„Ab 35 steigt das Risiko für das Kind, und diese Tatsache wird leider heutzutage immer öfter klein geredet und auf die leichte Schulter genommen. Ich weiß nicht warum.
Dann klär ich das mal auf, warum.
Die meisten Behinderungen - und zwar über 90% - entstehen unter der Geburt, also während des Geburtsvorgangs. Und dabei ist es komplett egal, wie alt die Mutter ist. Und hier gehts nur um die Behinderungen, die ab Geburt bestehen. Die aller- allermeisten Behinderungen werden im Laufe des Lebens erworben!
Und der Begriff "Risikoschwangerschaft" bedeutet in erster Linie, dass engmaschiger kontrolliert werden muss - bzw. die Schwangere dann eben auch Anspruch auf häufigere Untersuchungen hat.
Auch eine Zwillingsschwangerschaft gilt übrigens als Risikoschwangerschaft.
Außerdem steigt in erster Linie das Risiko für die Frau und nicht für das zukünftige Kind.
Also aus gesundheitlicher Sicht spricht nichts, absolut gar nichts dagegen mit Ende 30, Anfang 40 ein Kind zu kriegen.
• Und auch aus sozialer Sicht spricht nichts dagegen.
Zu alt? Unsere Lebenserwartung ist heute fast 20 Jahre höher als vor 100 Jahren. Da kann man dann auch 10 Jahre später als damals noch ein Kind kriegen. Das sieht man nicht nur aufwachsen, sondern man hat auch noch Chancen sogar eventuelle Enkel kennenzulernen.
Der Stress: Das mit dem Schlafen ist ein Argument. Aber die Zeit, in der man nachts mehrmals raus muss, die geht ja auch vorbei. Und nicht alle Teenager bereiten einem schlaflose Nächte. Kann sein, muss aber nicht sein.
Ja, mag sein, dass ältere Eltern nicht mehr so "locker" sind. Kann aber auch gut sein, dass sie lockerer sind, weil sie gelassener sind, weil sie mehr Lebenserfahrung haben.
Und was ein ganz wichtiger Punkt ist:
Wenn man finanziell gut aufgestellt ist und auch im Job sicher im Sattel sitzt, schon das die Nerven ungemein. Das gleicht ein eventuelles Ruhebedürfnis wieder aus. Im Gegenteil, genug Geld haben und eine große Wohnung wirken ungeheuer entspannend.
Das Kind braucht neue Turnschuhe? Kein Problem.
Die Klassenreise kostet mehr als erwartet? Auch kein Thema.
Das Kind möchte ein Instrument spielen/ irgendein anderes kostenintensives Hobby? Wird bezahlt.
Jemand schrieb hier, ältere Eltern würden mit ihrem Kind andere Unternehmungen machen als 20jährige. Da frag ich mich: Was soll das sein??
Geht man nicht immer mit seinem Kind Schwimmen, Fahrradfahren, Schlittschuhlaufen (sofern man das selber kann) und ins Museum, Burgen ansehen, zusammen singen und malen und basteln?
• Also ist die einzige Frage, ob ihr ein Kind wollt.
Heute ist das Dank Verhütungsmitteln halt nicht mehr einfach der Natur überlassen, ob eins kommt, und man hat die Freiheit zu entscheiden und andererseits aber auch die Qual der Wahl.
Ich kann es gut verstehen, dass du darüber nachdenkst.
Denn es ist eben schon etwas anderes, ob man andere Kinder - die man auch liebt - trifft oder ob es das eigene Kind ist, das mit einem aufwächst, mit dem man eben auch all die unangenehmen Sachen durchmacht, aber auch die spontanen schönen Erlebnisse und Überraschungen teilt.
Auch die Neugier, wie es wohl werden würde, Aussehen und Persönlichkeit.
• Was ich bemerkenswert finde, ist, dass du geschrieben hast, dass du gern Zeit mit deinen Nichten und Neffen verbringst, aber auch froh bist, wenn du die abends wieder abgeben kannst.
So wie du schreibst, glaube ich, dass du eine nette, fürsorgliche Mutter wärst. Und nur dadurch, dass man natürlich auch mal Fehler macht, bekommt das Kind noch keine Macke. Ich arbeite beruflich seit 25 Jahren mit Kindern und die meisten Eltern machen ihre Sache gut. Perfekte Menschen gibt es halt nicht.
Trotzdem bleibt die Frage, ob du wirklich ein Kind willst.
Es gibt auch Leute, die hinterher denken, Ach ohne Kind wär doch besser gewesen.
Das erzählt nur selten jemand.
An einer Schule, an der ich gearbeitet habe, sagte mal eine Lehrerin, "Man sagt so was ja nicht; aber ehrlich gesagt, eigentlich wäre es ohne Kinder besser gewesen." dann beeilte sie sich, "Ich liebe meine Kinder! Jetzt, wo sie da sind. Ich würd die auch nicht hergeben. Aber im nächsten Leben: Eine Katze."
Eine andere Lehrerin fuhr ihr sofort über den Mund "WAAS, nein, ich jederzeit wieder, kann ich mir gar nicht vorstellen ohne Kinder, ach was war das damals lustig, aber wir waren ja jung...." und so weiter und so fort.
Aber ich war der anderen dankbar. Echt dankbar. Endlich sagte das mal jemand, dass man hinterher auch denken kann "ach hätte ich man nicht."
Es wird in unserer Gesellschaft sehr viel über "verpasste Chancen" gesprochen; wenn irgendetwas möglich ist, dann ist es schon fast ein Zwang, das auch tun zu müssen, weil man sich sonst rechtfertigen muss, warum man denn nicht hat, obwohl man doch gekonnt hätte.
Worüber selten geredet wird, ist, wenn man hinterher denkt, dass man etwas lieber hätte nicht tun sollen.
Klar, man kann das Rad nicht zurückdrehen. Das gilt aber für beide Richtungen.
Also manchmal kann es auch das richtige sein, etwas
nicht zu tun.
Ich wünsch dir, dass du, wie auch immer du dich entscheidest, du damit zufrieden bist.
Liebe Grüße