„ch hoffe mit meinem Post Niemandem zu verärgern, doch ich muss gestehen, dass ich keine Ahnung von A-Sexualität habe. Es ist mir dennoch sehr wichtig es zu verstehen. Wie bekommt man raus, dass man A sexuell ist? Ist es ein Da-Sein oder ein vorübergehender Zustand? Kann man dennoch glücklich sein und eine Partnerschaft früheren? Kann man sich überhaupt als A-Sexuell definieren wenn man nie sexuellen Kontakt hatte? Fragen über Fragen.
Eine sehr nahe und junge Angehörige meiner Familie, dich ich über alles liebe, hat sich mir anvertraut und ich konnte es ihr nicht glauben. Ausgerechnet ich, die alle sexuelle Orientierungen schätze und teilweise selbst auslebe, stand da wie ein absoluter Idiot.
a) muss man A-Sexualität überhaupt "verstehen"?
Ich denke, man muss vor allem verstehen, dass die Sexualität eben nicht bei allen Menschen gleich ist und dass eben nicht jeder mit Anfang 20 nur an Sex denkt usw.; man sollte sexuelles Interesse einfach nicht als selbstverständlich wie Essen und Schlafen voraussetzen, damit wäre dann schon viel gewonnen.
b) rauskriegen, ob jemand a-sexuell ist
Nun ja, wozu? Offenbar ist kein großes Interesse an Sex da. Wenn nicht in der Vergangenheit etwas vorgefallen ist oder jemand mit extrem negativen Vorstellungen aufgewachsen ist, wie "du bist zu hässlich", "Sex ist böse, Sünde, verwerflich" und anderen, die dazu führen können, dass jemand sich gegen Sex blockiert, also eine tiefe seelische Verletzung vorliegt, die das Eingehen von positiven sexuellen Beziehungen verhindert, dann ist das eben so und das Interese halt einfach nicht da. Es muss ja nicht jeder vögeln.
Wenn jedoch eine seelische Verletzung die Ursache für das Desinteresse ist - dann könnte eine Therapie sinnvoll sein; aber eben nur dann!
A-Sexualität ist genauso wenig therapiebedürftig wie Homosexualität oder die Farbe Grün schön zu finden.
b.2) rauskriegen kann sie das wohl nur selber.
c) A-Sexualität ist wohl ein Da-Sein. Aber es gibt natürlich auch Phasen der sexuellen Lustlosigkeit, die durchaus auch mal lang sein können, also mehrere Jahre. Das bei einem sehr jungen Menschen zu unterscheiden, halte ich schlicht für nicht möglich.
d) man kann natürlich auch a-sexuell glücklich sein.
Ob man glücklich ist oder nicht, hängt doch davon ab, ob man ein sich-gemäßes Leben leben kann. Wenn sie wirklich a-sexuell ist und dann auch keinen Sex haben muss, sondern akzeptiert, dass sie mit dem klassichen Aufreißen eben nichts am Hut hat, kann sie auch ganz wunderbar glücklich leben.
d.2) ob man trotzdem eine Partnerschaft leben kann, hängt natürlich davon ab, ob man einen zu sich passenden Partner findet. Klar, für die meisten Leute gehört Sex zu einer Liebesbeziehung dazu. Deshalb wird sie, wenn sie wirklich a-sexuell ist, auf dem Gebiet wahrscheinlich Schwierigkeiten haben. Ja.
Aber viele Menschen haben Schwierigkeiten, den richtigen Partner zu finden - auch Leute, die gerne vögeln. Und man kann auch ohne feste Parnterschaft ein glückliches Leben führen.
Das alles hängt von so vielen anderen Lebenszielen ab, ob man das dann als glücklich - oder zufrieden - empfindet. Wenn man nach und nach weiß, was man auf jeden Fall will, kann man dann gezielt nach Lösungen suchen, z.B. bei Kinderwunsch IN einer festen Beziehung.
e) vielleicht hat sie aber auch nur Schwierigkeiten mit dem klassichen Balz- und Flirtverhalten und kann damit nichts anfangen.
Vielleicht stehen ihre Freundinnen Samstagsabends in Clubs und finden Typen sexuell anziehend "oh, der ist ja toll, wie geil -quietsch" nur aufgrund des Aussehens und sie steht daneben, findet das alles ganz furchtbar und fragt sich, wie die mit diesen Typen, mit denen sie kein normales Wort gewechselt haben, weil es dafür im Club einfach viel zu laut ist, ins Bett gehen können. Und die anderen kucken sie alle an als wäre sie vom Mond, weil sei das nicht nur nicht interessiert, sondern eklig findet.
Oder war sie mit einem Typen zusammen und auch verliebt, nur als der sie geküsst hat und sie Sex hatten, hat ihr das so gar nichts gegeben und wurde auch mit der Zeit nicht besser?
Dann war es vielleicht einfach der Falsche.
f) junge Angehörige
wie jung?
Noch in der Pubertät?
Dann kann man da jetzt noch gar nichts zu sagen. Mal abwarten bis Mitte 20, wie sich das Interesse entwickelt.
g) "anvertraut" plus deine Reaktion darauf ("ich stand da wie ein Idiot"), lassen mich darauf schließen, dass es in eurer Umgebung als absolut selbstverständlich gilt, dass natürlich jeder, absolut jeder Lust auf Sex hat, ja, vielleicht sogar "zu haben hat" und als unnormal gilt, wenn nicht - Vielleicht ist DAS das Problem.
h) wenn ich mich richtig erinnere, steht in deinem Profil, dass du in Böblingen wohnst.
Ich habe in der Nähe 5 Jahre gewohnt. Und meine Erfahrung war, dass die Vorstellungen, wie etwas zu sein hat, vor allem die Beziehungen zwischen Männern und Frauen im Schwabenland, gerade in der Schwäbischen Alb, die ja ganz in der Nähe liegt, extrem festgefahren sind.
Da wird man für jede Kleinigkeit angesehen als käme man vom Mars. Und da wird selbstverständlich erwartet, dass man sich ver-paart; Homosexualität oder Geliebte, Affären werden noch akzeptiert, aber Paarung setzt man voraus, "desch is so", "desch is Natur, der Bock beschpringt de Geiß" -
Es kann also sehr sehr viele Gründe geben, warum sie sich so gar nicht für Sex interessiert.
Das beste ist:
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