Düfte sind oftmals mit Wahrnehmungen belegt ...
... daher auch meine
Vorlieben,
in der Reihenfolge des von mir geschätzt seins,
die schönsten zuerst:
Damendüfte:
Die 'orientalen' wie
'OPIUM' von YSL aus 1977,
sowie
'Cinnabar' von Estée Lauder aus 1978,
als Düfte für den Winter,
gerne auch zum Abend oder zur Nacht getragen, dann vorzugsweise von einem eher dunklen Typ, leicht gebräunt
(ich sagte: 'leicht gebräunt', nicht: 'an Brathähnchen'!).
'Poison von Dior' aus 1985,
bitte nur an Damen, die dem Anspruch dieses Klassikers auch gerecht werden, sonst wirkt so ein Duft schnell lächerlich
(bei Poison an Twen oder Teen geht schon mal unweigerlich leicht genervt die Augenbraue hoch).
'L'Eau D'Issey' von Issey Miyake aus 1992,
für einen hellen Sommertag, nur bedingt für den Abend geeignet, leicht und daher unauffällig.
Und das mir, obwohl es ein sog. 'Duty Free-Duft' ist und daher eigentlich gar nicht geht!
'Flower by Kenzo' aus 2000 an einer Dame 'hellen Typs' im Sommer, s. o.: Duty Free!
Herrendüfte:
'Grey Flannel von Geoffrey Beene aus 1976.
Mein 'all time high' und 'absolute favourite', da bin ich ein 'Dufttreuer' seit über 30 Jahren. Mein Übergangszeit und Winterduft, auch schon mal im Sommer am Abend getragen, dürfte wohl - wenn auch dezent - in jedem meiner Schals 'hängen'. Manchmal muss ich da mal eine Pause machen, da es sonst zum 'ich rieche meinen eigenen Duft schon garnicht mehr-Effekt' kommt (mit den evtl. neg. Folgen).
Geoffrey Beene ist für mich einer der ganz wenigen 'US-Couturiers' (Ralph Lauren - na ja. DKNY/Hilfiger - who?), wenn nicht der einzige, der sich mit europäischem Prêt-à-porter messen konnte. Seine Styles aus den 60er und 70ern sind heute noch 'tragbar'. Das nenne ich einen 'echten Klassiker', trotzdem war er innovativ; z.B. seine 'mafiösen Entwürfe' und sein Football Jersey Dress. Der Mann hatte Stil und die Betonung liegt auf 'tragbar', eine Frau war bei ihm stets als solche wahrnehmbar. Wie sehr ich das mag; Geoffrey, you see me on my knees
(Hall of fame: s.u.; Off-Topic, ja leider - war mir aber ein Bedürfnis und absolut notwendig um den Duft zu verstehen).
'Ferré' von Gianfranco Ferré aus 2007.
Ein 'göttlicher' Duft für 'dunkle Tage und Nächte', sowie für den Winter, der - wann immer von mir wahrgenommen - mir ein wohlgefälliges Lächeln auf mein Gesicht zaubert.
Ein Duft, wie dieser barocke Genussmensch, der leider viel zu früh gestorben ist.
Dieser Mann gehört schon allein deshalb in meine 'Hall of appreciational Fame', weil er es als allererster Prêt-à-porter Couturier 'gewagt hat' die von mir höchstverehrte Sophie Dahl zu 'listen und zu buchen' und hat auch sicherlich in 2000 (zu seiner LVMH [u.a.: Dior]-Zeit) massgeblich dazu beigetragen sie für die genialste Opium (by Dior) Kampagne aller Zeiten 'auf's Plakat zu
hieven'
(nein, kein Off-Topic, wg. 'Opium').
'L'Eau D'Issey pour homme' von Issey Miyake aus 1994
für den Sommer und andere sehr helle Tage, leicht und daher unauffällig.
(s.o.: Duty Free).
Unisex Düfte:
'Un Jardin en Méditerranée' der 'Jahresduft' von Hermès aus 2003,
ein schwerer Sommerduft für den Tag und die Nacht, mit von mir als stark empfundener Sillage, selbst als EdT. Mehr so was für draussen, gerne unter einem Baldachin und Kerzenlicht in warmer Sommernacht.
No Go's:
Douglas:
Der Laden ist für mich der Inberiff der nasalen Hölle, egal, wann man da reinkommt, es ist stets die gleiche Cocktail, der einem schon am Eingang entgegenwabert
(Für mich das Duftequivalet einer Mischung sämtlicher Wasserfarben - ein undefiniertes Grau!!!). Wie man dort überhaupt noch etwas definiert und differenziert wahrnehmen - geschweige denn arbeiten - kann wird mir ein ewiges Rätsel bleiben. Die Damen bekommen dort bestimmt kein Gehalt, sondern Nasalentschädigung (Langzeitfolgen!?!). Kein Wunder, dass dort in 1. Linie Brutalodüfte verbimmelt werden.
