Das Nachfolgende ist meine persönliche Auslegung und weder allgemeingültig noch irgendetwas in Richtung "echt", "wirklich, "wahr", usw., dafür ist BDSM meiner Ansicht nach zu individuell. Der Beitrag ist leider etwas länger geworden, da ich Missverständnissen durch meine Auslegung der Begriffe vorbeugen wollte – hoffe ich jedenfalls.
Meine devote, weil submissive Seite macht auch oder vor allem im nicht-sexuellen Kontext
einen Teil meiner Persönlichkeit aus und ist
immer da, ob mit oder ohne dominanten Part. Ich kann das nicht ich einfach an- und abschalten oder (vor)spielen. Ich
bin – das ist für mich so selbstverständlich, wie der Himmel blau ist, anders kann ich das nicht erklären.^^ Im BDSM-Kontext lässt der Fokus eines dominanten Parts darauf diesen Teil meiner Persönlichkeit einfach nur besonders deutlich (und betont gewollt) hervortreten.
„Das Gefühl ist Submissiv devot oder maso ..
Aber tatsächlich bin ich nur Sub wenn ich einen Dom habe.
Oder bist du jedem Menschen gegenüber Sub?
Diese Unterscheidungen fand ich für das Thema sehr relevant, bei mir persönlich auch Masochismus betreffend, um die Abgrenzung bzw. Unterscheidung zu submissiv/devot zu verdeutlichen. Ob rein auf Sessions begrenzt oder auch im Alltag kaum bis deutlich möglich, hängt bei mir davon ab, ob ich einer dominanten Person gegenüber nur
submissiv oder derart
devot bin, wie ich das weiter unten für mich auslege. Mit der Zeit habe ich jedenfalls einen feinen, aber – besonders seit er mir bewusst ist – bedeutsamen Unterschied ausgemacht:
Was verstehe ICH unter
submissiv?
Prinzipiell kann ich mich "jeder" dominanten Person =
Top unterwerfen/unterordnen, mit der aber nicht nur die Neigungen und Vorlieben übereinstimmen, sondern die ich im Gesamtpaket sympathisch und ansprechend genug finde (= die Chemie stimmt). Allerdings bin ich Tops gegenüber nicht automatisch auch devot, sondern eher nur meinem Dom gegenüber. Umgekehrt wäre für mich
Bottom dann treffender, denn nur, weil ich mich jemandem unterwerfe, hat derjenige nicht automatisch ein "Anrecht" auf mich, bin ich also nicht automatisch seine Sub. Diese Unterscheidung und das Verständnis dafür macht für mich zu einem gewissen Teil die "Augenhöhe" außerhalb von Sessions, zu einem gewissen Teil aber auch die Authentizität meines dominanten Gegenübers aus. Den Anspruch auf mich als (exklusive) Sub kann kein Top bei mir erzwingen, nur weil "..."
[Die Begriffe Top/Bottom sind für mich hinsichtlich Emotionen und Geschlechter neutraler als Dom/Femdom, Sub/Malesub, usw., unter anderem weil ich bisexuell bin. Beim Begriff "Dom" beziehe ich mich in meinem Beitrag aber nur auf Männer, da es bislang noch keine Frau geschafft, mich "in bzw. auf die Knie zu zwingen".
Für gewöhnlich ist das umgekehrt der Fall, aber man weiß ja nie. ;)]
Was verstehe ich persönlich unter
devot?
Das ist für mich mehr als mich unterzuordnen, aber auch mehr, als "einfach nur" hingebungsvoll zu sein bzw. etwas hingebungsvoll zu machen/zu dienen, denn was mir Spaß macht, mache ich automatisch mit Hingabe, weil ich von meiner tatsächlichen Persönlichkeit her so bin.
Devot zu sein, bedeutet für mich, mich vollständig = mit Körper
und Seele hinzugeben, mich jemandem ganz zu öffnen bzw. es auch zu wollen (= jemanden an mich/mein Innerstes heranzulassen) und in dieser Hingabe, dieser Devotion Erfüllung und Befriedigung zu finden.
[Wem das noch zu "nebulös" ist:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hingabe <= da wird das ganz gut kurz und knapp definiert, wie ich das auch selbst empfinde. Allerdings schätze ich, dass die meisten hier das Gefühl kennen, wann jemand etwas (sehr)
gerne für einen macht oder
voller/mit absoluter Hingabe und Leidenschaft.]
Devotion ist für mich also (stark) personenbezogen. Je tiefer die Verbundenheit, die Nähe, das Vertrauen und die Emotionen sind, desto hingebungsvoller (= devoter) bin ich und gebe im Rahmen von Sessions die Autonomie über mich auf. Ab einer gewissen Verbundenheit
kann ich anderen gegenüber nicht mehr devot sein, jedenfalls nicht mit ganzem Herzen, weil ich mich dann
quasi von selbst jemandem zugehörig/exklusiv fühle und als meinen Dom/mich als seine Sub betrachte (ohne dies "aussprechen/festlegen" zu müssen).
