Um die Diskussion ein wenig anzuheizen ;-)
... mein Kommentar zu einigen Impfstoff-Befürchtungen:
Da ist doch Quecksilber drin!
Das quecksilberhaltige Haltbarkeitsmittel Thiomersal ist in vielen Impfstoffen enthalten. Die geringe Dosis wird niemandem schaden - es ist natürlich ein Kummulationsproblem der Schwermetalle und deshalb wird es auch zunehmend aus Impfstoffen entfernt. Aber eine Impfung wird das Faß nicht ausgerechnet zum Überlaufen bringen.
Warum ist es im Pandemrix? Aus logistischen Gründen wird das Impfserum nur in 10er-Flaschen ausgeliefert. Wäre schlicht ein Herstellungs- und beim Transport vor allem ein Volumenproblem, wenn man 50 Mio Impfdosen in Einzelspritzen ausliefern wollte. Damit sich die Durchstechflasche aber nach Anbruch wenigstens 24h hält, braucht es ein Konservierungsmittel, das gleichzeitig Mikroorganismen abtötet und die Immunreaktion nicht stört – und da ist Thiomersal eben das Verträglichste (für Körper und Geldbeutel).
Warum haben die Amerikaner den „guten“ Impfstoff und die Europäer sollen Versuchskaninchen spielen?
Die begrenzte Ressource bei der Impfstoffherstellung ist das Antigen (also das „A/H1N1-Muster“). Die Amis haben ihre politische und wirtschaftliche Macht ausgespielt und ausreichende Antigen-Mengen für ihren Impfbedarf eingefordert. Jede Ami-Impfung enthält eine Impfdosis Antigen. Die Pharmakonzerne liefern das, weil sie auf die amerikanischen Zulassungen und den US-Markt angewiesen sind. Deutschland oder Frankreich oder die Schweiz etc hatten einfach nicht die wirtschaftliche Macht, um denselben Druck auszuüben (die EU hätte ihn wohl, aber der Pandemieschutz ist ja eine nationale Angelegenheit). Also teilt sich der Rest der Welt das übrige Antigen. Dazu wird pro Impfung nur 1/3 der Antigenmenge benutzt und dafür das verstärkende Adjuvans zugesetzt, damit die Wirkung trotzdem hilft.
Es ist sicher zu diskutieren, ob es korrekt ist, daß 1 Nation Unmengen des knappen Antigens für sich beansprucht... Aber was die USA mit uns gemacht haben, machen wir genauso mit der 3. Welt – mal drüber nachdenken.
Aber der Impfstoff ist doch ungeprobt und verkürzt zugelassen
Klar, der Impfstoff Pandemrix gegen A/H1N1 konnte aufgrund der Pandemiewarnstufe in einem deutlich verkürzten Testverfahren durchgepaukt und auf den Markt geworfen werden. Und nun wird argumentiert, „der ist doch sicher weil er doch zugelassen ist“... Blöde Argumentation, die den Skeptikern eher zuspielt, als zu beruhigen.
Tatsächlich ist es so, dass Pandemrix ein normal zugelassener „Basisimpfstoff“ ist, der eigentlich für die Vogelgrippe entwickelt (und normal getestet) wurde. Ganz normales Zulassungsverfahren. Auf den Pandemrix wird dann einfach das gewünscht Antigen aufgebastelt und man hat den aktuellen Pandemie-Impfstoff. Das wird jedes Jahr beim normalen saisonalen Grippeimpfstoff auch so gemacht, dass einfach die aktuellen Antigene aufgebastelt werden.
Und das Adjuvans? Das ist ja nötig, um die kleinere Antigenmenge in der Impfdosis aufzuboostern. Zugegeben, das wurde tatsächlich im verkürzten Zulassungsverfahren mit Pandemrix auf den europäischen Markt gebracht. Es gibt das Aduvans aber schon seit längerem im Impfstoff Fluad gegen die saisonale Grippe. Und es wird auch seit vielen vielen Jahren schon in Afrika bei den Malaria-Impf-Studien benutzt (und natürlich Wirkung und Nebenwirkungen untersucht). Dort muß die Bevölkerung nämlich grundsätzlich mit weniger oder schlechteren Antigenen asukommen. Es ist also kein neues Ding, sondern es liegen bereits jahrelange Erfahrungen am Menschen mit dem Adjuvans vor.
Warum hat die Regierung dann den „besseren“ Impfstoff ohne Quecksilber und Adjuvans?
