In Zeiten von Social Media, in denen der "kleine Mann" (inklusive der "kleine Frau" und dem nonbinären Sternchen) erstmals in der Menschheitsgeschichte sich und seine Meinung weltweit veröffentlichen kann - wahlweise übersetzt in Dutzende Sprachen, so wie es früher nur den Eliten vorbehalten war...
...versteckt er/sie/* das Gesicht hinter einem Smartphone, kommentiert in Online-Zeitungen die Erhöhungen der Kitagebühren unter Pseudonym und macht ein Riesengeschiss um die eigene Telefonnummer... ("ich bin einsam... aber RÜHR mich nicht an!" - ganz bewusst überspitzt gesagt)
Früher ging das so:
Du setzt dich in ein Café oder Restaurant deiner Wahl, siehst eine Frau - und irgendwie ist da etwas, das dich in den Bann zieht!
Sie sieht zu dir... und irgendwie merkt sie an deinem Blick, deinem tiefen Blick ...dem Moment, in dem ihr euch in die Augen schaut... dass da kein flüchtiger Blickkontakt stattfindet... Da ist irgendeine Magie!
Wenn alles gut läuft, schaut ihr euch noch ein paar Mal an, fangt an euch anzulächeln (vielleicht etwas verspielt ...witzig, sich beim Anschauen "ertappt" zu haben)... - und dann wäre der Weg frei, sich anzusprechen.
Wer schüchterner ist, gibt dem Kellner seine Telefonnummer auf einem Kärtchen, welches dieser dem/der Angebeteten mit der Rechnung serviert.
Ich habe erst zwei solcher Kärtchen erhalten - und aus einer ist eine wundervolle Liebesbeziehung mit tollen gemeinsamen Reisen, Gesprächen usw. geworden.
(Ich glaube, ich hab's in einer meiner "Homepages" wohl etwas ironisch beschrieben... - aus meinem nicht so geheimen Reisetagebuch...).
Aber immerhin... so profan läuft sowas ab.
...
Lief es...
...früher: Als wir noch kein Social Media hatten und Gesichter nicht einfach weggetindert haben wie Joghurtsorten in den Kühlregalen unserer übersättigten Wohlstandsgesellschaft.
Heute brauchen wir Gesetze, in denen allen Ernstes beschrieben steht, was einvernehmlicher Sex bedeutet, was "nein" heißt - und wobei die Verkrampftheit dieser Bemühungen zeigt, wie wenig gesunden Instinkt werbetreibende Social Media-Konzerne zunehmend lebensuntüchtigen Menschen noch gelassen haben.
Vielleicht bin ich mit "liken" daher auch zurückhaltend. "Ich liebe dich", kommt mir auch nicht so schnell über die Lippen - denn wenn das passiert, ist es endgültig. Auch nach einer Trennung (Lieben heißt nicht besitzen - aber das ist eine andere Geschichte...).