wenn er schläft! Sollte unser Sohn, sich über Tage mal in sein Zimmer zurückziehen, und die Tür geschlossen haben, klopfe ich an, bevor ich eintrete. Umgekehrt ist es genauso. Eine geschlossene Tür heisst aber nicht: „und wehe du kommst rein!“ Ich würde mir grosse Gedanken machen, wenn mein Sohn „Angst“ oder bedenken hätte und zögern würde in unser Schlafzimmer zu kommen. Spätestens dann ist es ein Zeichen, dass was schief gegangen ist -was auch immer.
Mit der Nacktheit ist es doch dasselbe! Wie viele Kinder genieren sich, im Schwimmbad vernünftig nackt zu duschen? (Ich weiss es, da meine Eltern viele Jahre ein Schwimmbad/Sauna -Betrieb hatten. Es war dort aus hygienischen Gründen Pflicht, vor dem Schwimmunterricht vernünftig -ohne Badebekleidung- zu duschen) ... und woher kommt es? Weil es ein Thema ist, was die Eltern schon vor leben. (Ja ich weiss, viele haben auch bedenken, wegen den ganzen sexuellen Missbräuchen usw. vielleicht ein gutes Argument) aber innerhalb der Familie, sollte man sich doch nicht genieren müssen?!
Ich könnte es jetzt endlos ausweiten ... doch letztendlich entscheiden alle Eltern für sich alleine, was für ihre Kinder gut ist und was nicht, oder wo die Grenze ist. Doch eines sei Gewiss; je selbstverständlicher die Eltern das Körperbewusstsein, wie z.B: Nacktheit usw. vor leben, desto natürlicher der Umgang mit diesen Punkten, desto einfacher haben es die Kinder später, sich selbst zu „betrachten“ und ihren Körper und das Bewusstsein für diesen zu entdecken und zu „verstehen“.
Man muss es ihnen nicht aufdrängen, dass ist klar. Und ab einem bestimmten Alter, ziehen sich die Kids vielleicht zurück, aber nur weil sie dann den „Rest des Weges“ alleine gehen möchten und werden, und den Rest, wie gesagt für sich selbst entdecken. Und so soll es auch sein!
Und um nun den Kreis wieder zu schliessen:
BDSM kann man niemandem anerziehen. Sadismus/ Masochismus oder auch Dominanz und das submissives Verhalten sind Neigungen die in einem Stecken (ob man will oder nicht!). Diese Materie funktioniert nur, wenn sich 2 Gleichgesinnte zusammen gefunden haben. Es funktioniert nur dann, wenn es beide wollen und das absolut freiwillig (ABSOLUT!!)! Ein Sadist im BDSM -Kontext hat nichts davon, wenn er sein Gegenüber „quält“ - ohne dass der Andere den Lustschmerz daraus zieht. Der Sadist lebt von den Reaktionen seines Gegenüber. Der Masochist ist auf den Sadisten angewiesen, ohne ihn erhält dieser, in der Regel nicht die Art Befriedigung die er braucht und ersehnt. Wie stark oder schwach der Schmerz ist, ist völlig individuell, was für den Einen schon als „extrem“ ausgelegt wird, kann für den Nächsten schon wieder eine „Weicheinummer“ sein. Es gibt kein falsch oder richtig, nur ein: es wollen beide, und es erfüllt beide Seiten – und nur darauf kommt es an!
Dominanz und Submissivität müssen nicht gleichzeitig mit dem Lustschmerz zusammen hängen- es geht hier also nicht um den Schmerz! Der Dominante Part braucht ein Gegenstück, welches die Lust daraus zieht, sich unterordnen zu können/ dürfen. Devot sein heisst also, es zu geniessen, wenn man vom Dom(Dominanz) dominiert wird, und ggf. „gezwungen“ wird, das zu tun, was Dom will und fordert. Wie dieses umgesetzt wird, ist völlig verschieden und individuell. Auch hier gibt es kein falsch oder richtig, lediglich ein Gegenseitiges erfüllen, der Sehnsucht und Lust.
BDSM ist wie ein unendlich grosses Buffet. Jeder nimmt sich hiervon was er mag und lässt das weg, was er nicht mag! BDSM ist eine (sicherlich), ganz eigene Art der Liebe sowie dem Geben und Nehmen, als es die normale Welt kennt. Aber es ist nichts erzwungen, sondern alles wird freiwillig gelebt und erlebt, ansonsten wäre es Gewalt!
Eine Kette um den Fuss eines Menschen zu legen, der in Gefangenschaft ist, ist Gewalt! Es ist Freiheitsberaubung, weil es nicht auf freiwillige Basis läuft! Wenn ein Dom seiner Sklavin eine Kette um den Fuss legt, weil sie es geniesst und es liebt, ist es gegenseitige Erfüllung, Vertrauen und Liebe. Ich möchte dieses einmal klar stellen, denn sonst würde man meinem Partner (und vielen anderen auch) Gewalttätigkeit nachsagen. Er ist ganz sicher nicht Gewalttätig, ansonsten wäre ich nicht bei ihm! Auch wenn es für aussen stehende unvorstellbar ist, bedeutet es nicht, dass ich mein Leben an andere anpassen muss. Ich verurteile auch keine Swinger, nur weil diese Art mir absolut nicht zusagt.
Ich habe keine Lust mehr, mir von Aussenstehenden sagen lassen zu müssen, wir würden verantwortungslos mit unserem Sohn umgehen. Niemand hier, kennt uns und unser Leben und niemand hier kann auch nur erahnen, wie oft und wie viel wir reflektieren und darüber debattieren. Unser Sohn erfährt keine Gewalt, auch keine „Unterschwellige“ oder „passive“. Allzeit könnte er mit seinen Freunden alle Schränke (und Schubladen) öffnen, er würde nichts finden, was auch nur minimal auf das Thema BDSM hinweist – WEIL wir Verantwortungsbewusst sind. Unser BDSM haben wir speziell so eingeschränkt, dass wir es „Kindgerecht“ zugeschnitten haben. Wenn wir Lust auf S/M haben, gehen wir ins Catonium oder spielen spontan, während unser Sohn in der Schule ist.
D/S kann man fast, allzeit „unsichtbar“ umsetzen, wenn man sich mit „halber Kraft“ zufrieden gibt, und das können wir und zwar sehr gut!
Jetzt solch einen Aufstand zu machen, wegen einer Kette, die am Lattenrost befestigt ist, und über Tage unsichtbar gemacht wird, finde ich wirklich mehr als übertrieben. Mein Sohn weiss, dass ich geliebt werde und er würde, selbst wenn er mich doch einmal mit dieser Kette „erwischen“ würde (was bislang noch nie vorkam), es niemals mit Gewalt oder Zwang in Verbindung bringen, denn dafür würden wir mit Sicherheit schon durch ein Gespräch und unserer Reaktion drauf, sorgen. Und ja, er würde es verstehen, denn er ist ein vernünftiges Gespräch und Offenheit sowie Ehrlichkeit durch uns einfach gewohnt!
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