die weihnachtlich geprägte antwort
weil es sich genau so verhält, wie mit dem weihnachtsmann! in laufe des lebens erkennt man, dass es das konstrukt der "festen beziehung" gar nicht wirklich gibt. erlerntes ersetzt die illusionen.
schön zu erkennen bei den kleinen: bei den besonders neugierigen forschernaturen vepufft der zauber schon im 3. lebensjahr, wenn sie durch das schlüsselloch ein bekanntes gesicht ins rote kostüm schlüpfen sehen. bei den unbedarfteren dauert der weg zur erkenntnis etwas länger. doch erlangen schließlich alle ein neues bild der realität, welches in unserer gesellschaft nun einmal durch die legitime gelegenheit geprägt wird, möglichst viel von etwas erlangen zu können, wozu es selbst nicht reicht. ein völlig normaler lernprozess.
irgendwann später - diesmal jedoch völlig feiertagsunabhängig - entsteht aus dem erlernten im leben der erwachsenen ein neues bild der beziehungsrealität. beziehungen gibt´s zwischen staaten und organisationen, in familien, gruppen oder personen. als folge der liberalen gesellschaft entstanden unzählige verschiedene formen, von "beziehungen".
ohne den begriff genauer zu spezfizieren, wird bei diesem thema wie auch im gesamten forum erstaunlicherweise wie selbstverständlich von "einer" (oder hier eben "keine") beziehung gesprochen, in der völlig irrigen annahme, alle verständen das gleiche darunter.
im rahmen dieses forums oder speziell dieses themas könnte man vermuten, eine beziehung hätte was mit 2 personen, mann und frau zu tun. aber da gibt´s ja noch die homos, die ebenfalls beziehungen haben - das war also nichts mit der eingrenzung mann und frau. dann gibt´s auch noch die polys - das war also auch nichts mit der eingrenzug auf 2 personen.
auch bezüglich des inhaltes einer beziehung bestehen die verschiedensten möglichkeiten. angefangen von der fickbeziehung über die sehr beliebte zweckbeziehung, liebesbeziehungen, bis hin zu freundschaftsbeziehungen etc.
je mehr wir aus unseren eigenen erfahrungen und der umwelt dazulenen, desto klarer wird eigentlich jedem, dass es die "eine" beziehung, von der hier alle schreiben gar nicht geben kann. vielmehr hat jeder eine völlig eigene auffassung darüber, was er er selbst unter "einer beziehung" versteht, der hetero, der homo, der poly, der single, der mono, der swinger, der femdgänger....
je größer die eigenen lebenserfahrungen werden, desto mehr weicht auch das erlernte die eigene vorstellung darüber auf, was "eine beziehung" eigentlich ist. ersatzweise wird dann - wider besseren wissens - auf ein konstrukt zurückgegriffen, welches die gleiche eigenschaft aufweist, wie der mann in rot.
vor diesem hintergund erscheint die frage, warum keiner mehr eine feste beziehung mehr will, leicht zu beantworten: einerseits kann niemand etwas wollen, was er selbst nicht einmal mehr definieren kann. wenn´s dann doch gelingen sollte, wird es vor dem spektrum der unbegrenzten möglichkeiten fast aussichtslos, auf ein gegenstück mit den gleichen vorstellungen zu treffen.
noch uneindeutiger wird es dann bei den kriterien, die eine "feste beziehung" ausmachen sollen. schon nach dem 2. partnerwechsel in 20 jahren lernt man, dass dauehaftigkeit allein kein kriterium sein kann. nach einigen ONS lernt jeder, dass sex mit jedem ganz gut geht, der einem nur als sympatisch zu erscheinen braucht. ebenso wird erlernt, dass sich sex und liebe auch gut trennen lässt. in konsequenz dann auch, dass sex kein wesentliches element von liebe mehr sein kann.
ebenso scheitert der versuch, irgendwelche werte zur abgrenzung des "festen" heranzuziehen. denn wenn vertrauen oder respekt mit der beziehung enden, können sie diese eben grade nicht als "fest" charakterisieren. vielmehr verwässern solche werte dann nur zu einer temporär befristeten schleimerei.
auch vor diesem hintergrund erscheint die frage, warum niemand mehr etwas festes mehr will, ebenso leicht zu beantworten: einerseits kann niemand etwas "festes" wollen, wenn er angesichts des selbst erlernten nicht mehr wissen kann, was er selbst unter "fest" versteht. falls dann doch noch eine vorstellung darüber bestehen sollte, erscheint es auch hier ebenso aussichtsarm ein gegenstück mit den gleichen vorstellungen zu finden. auch hier zeigen sich parallelen zur neuen weihnachtsmannrealität der kinder: es besteht ein deutlicher hang zur verbindlichen unverbindlichkeit, wobei die verbindlichkeit vom gegenüber erwartet und dafür mit der eigenen unverbindlichkeit belohnt werden soll.
in dieser hilflosigkeit wird dann - ooooh duuuu frööööölicheee - auf ein bild aus der kindheit, auf die gute alte illusion der "festen beziehung" zurückgegriffen. ein bild von dem alle die gleiche vorstellung haben. ein bild welches es uns wenigstens noch ermöglicht, auf einer einheitlichen basis via internet diskutieren oder mal von etwas schönem träumen zu können.
und das nicht nur zur weihnachtszeit...