also gut.... ein männlicher beitrag :-)
Was ist Liebe ?
Das lässt sich meiner Meinung nach nicht beantworten.
Liebe ist meiner Meinung nach etwas derart Grundlegendes / Umfassendes und Weitreichendes, daß man es schon eher in die Ecke mit den Naturgesetzen, den Urgewalten und Schöpfungsmythen stellen sollte, und nicht zu den anderen "einfachen" Gefühlen.
Nehmen wir nur als ein Beispiel (für die Gläubigen Christen unter uns) Gottes Liebe zu uns Menschen, die Liebe, die durch Christi Opfer am Kreuz uns entgegengebracht wurde.
Oder die Liebe, die beispielsweise ein Restaurator dem Objekt seiner Arbeit entgegenbringt, wenn er manchmal monatelang oder gar Jahre damit vebringt, ein uraltes Kunstwerk von den zeichen der ZEit und der Ignoranz der Menschen zu befreien.
Philia
Eros
Agape
......
da war doch mal was in der Oberstufe? Oder war das im Ethik-Abitur?
Viel zu viele Ansatzpunkte und Lösungsanätze um die LIEBE wirklich definieren zu können.
Selbst wenn wir aber mal nur die Form von Liebe betrachten, die sich im Zwischenmenschlichen abspielt, in der Alltäglichkeit einer Beziehung, dem Feuer einer Affäre etc. , wird es schon äußerst schwierig, Aussagen zu treffen, die für mehr Menschen als einen selbst bezeichnend und aussagekräftig sind.
Wenn ich zurückdenke, so hat sich meine persönliche Definition davon im Laufe meines Lebens mehrfach verändert.
Gewichtungen haben sich verschoben, neue Erfahrungen haben alte Mythen oder als gesichert Angesehene Irrtümer aufgedeckt.
Ob meine jetzige Beschreibung auch in 10 oder 15 Jahren noch meine Zustimmung finden würde...???
a) Als der weibliche Part von Saint_Ange und ich vor vielen jahren zusammenkamen waren wir beide der gleichen Meinung :
Wenn ich behaupte, daß ich einen Menschen wirklich liebe, so ist es mein oberstes Ziel und Streben, diesen menschen glücklich zu sehen.
Ist es also Liebe, wenn mir der andere wichtiger ist als ich selbst?
....nicht nur, aber zum Teil sicher....
b) Jeder kennt doch bestimmt die kleinen Cartoons wie sie auf Postkarten, Kaffeetassen oder der Bildzeitung zu sehen sind.
"Liebe ist... " !
So lächerlich diese Bildchen auch manchmal sind, so spiegeln sie doch eine meiner Meinung nach entscheidende Komponente von Liebe wieder.
DIE VIELZAHL AN KLEINIGKEITEN!
ES muß nicht immer der Blumenstrauss sein, nicht immer das Candle-Light-Dinner.
Die Paare, die wie wir schon viele Jahre zusammen sind werden das sicher kennen.
Diese kleinen Momente, winzigen Begebenheiten in denen man selbst erkennt, daß der andere einen liebt!
Die Aufmerksamkeit, daß ihm überhaupt bewußt ist, was uns eine Freude bereitet zusammen mit der Zeit, die er für etwas aufwendet, was allein für uns Bedeutung besitzt oder uns einfach nur glücklich macht.
Ist es also Liebe, wenn man uneigennützig Zeit und Energie in etwas investiert, von dem zunächst einmal nur der andere etwas hat ?
....nicht nur, aber zum Teil sicher....
c) DAS TANKEN!!!!
Keine Ahnung vor wieviel JAhren mir diese Bezeichung zum ersten Mal einfiel, aber ich finde sie äußerst treffend.
Ich werde mir Mühe geben, doch ich weiß schon jetzt, daß - zumindest nach meinen Maßstäben- das Ergebnis eher kläglich ausfallen wird.
In diesem 'Zustand' gibt es kein Kopfkino ; zumindest bei mir nicht. Es gibt keine Zeit und eigentlich auch keinen Raum.
Es ist völlig gleichgültig ob - es ist mir schon in unzähligen verschiedenen Momenten passiert- ich mit meiner Frau im Bett liege oder auf einer Wiese, ob wir allein sind
oder andere Leute an uns vorbeikommen, ob völlige Stille herrscht oder wir vor unserem Zelt bei einem Festival irgendeiner Band lauschen. Bei genauem NAchdenken glaube ich jedoch, daß es gewisse 'essentielle Grundzutaten' gibt, ohne die dieses 'spezielle Gefühl' nicht erlebt/erreicht werden kann ; wobei der Begriff 'Gefühl' alleine absolut unzureichend ist.
