Sexverzicht als letzter Ausweg?
Hallo an die aktiven Mitglieder …… und zuerst einen herzlichen Dank an die Autorinnen und Autoren der vielen interessanten Beiträge, die ich hier in den letzten Monaten als „stiller Forumteilnehmer“ gelesen habe. Es freut mich wirklich, eine sympathische und gleichzeitig niveauvolle Gemeinschaft gefunden zu haben, in der mit sonst gesellschaftlich eher tabuisierten Themen so offen und unkompliziert umgegangen wird. Von der auf eigener Erfahrung beruhenden Informations- und Hilfsbereitschaft vieler Mitglieder einmal ganz abgesehen.
Heute möchte ich euch erstmals direkt um Hilfe bzw. um ernstgemeinte Feedbacks bei einem Problem bitten, zu dem ich bisher auch über die Suchfunktion keine Antwort/Lösung/Idee gefunden habe. Der Hintergrund:
Ich bin seit acht Jahren verheiratet, liebe und respektiere meine Frau, war ihr noch niemals untreu. Beruflich bin ich das, was man landläufig wohl als erfolgreich bezeichnet. Die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, nutze ich gerne an erster Stelle, um meiner Frau ein angenehmes und sorgenfreies Leben zu bieten (wir haben keine Kinder, wollen auch beide keine). Es sind eigentlich die besten Voraussetzungen für eine glückliche Beziehung gegeben - leider ist dem nicht so.
Sicher möchte ich unsere Beziehung nicht auf den Sex reduzieren, er ist für mich jedoch ein wirklich wesentlicher Bestandteil einer Partnerschaft und meines Lebens. Und seit über sechs Jahren beschränkt sich unsere sexuelle Aktivität auf max. einmal Blümchensex in der Woche, meistens Sonntagsabend, immer nach den gleichen Regeln, häufig mit zwei- bis dreiwöchiger Pause dazwischen. Spontanität, Probierfreude, sich-treiben-lassen … absolute Fehlanzeige.
Ich habe schon so oft versucht, mit Ihr lieb darüber zu sprechen, Gründe dafür zu finden – aber sie wird sofort aggressiv und blockt jedes Gespräch ab mit dem Argument „sie wolle nicht darüber diskutieren, man könne schließlich jedes Thema zerreden“. Sicher hat sie damit grundsätzlich Recht, aber um ein Thema zu „zerreden“ muss man sich überhaupt erstmal darüber unterhalten!? Da ich meine Frau auch nicht nur ansatzweise unter Druck setzen möchte, habe ich irgendwann meine Gesprächsversuche aufgegeben …
Für mich war/ist dieses reduzierte Sexualleben wirklich eine Folter – ich empfinde es tatsächlich so und habe es sowohl körperlich als auch psychisch nicht mehr ausgehalten. Daher sah ich für mich nur noch eine mögliche Lösung: Weil meine Frau nicht mehr Sex möchte und ich ihr nicht fremdgehen will, entschied ich mich für einen vollständigen Sexverzicht. Mit dieser Situation kann ich definitiv besser umgehen als mit einer permanenten Ablehnung oder der Ungewissheit, „wann darf ich wohl das nächste Mal mit meiner Frau schlafen?“.
Diesen Status des „Sexverzichts als Mittel der Selbstverteidigung“ halte ich mittlerweile seit einem halben Jahr. Meine Frau interessiert sich jedoch nicht sonderlich dafür und mein mit Sicherheit auch unbewusst vorhandener Wunsch, durch den vollständigen Verzicht auf Sex eventuell ein Gespräch zu „erzwingen“, wurde nicht erfüllt.
Langsam wächst in mir jedoch eine mit Zweifeln gepaarte Selbsterkenntnis, dass dies doch nicht für die nächsten Jahre oder Jahrzehnte mein Leben sein kann, oder? Gibt es hier Männer oder Frauen, die ähnliche Situationen in Ihren Beziehungen erlebt haben? Konntet ihr diese Situation auflösen und wenn ja – wie habt ihr das geschafft?