Ich hab das Gefühl, die Welt mancher dreht sich zu sehr um die eigene Person. Und es schwingen zuviele Erwartungen mit.
Ich date die Personen, die ich treffe. Ich arbeite mich nicht daran ab, wie die Welt eigentlich sein müsste. Oder reagiere auf enttäuschte Erwartungen (an Datepartner oder Welt) mit Paranoia.
Unser letztes Date hatten wir (als Einstieg auch gewollt) mit einer ruhigen Person. Beim Treffen fehlte der Bumms, die Energie. Wir hatten aber eigentlich genau das, was wir wollten.
Nächste Woche treffen wir uns mit jemand anderen. Wesentlich dominanter. Auf mein Wirken hin haben wir zu dritt gechattet.
Und dann hab ich den Chatverlauf reflektiert. Also nicht geschaut obs geil wird, ob er gut aussieht, ob er Sicherheitsvorkehrungen trifft oder nicht. Oder ob er mitbringt, was ich meine haben zu wollen. Alles egal.
Warum? Weil es blind macht. Eigenes Wollen und Erwartung macht blind für den Blick auf den Anderen. Das kann ich im Moment des reflektierens nicht gebrauchen.
Ich hab mich stattdessen mit folgenden Fragen beschäftigt.
Nimmt er uns als Paar wahr, im unerregten Zustand?
Hält dieses auch im erregten Zustand an?
Wie geht er mit Grenzsetzung um (Frustrationstoleranz)?
Wie artikuliert sich seine Dominanz?
Hat er seine Dominanz jederzeit im Griff oder hat sie ihn im Griff.
Was nimmt er wie wahr?
Wieviel Freiraum braucht er und wieviel und vor allem welche Grenzsetzung braucht (!!!!) er?
Übertreibt er bei Formulierungen, sowohl was ihn selbst, aber auch meine Frau betreffend?
Was habe ich erkannt?
1.Er bemüht sich uns als Paar zu sehen, ich bin mir aber unsicher, ob er dies auch tun wird, wenn entsprechende Reize vorliegen (erkläre ich nicht genauer, da wirds dann richtig komplex).
2. Er ist dominant, und hat seine Dominanz aber weitesgehend im Griff.
3. Schwierig für ihn ist es den Paarmann wahrzunehmen, wenn der Paarmann aus seiner Wahrnehmung verschwindet (weil der nur zuschaut).
4. Er hat einen mittleren Hang zu übertreiben (1h ficken).
5. Er ist empfänglich für Brunftverhalten (z.Bsp. ich hab nen größeren, ich kann länger)
6. Bei aller Erregung war er stets respektvoll und nie unangemessen vulgär o.ä., auch wenn meine Frau sich als Fickstück und Schlampe bezeichnet.
Fazit:
Er ist schon der Richtige (1/2/6).
Es ist ratsam das Setting anzupassen. Ich kann nicht nur reiner Voyeur sein (3). Ich darf aber auch kein Setting betreiben, was Vergleichssituationen heraufbeschwört (5).
Trotz das er zurückhaltend ist, sollte ich ein Setting wählen, was seiner Dominanz Freiraum lässt, aber nicht wo sie unreguliert sich breit machen kann (1,3,4)
Ich überlege im Vorhinein, welche Settingänderung sinnvoll ist, sein Spiel zu kanalisieren, ohne es abzuwürgen (4). Was durch meine Kontrolle ja auch die Präsenz in seiner Wahrnehmung erhält (3) und es nicht zu einer Situation führt, wo er meiner Frau beweisen will wie gut er ist (4) und mich dann aus dem Spiel drängt (5).
Durch die Veränderungen im Setting, was sich an den Wesenszügen der Beteiligten orientiert (anderer Mann-> anderes Setting), wird zum einen niemandem etwas aufgedrückt. Und da spielt auch dann der Präventionsaspekt eine Rolle: wir alle handeln gemäß unseres Wesens. Was auch für den anderen Mann gilt. Er wird auf Reize, erstrecht beim Sex so reagieren, wie es seinem Wesen entspricht. Habe ich andere Erwartungen an ihn, werden die vielleicht enttäuscht werden...
Ich treffe Vorkehrungen, das ich aus seiner Wahrnehmung nicht verschwinde, bleibe aber nicht so präsent, das es in eine Vergleichssituation kommt. Natürlich könnte ich mein ursprüngliches Setting durchziehen und die Erwartung haben, das er sich im Griff hat, damit ich zügelfrei ausleben kann (weil er die alleinige Verantwortung fürs Gelingen aufgebürdet bekommt). Aber ist das sinnvoll? Es ist weder gerecht (Du verantwortung, ich Spaß) noch ist es weise seine Erwartung darein zu setzen, das der Andere ggf. gegen sein Naturell handelt.
Ich kann das date technisch covern, durch Anrufe, Gps oder was auch immer. Und hoffen, das der andere immer den Absprachen folgt, selbst wenn es gehen sein Naturell ist.
Ich kann das Date psychologisch covern, indem ich mir klar mache, wen ich da hole, wo die Kipppunkte liegen, wo etwas aus dem Ruder laufen könnte. Und pass das Setting an. Auch da gibt es die Gefahr, das ich mich getäuscht habe.
Ich in meiner Position halte das psychologische Covern dem technologischen Covern für überlegen. Aber auch deswegen, weil ich so gestrickt und geschult bin. Das wird nicht bei vielen der Fall sein. Ultimative Sicherheit gibts nicht. Ein Restrisiko bleibt selbst mit stärksten Sicherheitsmaßnahmen. Jeder muss, auch gemäß seinen Fertigkeiten und Möglichkeite, sein Konzept finden. Ein sinnvolles.
Was sich auch an dem orientiert (Datepartner), was tatsächlich ist.
Und nicht an dem, wie es eigentlich sein sollte (alles mit Erwartung regeln).
Oder mich vor grausamkeiten schützen, die eigentlich nicht vorhanden sind. Warum sollte ich mit jemanden ins Bett gehen, den ich für potentiell übergriffig halte? Wenn ich alle fremden Männer für potentiell übergriffig halte, dann gibts kein Sex mehr mit mir unbekannten Männern.