Es ist eine Mischung aus Gefühlen, Wissen, Gedankenlosigkeit, Leere und Heimat.
Absolut notwendig ist das lange, intensive Wahrnehmen des anderen Körpers (egal ob ich ihn im Rücken spüre oder ihn umarmend an mich drücke), das Fühlen - nicht nur das Hören- des Atmens des anderen, sowie von beiden Herschlägen in ihrer Individualität, und gerade NICHT ein Gefühl der Verschmelzung oder des Eins-Werdens.
Der Zustand, den ich hier umkreisend zu beschreiben versuche, stellt sich manchmal nach 10 Sekunden ein, manchmal nach 10 Minuten...
Da ich zu der '10-Sekunden-Variante' nicht viel sagen kann, beschreibe ich die '10-Minuten-Variante' etwas genauer.
Am Beginn steht die Wärme und der Rhythmus des anderen Körpers. Seine Schwingungen,sein Geruch,sein Herschlag,das Temen.
Ich fühle, wie der bisherige Tag immer weiter in der BEdeutungslosigkeit eines Archivkorridors meiner Erinnerung verschwindet, wobei einzelne Erlebnisse,Gedanken oder Bilder abgesondert werden, umgeleitet und unter relevanteren Bereichen abgespeichert werden....ein gewisses Gefühl des 'Auslaufens' bzw 'Leerfließens'....
Ist dies beendet, treten die Signale des anderen immer deutlicher und mächtiger in den Vordergrund meines BEwußtseins. Der Atem wird zu einer Art Mantra, der Herschlag ständig zwischen den Versuchen hin - und hergerissen, sich dem anderen nicht anzupassen und ihn zum anpassen zu zwingen.
Ich gleite in eine Art (sorry, jetzt muß ich mir mal kurz beim Dalai Lama einen Satz klauen) 'meditativer VErsenkung, deren Ziel die völlige Geistentleerung ist!'
Mitlerweile nehme ich sowohl meinen als auch den Herzschlag von ihr nicht mehr war, sondern inhaliere mit geschlossenen Augen und scheinbar taub gewordenen Ohren nur noch den Geruch dieses anderen Menschen, der sich neben mir befindet. Am diesem ältesten aller MErkmale erkenne ich sein Selbst und im Unterschied order in Ergänzung dazu meines. Ich empfinde keine Begierde, kein Verlangen, keinen Wunsch und habe kein Ziel, sondern BIN einfach, existiere im Hier-Und-Jetzt, und dieser andere Mensch existiert mit mir,an mir,bei mir,neben mir,durch mich,für mich,wegen mir,unter und über mir.
Alles ist gut, alles ist richtig und es gibt nichts zu tun, außer loszulassen und gemeinsam 'zu sein'.
...
Und dann spüre ich die Ruhe,welche zugleich unendliche,uralte Kraft ist, in mich fließen. Ich 'Tanke', 'lade mich auf', werde 'neu befüllt' mit einer Energie, die über Liebe hinausgeht, und welche mich befähigt, jeden Tag zur Arbeit zu fahren, mit meinem kind zu spieln und zu streiten, zu lachen und zu weinen, Gedichte zu schreiben und Beerdigungen zu besuchen. Unendliche Ruhe durchströmt mich und ich werde aufs Neue angefüllt mit der kindlich naiven 'Be-JAung' des Lebens.
Ist es also Liebe, wenn wir in der Lage sind bei unserem Partner "ZU TANKEN" ?
....nicht nur, aber zum Teil sicher, und mit absoluter Sicherheit ist es ohne Liebe unmöglich "ZU TANKEN".
d) Nachdem ich bis jetzt bewußt den sexuellen Bereich rausgelassen habe zum Schluß noch ein paar Worte dazu :
Ja, ich glaube daran, daß genialer / rauschhafter Sex ohne Liebe möglich ist.
Ja, ich glaube daran, daß Sex mit einem Menschen, den man liebt Stufen und Ebenen erreichen kann, die sonst unerreichbar sind, ganz gleich wie genial oder abgefahren der Sex auch sein mag.
Ja, Liebe bereichert den Sex , ist aber genausowenig ein MUSS wie der umgekehrte FAll.
Sex ist eine Form mit seinem Partner Liebe zu leben und sich gegenseitig als Geschenk zu machen, aber mit ihm / durch ihn "steht-und-fällt" die Liebe nicht.
Sie geht weit über Begehren, Verlangen, Hormone und körperliche Säfte hinaus, versteckt sich genre in kleinen stillen Nischen und wird von uns allen (gerade von uns Männern) leider viel zu oft übersehen.