Ich weiß ja nicht, ob das gegen meine Professionalität spricht,
aber je länger ich als Coach und Mentor mit Männern, Frauen
und auch Paaren arbeite, desto schwieriger finde ich das Wort
"Liebe"... Dieser Begriff scheint so klar zu sein, jede/r kann
irgendetwas damit anfangen. Und doch verstehen wir oft nicht
nur im Detail höchst unterschiedliche Dinge darunter...
Ich spreche daher lieber von "Zuneigung", "Anziehung" oder
"Verbundenheit", je nachdem, was mit dieser Vokabel im
Einzelnen ausgedrückt werden will.
Mir persönlich ist auf meiner eigenen "sexual journey"
irgendwann mal Folgendes aufgefallen:
Je tiefer und bedingungsloser ich einem Menschen vertraue,
desto weiter öffne ich mich in unseren sexuellen Begegnungen.
Je tiefer ich mir gewiss bin, dass dieser Mensch mich wirklich
achtet, mag und begehrt, desto tiefer wird die Lust, die ich
in unseren sexuellen Begegnungen erfahre.
Definitiv kann ich sagen, dass das, was zwischen zwei Menschen
auf erotischer Ebene möglich wird, wenn diese sich wirklich
bedingungslos annehmen und vertrauen, geradezu um Dimensionen
tiefer und erfüllender ist als alles, was geht, so lange auch nur
eine/r von beiden auf Krampf glaubt, die Kontrolle über seine
oder ihre Gefühle behalten zu müssen...
Nun gehöre ich, was ja nicht für jede oder jeden gilt, zu jener
Fraktion, die sagt: "Mein Leben ist mir einfach zu schade für
schlechten Sex. Darum: Lieber Qualität als Quantität."
Vor diesem Hintergrund komme ich, was deine Einstiegsfrage
angeht, zu meiner Antwort. Und die lautet so:
Natürlich bin ich im Stande, mein Inneres zu verschließen,
alles Verletzliche zu betäuben und eine sexuelle Begegnung
als reinen Akt der Körperlichkeit zu deuten...
Aber mal echt: Warum sollte ich...?!
Was um Himmels Willen könnte dadurch in meinem Leben
besser werden...?!
Wäre das nicht im Prinzip wie Essen an der Zunge vorbei...?!