Ich glaube ja, ebenso wie unser Umgang mit vielen anderen
Themen im Leben ist auch unser Erleben und Ausleben
unserer eigenen Sexualität ein Entwicklungsweg.
Da "Lust" ein Zustand ist, der uns bis ins tiefste Innerste
berührt, uns verletzlich macht und gleichzeitig unfassbar
kraftvoll, hat meiner Erfahrung nach jeder Entwicklungsschritt,
den wir in unserer Sexualität gehen, Auswirkungen auf eine
ganze Menge anderer Aspekte unseres Lebens.
Ich habe mich mit genau der Frage, die du hier reinstellst,
lange und intensiv beschäftigt. Für diejenigen, die so etwas
nicht langweilig oder neunmalklug finden, habe ich hier tatsächlich
so etwas ähnliches wie einen Fahrplan auf Tasch'...
Wer sich den mal anschauen möchte, liest weiter:
Ich glaube, unsere sexuelle Entwicklung verläuft im Grunde in
"5 Stufen". Diesen habe ich, in Anlehnung an Layla Martin,
folgende Namen gegeben:
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Stufe 1: „Unbedarfte Sexualität“
Dies ist die Sexualität unserer Kindertage. Wir spielen
mit unseren Körpern, und es fühlt sich einfach gut an.
Diese Art der Sexualität kennt kein Ziel, sondern nur
den Augenblick.
Bestmöglich lernen wir in dieser Phase:
-> Ich bin gut, wie ich bin.
-> Mein Körper ist gut, wie er ist.
-> Meine Gefühle sind gut, wie sie sind.
-> Ich bin wichtig.
-> Es ist wichtig, dass es mir gut geht.
-> Es ist wichtig, dass es den Anderen gut geht.
Stufe 2: „Verspielte Sexualität“
Die Sexualität unserer Teenagerjahre. Wir entdecken
unseren Körper neu, beginnen zu masturbieren, machen
erste bewusst erotische Körpererfahrungen mit anderen
Menschen.
Bestmöglich lernen wir in dieser Phase:
-> Ich werde geliebt.
-> Ich bin schön.
-> Ich werde geachtet und sexuell begehrt.
-> Aufrichtigkeit macht Vertrauen möglich.
-> Vertrauen macht Verbundenheit möglich.
-> Verbundenheit macht Hingabe möglich.
-> Hingabe macht Intensität möglich.
-> Ich kann und darf mit allen Sinnen genießen.
-> Meine Liebesbeziehungen sind Quellen der Freude und Kraft.
-> Ich bin meinen Liebespartner*innen ein Quell der Freude und Kraft.
-> Sex macht Spaß und tut gut.
Stufe 3: „Ehrung der eigenen erotischen Essenz“
Irgendwann macht es 'Klick', und plötzlich ist alles anders...
Bestmöglich lernen wir in dieser Phase:
-> Ich liebe mich selbst und alles, was ich bin.
-> Ich selbst bin König/Königin meines Lebens.
-> Ich habe das Geburtsrecht auf eine als erfüllt und erfüllend erfahrene Sexualität.
-> Meine Lust ist ein Geschenk für mich und andere.
-> Mein Körper ist ein Instrument, auf dem ich zu spielen weiß.
-> Die Körper meiner Liebespartner*innen sind Insrumente, auf denen ich ebenso spielen lernen kann.
-> Sexuelle Begegnungen mit anderen Menschen sind Räume der Wahrhaftigkeit, der Verbundenheit und echten, tiefen Glücks.
-> Meine Sexualität hält Schätze für mich bereit, von denen ich zum Teil bis jetzt noch gar nichts ahne.
-> Ich kann mit allem umgehen, was mir geschieht.
Stufe 4: „Forschende Sexualität“
Im Grunde ähnelt diese Phase dem, was wir bereits als
Teenager erfuhren. Wir gehen in Kontakt, probieren uns
aus, experimentieren. Allerdings hat diese Phase ein neues
Level der Tiefe im Umgang mit uns selbst und unseren Lust-
oder Liebespartnern. Wir wissen, dass das Empfinden und
erleben von Lust ein integraler Teil unseres Lebens ist; und
mehr als dies: ein geliebter! Jetzt wollen wir wissen, was
wirklich geht. Wie viel Lust zu empfinden überhaupt möglich
ist. Und was es dazu braucht. Fest verwurzelt in einem
Fundament aus Selbstannahme und Selbstliebe gehen wir
nun in die Vollen.
Bestmöglich lernen wir in dieser Phase:
-> Meine Sexualität ist ein bedeutsamer Aspekt meiner Selbsterfahrung in diesem Leben.
-> Ich mag mich selbst und die Art, wie ich meine Sexualität lebe, richtig gerne.
-> Ich weiß, wie ich meine eigene Lust und die meiner Partner fein justiert bedienen und bespielen kann. Und ich nutze dieses Wissen schamlos „zur Mehrung des Glücks in der Welt“.
-> Ich weiß, wie ich elegant für meine Grenzen, Wünsche und Ideen eintrete.
-> Mein Körper kennt ein paar wirklich abgefahrene Tricks.
Stufe 5: „Heilige Sexualität“
Das Wort "heilig" hat an dieser Stelle nichts zu tun mit
Räucherstäbchen oder Mantrengesängen. Sondern mit
einer neuen Art von Aufrichtigkeit und Präsenz im Umgang
mit uns selbst, unseren Liebespartnern und dem jeweiligen
Augenblick. Diese Art der Sexualität ist mal OM-shanti, mal
dreckig und derb. Aber sie ist immer in einer ganz speziellen
Weise BÄM. Das zumindest ist meine Erfahrung.
Bestmöglich lernen wir in dieser Phase:
-> Meine Sexualität ist ein integraler Teil meines Lebens.
-> Meine sexuellen Erfahrungen sind durchdrungen von Freude und Glück.
-> Jede meiner sexuellen Begegnungen nährt mich an Seele und Leib.
-> Je tiefer ich mich in die Lust fallen lasse, desto intensiver begegne ich mir selbst.
-> Je mehr ich mich öffne und zeige, desto intensiver erfahre ich mich als wahrhaftig geachtet, geliebt und gewollt.
-> Mein Körper ist ein Heiligtum, in dem Wunder geschehen können, wenn ich die richtigen Zauber zu sprechen weiß.
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Wer Lust hat, mehr über diese Sicht der Dinge zu erfahren,
findet im Netz einen ausführlichen Artikel mit der Überschrift:
"Die 5 Stufen unserer sexuellen Reifung".
Ich hoffe, ich habe mir mit meinen Gedanken aus der
Metaperspektive nicht allzuviel Raum genommen...!
Vielleicht erscheinen sie ja doch auch ein paar anderen
irgendwie schlüssig...
Das würde mich sehr freuen...!