Ich kann maximal 2-3 Düfte pro Session klar definieren und unterscheiden, mehr schafft ein 'Nicht-Parfumeur' auch nicht.
Dazu zähle ich auch jene Douglas Parfumfachverkäuferinnen, die mit einem Fächer aus Duftkarten vor dem Kunden rumwedeln.
Am besten noch selbst stark eingedieselt mit dem angesagten 'Duft der Saison' - für mich eine glatte Zumutung - der nasale Super Gau.
Nein, ich übertreibe nicht.
Nein, habe nichts gegen die Damen, die dort ihr Brot verdienen, kenne selbst 2 dieser allerliebsten Geschöpfe - und mein Mitgefühl ist mit ihnen.
Ziehe lediglich die dezent geschminkte, nicht aufdringlich duftende, mich liebevoll beratende, Dame meines Vertrauens aus meiner lokalen - gut belüfteten - Parfümerie vor.
Der Name des Ladens darf hier sicherlich nicht genannt werden, aber ich sag' nur so viel: sehr 'Pur'.
Sportslabel-Düfte:
adidas, Puma und Consorten, bleibt beim nähen von Jerseys und Fussballstiefeln. Bitte seid so nett und beschränkt euch auf Odor-Killers für die Stollentreter - oder macht ihr das etwa schon?
Duty Free-Düfte:
Ausnahmen, s.o.
Die ganzen Gaultier-, Davidoff cool/hot-whatever, Lagerfeld-, Jil Sander-, Boss- und Joop-Düfte (gemeint sind stets die heftigst beworbenen und abverkauften Originaldüfte) gehen echt gar nicht.
Nicht, dass ich die Duftkreationen als solche schlecht seien, das gilt insbesonders für Jil Sander (Sun), Boss (Orange), Joop und zu meinem allergrössten Bedauern auch 'Fahrenheit' von Dior, die allesamt mit Alleinstellungsmerkmalen gesegnet sind, was ich nicht schlecht finde. Die Hoffnung stirbt hier zuletzt, eventuell nach ein paar Jahren, wenn der Hype vorbei ist, mal auf den einen oder anderen zurückgreifen zu können.
Mit Joop habe ich irgendwie zusätzlich dass Problem, dass es mir für einen hetoro Mann einen 'Touch zu schwul' rüberkommt.
Nein, ich habe nichts gegen Schwule, mag es nur nicht, wenn es so penetrant aus dem Darkroom wabert.
Ich finde es unerträglich, wenn ich eine Fussgängerzone entlanggehe und ich 3 - 5mal den gleichen Duft riechen muss, besonders dann, wenn er noch eine ausgeprägte Sillage besitzt. Dies ist aber leider bei den o.g. meist der Fall (JS Original natürlich ausgenommen).
Ganz zu schweigen von dem Fall, dass ich meinen eigenen Duft einmal an jemand anderem riechen sollte (möge wenigstens die Körperchemie eine andere sein!!!). Ich glaube, da bekäme ich eine Identitätskrise, weil
mein Duft zu
mir gehört.
Ein Duft ist etwas sehr persönliches, deshalb kann ich radikale Duftwechsler nicht verstehen. Ein Duft muss zu einem Menschen passen, bedarf einer Auswahl mit Bedacht. Wenn man schon nicht einem Duft treu sein kann (der Mensch ändert sich ja auch), dann doch wenigstens seiner Duftnote.
Bei einem guten Essen oder guten Wein eine Dame in meiner Gesellschaft zu haben, die stark parfümiert ist, bedarf der Aufbietung sämtlicher anerzogener Höflichkeit um nicht wortlos den Ort der Ignoranz zu verlassen.
Generelles
Zum Thema Kopf- und Herznote, sowie zur richtigen Duftentfaltung und zur Reaktion mit der Körperchemie des Duftträgers hat sich bereits ein Vorposter exzellent geäussert, daher von hier aus nur: meine Hochachtung vor so viel Sachverstand.
Ein Duft ist ein Teil meiner Wahrnehmung eines Menschen, eine Nuance, keine Keule. Ich liebe es, wenn ein mit einem Menschen, dem Anlass und der Stimmung korrespondierender Duft erst ab einer gewissen Nähe wahrnehmbar wird, sich beim riechen am Hals und in den Haaren einer Frau zusammen mit den körpereigenen Fragrancen zum unverwechselbaren Duft der Situation, des Menschen vermengt.
Daher greife ich nicht zu Parfüm, sondern zu EdTs, vielleicht mal zu einem EdP, das ist dann aber auch schon das Maximum.
Ouuups, viel zu lang geworden, aber hoffentlich kurzweilig.
Macht nix, die 'Textzapper' klicken eh' darüberhinweg.
In der Hoffnung den einen oder anderen ein klein wenig in meine Duftwelt 'entführt' zu haben
Tweetytaboo