„"Üblich" ist, dass Menschen auf unterschiedliche Arten (je nach Kontext, Persönlichkeit, etc.) versuchen auszuloten, ob Interesse besteht. Wie in allen anderen Umfeldern auch, gibt es auch in der Swingerei unterschiedliche Menschen. Es gibt achtsamere Menschen, die Blickkontakt herstellen, beobachten, ganz zart am Arm berühren etc. .... und es gibt weniger achtsame. Wichtig für euch ist, sofort deutliche Grenzen zu ziehen wenn etwas stattfindet, was ihr so nicht wollt. Von bösem Blick, über Hand wegschieben bis zu einem verbal deutlichen "Nein" ist alles erlaubt, vorgesehen und soll auch so sein.
Das beschreibt es sehr gut.
Der Grad zwischen Grenzen überschreiten, zu zurückhaltend sein und "Action" (eins der Lieblingswörter unter Hardcore-Swingern.
) wird immer geringer.
Ich habe bei meinen letzten Clubbesuch vor zwei Wochen auch sehr intensiv mit einer Paardame über das Thema diskutiert. Wir beide sind langjährge Swinger - kommen trotzdem aus zwei sehr unterschiedlichen Richtungen.
Ich bin eher der 1:1-Kuschelswinger, sie eindeutig die Gangbang-Swingerin mit Blacks-/BigDick-Vorliebe. Schnell war klar, dass wir sexuell überhaupt nicht zusammenpassen, aber dass wir uns sehr gut miteinander unterhalten können. Ich mag solche Gespräche sehr - auch wenn sie natürlich potentielle Flirtzeit mit einer anderen Frau kosten.
Aber man erfährt eine Sichtweise, die hier im Joyclub absolut unterrepräsentiert ist, weil die Hardcore-Swinger sehr, sehr wenig im Forum schreiben. Meine ist sie auch nicht, aber ich toleriere sie und kann sie verstehen.
Es ist ein anderes Bild von Swingen. Ein Bild von Swingen und Partnerschaft, was hier im Joyclub selten beschrieben oder diskutiert wird.
Anfangs habe ich diese Swingergruppe auch falsch verstanden und dachte, das sind alles unzufriedene Paare, die keinen Sex mehr miteinander haben. Mit der Zeit habe ich ihre Welt besser verstanden.
Das sind langjährige Paare, meist so 45-70 Jahre alt, seit 20, 30 oder sogar 40 Jahren ein Paar, ihre Kinder sind schon erwachsen & ausgezogen, teilweise sind sie bereits Großeltern. Ihre Sexualität ist nach den Kindern nicht eingeschlafen, sondern nach dem Auszug der Kinder wieder voll erwacht. Diese Paare probieren sexuell sehr viel aus und leben neue Vorlieben aus. Aber nicht weil ihre Ehe kaputt ist, sondern weil sie gemeinsam an neuen Erfahrungen Interessen haben.
Als Solomann bin ich reichlich irritiert, wenn solche Paare im Club getrennt unterwegs sind. Sie mir erklärt, auf was ihr Mann steht und sie das auch gerne zu Hause mit ihm auslebt, aber hier im Club soll er sich bitte eine andere Frau suchen und sie sucht sich andere Männer. Männer, die völlig anders als ihr Ehemann sind.
Solche Frauen greifen dir dann ungefragt in den Schritt, lachen, dass dein Schwanz ihnen zu klein ist, und beschweren sich, dass zu wenig "Action" im Club sei.
Das ist die andere Swingerwelt.
Quasi eine Parallelwelt zu den Verhaltenstipps, die hier im Joyclub gegeben werden.
In dieser Swingerwelt wollen Paare am Mattenrand angegrabscht werden. Sie stehen da, weil sie wollen, dass sich spontan etwas ergibt. Die wollen auch nicht reden oder Blickkontakt haben, die wollen begehrt werden.
Wenn man gehässig wäre, könnte man nun sagen: Weil sich außerhalb des Clubs keiner mehr für sie interessiert.
Das stimmt aber nicht. Wenn man diesen Paaren einmal zuhört, merkt man, dass sie Swingen eben völlig anders interpretieren und ausleben. Viele Privatpartys gemeinsam feiern, sich am Cap d´Agde für den Urlaub verabreden und
gelegentlich Swingerclubs besuchen.
Warum? Weil sie solche Diskussionen wie hier abfällig als "Sehen und Zeigen"-Partys bezeichnen. Für sie ist es ganz normal angefasst zu werden und sofort zustimmend zu nicken oder die Hand sofort wegzuschieben. Nur so komme doch größere "Action" spontan zustande - abgesehen von ihrer eigenen Bubble - meistens sind diese Swinger ja in Großgruppen anwesend.
Und weil ihnen viele Partys in Swingerclubs zu prüde sind, treffen sie sich lieber in Gartenbungalows oder Ferienhäusern oder selten auch zu Hause zu Privatpartys.
Soweit die Theorie, in den meisten Fällen ist das auch so. Aber es gibt eben auch Ausnahmen in der Praxis. Wenn eher zurückhaltende Swinger auf diese sehr erfahrenen Swinger im Club treffen. Dann hilft es auch nicht sich beim Clubpersonal zu beschweren, da wird es keine Hilfe geben, sondern nur auf eine andere Party zu gehen.
In der Regel kann man durch Clubwahl und Partyauswahl das Risiko reduzieren, aber in meinem Fall gab es keine besondere Mottoparty, die das beschriebene Paar samt ihrer großen Clique angelockt hatte.
Für die Atmosphäre finde ich es toll, wenn solche Paare anwesend sind, aber sexuell interessieren sie mich nicht - und sie verderben natürlich auch ein Stück weit die Soloherren am Mattenrand, weil sie denken, jedes Paar wäre wie dieses.