Die Pandemieplände beruhen auf der Vogelgrippe-Planung. Da wurde eine rasch anrollende tödliche Viruswelle erwartet. Um die Handlungsfähigkeit des Staates in der Krise zu gewährleisten, ist vorgesehen, dass Regierung (+die Bundeswehr) so schnell wie möglich geimpft werden müssen. Leider haben aber die anderen Nationen, v.a. die Amerikaner, ja den Antigenmarkt gut geplündert (die Bundesregierung war wohl auch recht zögerlich und hatte eh mehr Schulden als Geld), so dass man versuchte, aus dem vorhandenen Antigen möglichst viele Impfdosen für die Bevölkerung herzustellen. Der Regierungsimpfstoff ist sehr schnell herstellbar, muß aber die dreifache Antigenmenge enthalten. Drum hat man nur die nötigsten – ganz schnell her damit – Impfdosen geordert. In einer zweiten Welle sollte dann der in längerem Verfahren herzustellende (dafür aber mit 1/3 Antigen auskommende) Volksimpfstoff eintreffen.
Nun hat die Pandemie aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie bleibt relativ ungefährlich und macht keine Anstalten, ein schneller Killer zu werden. Darum wäre durchaus auch genug Zeit gewesen, genug Antigen und damit den Regierungsimpfstoff für alle herzustellen. Aber nun ist der Volksimpfstoff Pandemrix „leider“ schon geordert und in Auftrag gegeben... wäre das Killervirus gekommen, hätte jeder geschimpft, warum nicht schnell genug ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht. Hinterher ist man halt schlauer.
Übrigens: Eigentlich ist der Volksimpfstoff vermutlich der Bessere, weil die Impfwirkung dank Adjuvans stärker ist und vermutlich auch länger anhält
Die Impfplanungen der Nationen sehen übrigens vor, dass beim Anrollen eines Killervirus etwa 10% der Patienten schlicht Pech haben, weil sie sterben, ehe die nötigen zwei Impfungen hergestellt und verabreicht werden können. Die Schweiz hat es pragmatischer gelöst – da wurden nach der Vogelgrippe bereits unspezifische Pandemrix-Impfungen verabreicht, ohne dass es dafür ein Pandemie-Virus gab. Nun wird einfach nur noch mal mit einer kleinen Menge spezifischen A/1N1-Antigens geboostert und der Impfschutz ist viel schneller da. Keine 10%-Opfer-Planung. Aber da hätte ich den Aufschrei in Deutschland erleben wollen: Impfen, ohne dass es die entsprechende Krankheit überhaupt schon gibt...
Muß ich mich denn überhaupt impfen lassen, wenn A/H1N1 doch kein Killer ist?
Die Pandemie-Warnstufe berücksichtigt Ausbreitung und Ansteckung des Virus (aus den Erfahrungen mit der tödlichen Vogelgrippe war es eben das, was beobachtet werden muß). Nun ist aber A/H1N1 kein tödliches Virus, sondern „nur“ hoch ansteckend (weil der Mensch noch nie damit in Berührung kam und keinen Schutz hat). Logo, dass das Virus rasant die höchste Pandemiestufe erreicht, ohne wirklich gefährlich zu sei. Die USA haben das gemerkt und als zusätzliches Kriterium die „Tödlichkeit“ des Virus mitberücksichtigt. Damit stufen sie A/H1N1 genau wie eine normale saisonale Grippe ein. Die WHO-Mühlen mahlen deutlich langsamer (die Deutschen übrigens gar nicht), so dass die Tödlichkeit des Virus noch keine Beachtung findet... insofern hier immer noch die Gefahren-Einschätzung, die dem Virus momentan nicht wirklich gerecht wird (Schlagwort „Panikmache“), obwohl natürlich jederzeit die Tödlichkeit zunehmen könnte...
Ein Unterschied zur saisonalen Influenza sind die Risikogruppen: Während bei der saisonalen Grippe vor allem Alte und Geschwächte sterben, sterben bei A/H1N1 vor allem Jüngere und Geschwächte (allerdings in viel viel geringerem Maße). Man vermutet, dass die Älteren früher schon mal eine ähnliche Grippewelle erlebt und daher Antikörper haben oder die bisherigen regelmäßigen saisonalen Grippeimpfungen einen gewissen Schutz für sie bieten.
-----> Wie bei der saisonalen Grippeimpfung auch, sollte die Empfehlung gelten: Impfen sollten sich die Geschwächten/ Vorerkankten, diejenigen die mit solchen engen Kontakt haben und alle, die sich lieber impfen als evtl. 1 Woche schwere Grippe zu haben.