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Genau hier bist du auf dem Holzweg. Monoamor Fühlende können sich nicht in mehr als eine Person verlieben. Nicht im partnerschaftlichen Sinne.
Na ja, man kann da sicher philosophische Diskussionen drüber führen.
Aber es passiert. Ständig. A liebt B und dann auch C ist ja eine uralte Geschichte und passiert jeden Tag - auch Menschen, die nie daran gedacht hätten. Und ja, es gibt auch Menschen die lieben immer nur eine Person, und das ist auch schön. Und mache, die lieben nur eine Person in ihrem Leben.
Aber ich kenne sehr viele Menschen die schon mal das "Dilemma" hatten und auch heute noch ganz monogam sind.
Ich hatte auch eine lange monogame Beziehung, und zwischendrin einige Flirts aus denen auch was hätte werden können. Ich habe es nicht weiter verfolgt, weil ich in einer Beziehung war - aber möglich gewesen wäre es ohne Probleme.
Nun, das ist ja deine Definition. Die offizielle ist aber nicht nur die Beziehungsform, sondern es muss auch Liebe mit im Spiel sein bei polyamoren Beziehungen.
Tja, und da können wir dann auch die ganz große Frage stellen: Was ist Liebe? Ist es das akute Verliebtsein, dass ja maximal ein paar Monate anhält? Die emotionale Bindung (und was unterscheidet die dann von Freundschaft)?
Ich persönlich fühle mich durchaus polyamor wenn ich eine emotionale Bindung, und was man so eine "romantische Beziehung" nennt, zu mehreren Menschen aufbaue. Auch wenn ich da jetzt nicht jedes Mal krass verknallt bin.
Für mich zählt, dass ich diese gesamte Breite von Gefühlen
zulasse. Im Gegensatz zur "klassischen" offenen Beziehung, die aktiv so konstruiert wird dass die Liebe und Gemeinsamkeit hauptsächlich halt nur in der Hauptbeziehung stattfindet.
Und um mal von der Definitionsklauberei weg zu kommen: Auch da hast du recht, es ist eher eine Katastrophe als ein Glück, wenn sich jemand in eine zweite Person verliebt, während man gerade in einer Beziehung steckt. Vor allem wenn diese monogam ist.
Na, wenn alle damit leben, dann ist es ja eine Bereicherung und keine Katastrophe. Aber ja, wenn dem nicht so ist dann gibt es auf der einen oder anderen Seite eine Trennung.
Aber um ehrlich zu sein - ewige Liebe kann niemand versprechen. Selbst wenn sich niemand in eine dritte Person verliebt kann die Liebe, oder Beziehung, an tausend anderen Dingen zerbrechen.
Zwei gleichzeitig lieben klingt zwar immer so toll, ist in der Realität aber halt doch eine große Herausforderung. Es gibt ja mindestens Dritte im Bunde. Da bedarf es Offenheit auf allen Seiten, um diese Herausforderung meistern zu können.
Natürlich ist es eine Herausforderung - und Offenheit sollte es in Beziehungen ja hoffentlich sowieso geben.
Nachdem ich beide Seiten des Zauns gesehen habe (die monogame Welt sehr lang, die Poly-Seite nur ein bischen) würde ich sagen:
Monogame fühlt sich in gewisser Weise sicher und unkompliziert an. Sowohl weil es etwas ist, was wir immer vorgelebt bekommen und stark gewohnt sind. Und auch, weil es zumindest da diese Person gibt, die ständig für dich da sein "muss". Und das kann sehr schön sein, auch wenn es ein Stück weit eine Illusion ist - natürlich gibt es auch hier keine Garantie auf ewiges Glück.
Poly ist aufwändiger. Mal abgesehen von der reinen Logistik muss man über viele Dinge sprechen die man ansonsten vielleicht eher meidet, Gefühle der anderen aushalten - und auch die eigenen, wenn man selber Person B oder C ist. Es ist erst mal "gefährlicher", da man ja ständig Veränderungen der eigenen Beziehungen zulässt (auch wenn ich mir durchaus vorstellen kann, dass diese Offenheit langfristig Beziehungen auch verstärken kann). Dafür gibt es halt die Freiheit, nicht in jeder Beziehung nach der vollen Erfüllung zu suchen, sondern verschiedene Facetten mit verschiedenen Menschen zu leben - ohne dass man dafür jedes mal mit jemandem brechen muss.
Nichts davon ist inhärent besser, eine Herausforderung ist es immer.