Mich stört bei solchen Diskussionen vor allem, dass man sich stets am s.g. Machtgefälle festbeisst, sogar behauptet, ein Single hätte kein Machtgefälle, wäre demnach auch nicht submissiv. Hanebüchen!
Ich bin auch als Single mono, hetero, dom. und sad. Es sind schließlich MEINE Persönlichkeitsanteile, die bringt mir ja keine zukünftige Partnerin erst mit.
Und auch in einer D/s-Beziehung braucht es kein dauerhaftes Machtgefälle, so wie man es aus einem Session-Rollenspiel kennt! Nach dem Motto- ist da kein Druck drauf, ist die Lust raus. Das impliziert ja schon, dass eine D/s-Beziehung ein 24/7-Rollenspiel wäre in dem die Unterdrückung des Sub im Vordergrund steht. Immer schön klein halten und auf den Boden drücken, wegen dem Machtgefälle und so. Sollte es aber mal erforderlich sein, sich mit Sub mal "Augenhöhe" zu unterhalten, zieht man sie einfach an den Haaren wieder hoch, schüttelt kräftig das Machtgefälle ab und schon kann man sich ganz normal mit ihr unterhalten. So doch die gängige Vorstellung, nicht wahr?
Ich behaupte jetzt einfach mal- wer ständig mit den Begriffen Machtgefälle und Augenhöhe argumentiert, versteht 24/7 auch als gelebtes Rollenspiel, welches aus einer Session in den Alltag eingebracht werden will. Dazu braucht es natürlich ganz viele Regeln, total viel Kontrolle, natürlich auch Strafen und Sanktionen uvm. Das kann dann schon richtig extrem und eben auch unschön werden- destruktiv. Oder anders ausgedrückt- so wie mans eben nicht macht. Ist ja auch kein Rollenspiel...
So fällt auch auf, dass solche Ansichten / Annahmen fast ausschließlich aus der Fraktion kommen, denen BDSM eine sex. Spielart ist, die die mentale Neigung weitgehend nicht ausreichend berücksichtigt und daher mit Machtgefälle/Augenhöhe hantiert. Natürlich muss sich dann auch die Frage stellen, wie man so eine BDSM-Sex-Session denn wohl 24/7 ausleben kann?
Dazu mal ein Gegenbeispiel, wie ich jahrelang TPE mit meiner Frau gelebt habe. Abgesehen davon dass wir auch Sex hatten, ging es uns darum überhaupt nicht.
Wir lernten uns als dom/dev kennen und lieben und fanden ineinander den passenden Komplementär. Dass wir eine feste Beziehung führen und zusammen leben wollten, war schnell klar. Dass das im TPE mündete, noch nicht.
Ich halte von Regeln & Co. wenig und bin auch kein Kontrollfreak. So gab es nur zwei quasi-Regeln:
Frag mich vorher oder sag wenigstens Bescheid. Was sich eh erübrigte, denn sie teilte mir ohnehin immer alles mit. Aber so hatte ich immer die Möglichkeit, mein Veto einzulegen. Also konnte sie tun und lassen was sie wollte- ausser ich entschied anders. Was nur selten der Fall war. Sie war ohnehin wenig entscheidungsfreudig und war froh, das mir zu überlassen, sowie dankbar, wenn ich ihr mit etwas Nachdruck über bestimmte Dinge hinweg geholfen habe. Alles entscheiden zu können heißt nicht alles entscheiden zu müssen- ich kanns ebenso zurück delegieren! Mit der Zeit pendeln sich die Dinge einfach ein, für uns war (für mich ist) D/s Teamplay! Und im Sinne der mentalen Neigungsauslebung also Selbstverwirklichung. Ich kann so sein wie ich bin und sie ebenso. Dass das dann wenig Reibung erzeugt ist klar, dafür aber Harmonie. Das bedeutet- es funktioniert. Niemand muss sich zurück nehmen oder gar verbiegen (lassen) um dem anderen zu gefallen. Und es passt, weil wir sind, wer wir sind. Wenn Sie ihren eigenen Interessen nachging, habe ich das so gut unterstützt wie ich konnte, weil das eben dazu gehört, seinen Partner in seiner Entwicklung zu begleiten und zu stützen. Im Gegenzug hat sie stets darauf geachtet, dass ich/wir nicht zu kurz kommen. Passt doch. Mal abgesehen vom Metakonsens, der ohnehin von vornherein klar war (was sonst?), klingt das kein bisken nach D/s, geschweige denn TPE. War ja auch kein beinhartes Session-Rollenspiel, sondern ganz normaler Beziehungsalltag eines Paares, wo einer dom und der andere dev ist. Zwar sehr schön und harmonisch aber genauso unspektakulär wie banal. Aber sehr schön! Weitere Details spare ich hier aus, tun auch nichts zur Sache.
Aber um nochmal auf die Methodik des Machtgefälle/Augenhöhe einzugehen- heute lebe ich DDlg, das bedeutet, als Daddy-Dom habe ich ein little-girl. Vom ersten Moment an nennt sie mich ausschließlich Daddy. Sofort könnte man annehmen, dass das doch ein klares Indiz für so ein Machtgefälle sei, resp. der Sub die ihren Dom ausschließlich Herr nennt? Weit gefehlt- denn wir begegnen uns ebenso auch ausschließlich im Alltag, also nix mit Session und Rollenspiel alá Ageplay! Und auch wenn sie mich stets Daddy nennt, weiß ich doch immer, ob gerade die little oder die Frau zu mir spricht. Auch hier gibts keinen Schalter um die Augenhöhe einzuschalten- falls erforderlich. Umgekehrt käme ich ja auch nie auf die Idee zu sagen- nun lass mal das little-Gedöns, wir müssen reden. Für uns ist das Alltag, also ganz normal und banal. Aber auch das ist sehr harmonisch und sehr sehr schön!
Und ich sehe einfach nicht, wo hierin Extreme lauern könnten oder unüberwindbare Schwierigkeiten, wenn man doch einfach nur so ist wie man ist. Und zwar im Alltag. Und ich gebe zu, würde ich mir all das als Rollenspiel innerhalb einer Session vorstellen, was nun Alltag werden soll, wüsste ich jetzt auch nicht wie man das so ohne weiteres umsetzen könnte. Weird & creepy, würde meine kleine jetzt sagen.
Unsereins sucht immer nach 24/7, womit klar ist, dass es sich um die Alltagsversion von BDSM handelt. Wenn ich im Alltag nicht der sein könnte der ich bin, vlt am WE mal, wenn Session ist, würde ich kreuzunglücklich! Ganz sicher würde mir meine Neigung sogar, erstmalig, einen Leidensdruck bescheren!
Damit ist aber auch klar, das 24/7ner und Session-Player kaum kompatibel sind. Und für mich hat all das auch mit Sex & Co. nix zu tun, auch dann nicht, wenn mich gewisse Dinge durchaus sex. befriedigen. Es geht sich hier vornehmlich um Persönlichkeitsanteile, dem Naturell, das mentale. So fühlt, so ist man immer und ausnahmslos! Man braucht keine Session um das zu empfinden, das steht morgens mit einem auf. Nie würde ich das anders haben wollen, ich kenne es aber auch nicht anders. Und es ist schön. So schön!