Ich spüre das inzwischen am deutlichsten bei extremen SM, denn ich bin zwar masochistisch, aber eher geringfügig, kann also nur bis zu einem gewissen Grad Lust aus schmerzhaften Behandlungen ziehen. Für meinen Dom will und
kann ich dagegen mehr aushalten, egal, wie sadistisch er ist (allerdings muss es allem Willen zum Trotz schon auch mit meinen SM-Vorlieben übereinstimmen, um Lust daraus ziehen zu können). Die Erfüllung, die ich in Devotion finde, ist dann, wenn ich auf Gefühlsebene fühle, dass ich ihm
mehr als zu seiner vollen Zufriedenheit gedient habe, und er mir das quasi in demselben Ausmaß nur umgekehrt "zurückgibt", z. B. durch Zärtlichkeiten, "Wertschätzung/Dankbarkeit" oder wie immer das jemand für sich bezeichnet/auslebt, ist ja auch wieder individuell.
[Annahme und Hingabe sind dafür meine bevorzugten Umschreibungen. Ob das tiefe Zuneigung oder gar Liebe ist, muss jeder für sich selbst bestimmen, für mich selbst habe ich das (noch) nicht herausgefunden. Prinzipiell tendiere ich eher zu "tiefer Zuneigung", aus der sich mit der Zeit Liebe entwickelt/entwickeln kann – sofern es nicht "Liebe auf den ersten Blick" war
– und, wenn die Umstände passen, vielleicht sogar eine feste Liebesbeziehung.]
Wie sehe ich das also mit einer Dom/Sub-Beziehung über Sessions hinaus?
Bei einer "reinen" Top/Bottom-Spielbeziehung spüre ich das Machtgefälle im Alltag
nicht, sondern
nur bei den Sessions, einfach weil nicht dieselbe (emotionale) "Gewichtung" gegeben ist. "Nur eine Spielbeziehung" klingt immer so ein bisschen nach unpersönlicher, emotionsloser Lustbefriedigung
, ich sehe das aber eher wie eine Freundschaft-Plus-Beziehung im BDSM-Kontext, denn ohne eine persönliche/zwischenmenschliche Ebene unabhängig von BDSM kann zumindest ich keine Beziehung jedweder Art mit sexueller Komponente eingehen – und ohne Benutzung gibt mir BDSM nichts.
„Es ist subtil immer vorhanden! Immer! Natürlich leben wir unsere Beziehung auch auf Augenhöhe, aber es kann von einer Sekunde zur nächsten anders sein.
Ein Beispiel: wir sitzen in einem Restaurant und ein Mann vom Nachbartisch schaut zu uns herüber. Bis zu diesem Moment hatten wir ein ganz normales alltägliches Gespräch, dann spricht mein Mann etwas leiser und sagt mir, was er jetzt im Bezug auf diesen Herren mit mir machen lassen könnte….und schon sind wir im D/s!
Oder wir gehen shoppen und mein neues Outfit überwältigt ihn so sehr, dass er gleich in der Umkleidekabine……
Wann immer er möchte, erfülle ich seine Wünsche aber zwischendurch sind wir auch auf Augenhöhe. So ein Leben ist sehr aufregend, nie langweilig und macht viel Spaß!
@****Pea hat das, wie ich finde, sehr treffend beschrieben. Mit meinem Dom ist das "Machtgefälle" im Alltag
immer präsent, und sei es noch so latent, absolut unabhängig davon, ob es eine feste Beziehung ist oder nicht.
Ich nehme an, dass ist das, was der eine oder andere unter "24/7" versteht. Für mich persönlich ist ein "ständig präsentes Machtgefälle" – egal, ob "aktiv ausgeübt" oder "latent in der Luft liegend"
– etwas vollkommen natürliches, das sich praktisch von selbst ergibt, oder besser gesagt nicht aus einem "Dom/Sub"-Konstrukt heraus, sondern aus der Dynamik, die daraus resultiert, dass Dominanz und Devotion außerhalb des sexuellen Kontextes jeweils einen Teil der tatsächlichen Persönlichkeit vom Mann und von der Frau ausmachen, und daraus, dass dazu noch ihre jeweiligen Charaktereigenschaften, die Intensität, die tiefe Zuneigung (oder Liebe) und viele weitere Faktoren zueinanderpassen.
Ein wie auch immer gearteter (vor allem tiefer) Eingriff in meine Autonomie, meine Person und meinen Alltag wäre für mich nur in einer jahrelangen, festen Liebesbeziehung mit sehr viel Vertrauen möglich.
Dagegen wäre TPE für mich ein sehr großer Schritt, wahrscheinlich sogar eher zu groß. Ich weiß nicht, ob ich das wirklich umsetzen könnte, ohne dass sich ein Teil meiner Persönlichkeit, in diesem Zusammenhang meine dominante Seite, sich irgendwann ernsthaft "unterdrückt fühlen" und anfangen würde, zu rebellieren.