Einige von uns leben als Familie, mit Kindern. Von der gemeinsamen Sex. bekommen sie natürlich nichts mit, bemerken aber doch, wenn das Beziehungsgefüge zu Hause anders ist wie bei anderen. Wie soll man sich denn da ständig verstellen? Oder auch vor Freunden, Bekannten, dem weiteren Umfeld? Ist es etwa prickelnd, ein geheimes Doppelleben zu führen? Und weswegen? Lebt denn etwa jede Familie/Partnerschaft gleich?
Mit meiner damaligen, langjährigen Partnerin lebte ich im TPE, mit ihren beiden Mädels. Geht das nicht, nur weil Kinder im Haus sind? Liegt natürlich auch wieder daran, dass die meisten Ahnungslosen unter TPE die totale Selbstaufgabe verstehen, statt eine konstruktive Selbstverwirklichung. Und ist es nicht ok, wenn man Kindern nur vom vorleben schon vermitteln, dass sie alles sein können, so leben können wie sie wollen, solange sie damit glücklich sind und niemand darunter leidet? Würde ich so sagen.
Deswegen lebte Mutti auch nicht im Keller und Kindern erklärt man das nicht anhand des BDSM-Glossars. Sondern man erklärt, dass wir beide unsere Aufgaben neu geordnet haben und jetzt jeder das macht, was er am besten kann und am liebsten macht. Ist doch tofte, oder? Ausserdem bringt das Struktur ins vormalige Chaos und die schafft Sicherheit und auch mehr Freiraum, sich um die Belange der Kids zu kümmern. Daraus resultiert eine harmonisches Umfeld mit und um uns, nicht nur wir waren damit glücklich und zufrieden- die Kids waren es auch. Hat immer noch nix mit Sex zu tun...
Etwas problematischer können gewisse Spielspuren sein. Die große hat schnell gecheckt, dass wir es wohl etwas intensiver mögen. Aber das sei ja auch unsere Sache, meinte sie. Die Kleine ließ sich noch leicht mit Ausreden zufriedenstellen, und meinte auch später nur- habt ihr wieder zusammen gespielt? Aber warum sollte auch mehr Interesse daran haben. Sie kam vom spielen schließlich auch immer mit Schrammen und blauen Flecken heim. Kinder halt.
Bei Erwachsenen, je nach Umfeld, ist das durchaus kritischer. Da ist es sehr hilfreich, wenn zumindest der innere Kreis Bescheid weiß. Dumme Fragen, warum man im Sommer denn was langarmiges trage, erübrigen sich so.
Oft kann es auch sein, dass Sub sich optisch mehr oder weniger auffallend verändert. Auch hier kann man sich recht leicht erklären, dass man das eigentlich schon lange wollte, sich aber nie getraut, vom Partner aber Zuspruch bekommen hat. Ist doch spitze! Auch ein Halsband u.ä. ist doch nur ein Ausdruck tiefster Verbundenheit. Wie romantisch!
Man muss sich also nicht immer gleich outen und auch nicht überall. Aber je nachdem wie man es auslebt, ist es früher oder später def. geboten. Dabei reicht die Resonanz (nicht nur bei mir) von "Ach so, alles klar, sag das doch gleich!" bis zu "Aha, na wenn du meinst...". Die meisten, auch Eltern, kümmerts meist sehr wenig, Hauptsache sie sehen, dass man damit glücklich und zufrieden ist. Mehr wollen und müssen sie auch nicht wissen. Aber ich verstehe die große Sorge die man vorher hat, das man sich den Kopf zerbricht und sich durchaus auch ein gewisser Leidensdruck aufbauen kann. Berechtigte Sorgen würde ich mir nur machen, wenn das Elternhaus/Umfeld sehr konservativ ist und es ggf. evt. Vorbelastungen gibt. Es ist daher immer eine Einzelfallentscheidung.
Diejenigen die das für Sex halten, können sich in diese Lage gar nicht hinein versetzen!
Als ich das letzte Mal Sub-Besuch hatte, traf ich zufällig meinen Nachbarn und warnte ihn schon mal vor: "Hey, ich bekomme Damen-Besuch und schätze, wir werden viel Spaß zusammen haben! Aber solltest du was hören was dich beunruhigt- sei nicht beunruhigt!" "Ah, oh, ja klar, verstehe! Na dann mal viel Spaß
" Besser, als wenn zur späten Stund' die Cops vor der Tür stehen. Muss man nicht haben.
Es ist letztendlich immer eine Frage wie man sich gibt, so wird man auch wahrgenommen. Solange alles stimmig und authentisch ist, geht man allenfalls als etwas schräg durch. Gute Manieren, Höflichkeit und Freundlichkeit sind im Umgang mit anderen, unbeteiligten Dritten und den eigenen, ist immer angesagt. Auch das findet im individuellen D/s Platz, ohne sich dafür verstellen zu müssen. Daran wird sich dann auch keiner stoßen können. Die Mehrheit der sich offen auslebenden BDSMer empfand ich immer als sehr diskret, dass sogar mir nichts weiter aufgefallen ist. Laut und schrill sind wir nicht, es sind die Spieler die regelmäßig mit ihren Extravaganzen auffallen. Es ist ja auch sehr originell, seine Sub nackt in die Tanke zu schicken oder am Halsband Gassi zu führen.
Trotzdem hat jeder das Recht, seine Neigung(!) offen ausleben zu können, ohne sich verstecken zu müssen und die Befürchtung der Ausgrenzung zu erfahren! Und was meine Sexualität angeht, die findet nicht ohne Grund unter Ausschluss aller Öffentlichkeit statt! Besser ist das...