Für mich ist wirklich ausschlaggebend, dass ich mir den Partner für dieses Machtgefälle sehr gut aussuche. Das unterscheidet das Ganze vielleicht auch von der "Reiz"-Basis, bei der der Fokus auf dem Erleben eines (sexuellen) Kinks liegt und man deswegen eventuell nicht soooo genau hinguckt, wer diesen Reiz bereitstellen und befriedigen kann, solange er eben genau das tut.
In dieser Hinsicht habe ich mir zum Beispiel bei meinen bisherigen Verhältnissen nie Fragen gestellt wie "Wie entscheidet man bezüglich der Kinder?" oder "Was passiert, wenn ich etwas tun muss, das aber schädlich ist, zum Beispiel für meinen Beruf?", weil das für mich total abwegig ist. KEINER meiner bisherigen BDSM-Partner war so dämlich und rücksichtslos.
Obwohl 24/7 Machtgefälle vorhanden ist, gibt es einige Aspekte, in denen mir Tops nie direkte Anweisungen gegeben oder meine Entscheidungen nichtig gemacht haben und ich denke, das liegt durchaus daran, dass ich in diesen Bereichen selbst gute Entscheidungen treffe und es einfach nicht nötig ist, ein System umzukrempeln, obwohl es gut funktioniert, nur um damit irgendeinen Machtanspruch durchzudrücken und diese Systeme dadurch aber zum Schlechteren für alle zu sprengen. Warum zum Beispiel sollte mir mein Dom Vorschriften bezüglich meines Kindes machen? So oft, wie ich von ihm bereits gehört habe, dass ich eine gute Mutter bin, nehme ich an, er findet gut, was ich mache und wie ich es mache. Blödsinn, da reinzugrätschen, wenn doch alles klappt, so wie es läuft.
Und so stelle ich es mir eigentlich generell in respektvollen und vernünftigen BDSM-Beziehungen vor, dass man als Sub eigentlich keine Angst haben braucht (oder sollte), dass Dom willkürliche Entscheidungen trifft, die schädlich sind, weil doch eine BDSM-Beziehung gar nicht dazu gedacht ist, jemandem schaden zu wollen. Ich habe keine Angst davor, dass mein Dom mir Vorschriften macht, die wirklich außerordentlich dumm und kontraproduktiv sind, besonders nicht in so wichtigen Bereichen wie Beruf, Familie und Sozialkontakt. Ich habe bereits sehr früh gemerkt, dass ich mir diesbezüglich keine Sorgen machen muss, als mein Dom mir klipp und klar gesagt hat, wie wenig er einen meiner Freunde mag, aber nie auch nur im Ansatz Anstalten gemacht hat, mir den Kontakt zu ihm zu verbieten. Genauso wenig, wie er mir je Kontakt zu anderen Menschen/Männern/Doms verboten hat und immer nachfragt, wie es mit meinem Kind steht, was da ansteht und sich sogar über Corona gemerkt hat, wann mein Kind Schultage hat und wann nicht, oder wann es beim Vater ist und wann bei mir. Er hat den kleinen Minion immer im Blick.
Ich erlebe meinen Dom als vernünftigen, realistischen und mir absolut wohlgesonnenen Menschen, selbst wenn wir mal Stunk haben. Insofern stellt sich mir die Frage nicht, wie das mit wichtigen Arrangements läuft, oder "was ich tun würde, wenn er dies oder jenes verlangt". Ich denke nicht, dass er mit dämlichen und destruktiven Entscheidungen bewusst das Risiko eingeht, unsere gesamte Beziehung zu zerstören. Fehler können passieren, aber auch ich bin ja wohlgesonnen und unterstelle ihm nicht die Absicht, mir schaden zu wollen.