Ich habe vor allem die Erfahrung gemacht und lese das auch hier wieder klar und deutlich raus, dass diejenigen, die leicht zum O kommen und auch öfters kommen, der O auch entsprechend wichtig ist.
Andersrum stellt es für viele ein Krampf dar, eine Pflichterfüllung, beladen mit Schuld und Druck, wenn sie Schwierigkeiten damit haben. Denn wenn eins klar zu sein hat, dann, dass der O zum Sex gehört- Punkt!
Als junger Mann dachte ich ganz natürlich, dass ich es nur gebracht habe, wenn sie auch zum O kommt. Ist ja wohl logisch. Kannte es ja auch nicht anders.
Je erfahrener ich wurde, musste es auf jeden Fall ein O für sie sein, schließlich kenn ich doch nun alle Tricks und Kniffe! Dumm nur, wenn Frau trotzdem nicht kommt. Sehr frustrierend und unbefriedigend.
Erst als ich mehr Frauen mit O-Schwierigkeiten kennen lernte, konnte ich akzeptieren, dass es eben nicht an mir lag. Wenns ein Toy aber schafft, gegen das ich nicht ankomme, war das wieder nur frustrierend.
In meiner letzten langjährigen Beziehung vollzog sich aber endlich der Sinneswandel! Sie kam praktisch gar nicht, was aber auch an ihren Medis lag. Es dauerte bis der Knoten platzte und ich mich zunächst nur damit abfand.
Wir lebten damals aber schon unser BDSM, was sich bis zum TPE entwickelte. Damit erschloss sich uns auch eine ganz andere Welt der Sexualität. Es ging sich nicht mehr darum, Os zu haben, sie zu brauchen und auch zu schätzen. Reines Penetrieren wurde eh seltener und dann eher alá Rough-Sex.
Stattdessen konzentrierten wir uns ganz neu aufeinander und waren ob unserer Handlungen den ganzen Tag lang dauergeil. Jeder Druck war weg, es ging sich nicht mehr darum ob und wie wir kommen, es gab nur noch den Weg und er brauchte kein Ziel. Mit der Zeit begriffen wir, wie erfüllend und befriedigend das sein kann und egal ob BDSM oder andere sex. Praktiken- es ging sich darum, das miteinander zu empfinden aber nicht mehr um den O.
Das hat auch meine Einstellung dazu grundlegend verändert! Heute möchte ich keinen Sex mehr, wo es nur ums penetrieren geht, des Os wegen. Ist mir so sexy wie Fenster putzen. Bei mir braucht keine Frau mehr erwarten, dass ich ihr Surfbrett zum Wellenreiten bin, ich nehm an keinen Meisterschaften mehr teil. Dann greif ich lieber zu raffinierten Techniken oder Hilfsmittel, damit sie ihren Ritt bekommt, anstatt wieder in den Leistungssport einzusteigen. Bin heute eher der s.g. Quartals-Ficker.
Und wenn ich schon selbst kommen möchte, brauch ich es nun doch etwas anders als so ganz normal. Denn es ist auch bei mir schwieriger geworden. Entweder hat es zu wenig Reiz oder ich bin überreizt. Aber ich brauch auch nicht unbedingt einen O. Zudem- in meinem Alter hab ich Blutdruck, brauch nun auch Medis und was das heißt, ist bekannt.
Man entwickelt sich ja aber auch weiter und selbst non- oder low-sex. Begegnungen können mir heute mehr Erfüllung und Befriedigung geben als ne Nummer mit O. Spielt sich eh alles im Kopf und das was sich da abspielt, ist magisch! Es ist voller Sterne.
Guter Sex bedeutet mir heute, eine spannungsgeladene Erotik, ein stetes knistern, das empfinden mit allen Sinnen- vor allem riechen, fühlen und auch schmecken, selbst Händchenhalten steht noch vor küssen, denn das ist die Bindung schlechthin! Auf diesem Level nehme ich alles wahr, sauge alles förmlich auf, möchte keinen Moment verpassen, erlebe alles wie im Zeitraffer. Alles wird deutlicher, bedeutsamer, ich selbst sensibler und noch feinfühliger. Man nie weiß was als nächstes passiert und wie es sich anfühlt. Das ist wie ein Rausch, psychodelic! Iwi wie ein kleines Kind, dass zum ersten Mal im Phantasialand ist und den Mund vor lauter staunen nicht mehr zu kriegt. Und man denkt- ja, das ist es! Das ist die Welt, wie ich sie mir nie vorgestellt aber immer erträumt hab! So ist guter Sex. Einen O brauch ich dafür nicht mehr. Kein O gibt mir, was ich so den ganzen Tag über empfinden kann. Schön, nicht mehr darüber nachdenken zu müssen. Aber es ist nicht immer einfach, das zu kommunizieren. In einer Welt, wo sich alles um den O dreht...