Guten Morgen.
Flirten empfinde ich weder als antiquiert noch als Hommage (ich glaube, das Wort paßt in dem gemeinten Zusammenhang auch nicht wirklich).
Als Flirten empfinde ich das Mehr im Miteinander, das situationsangemessen über sachliches ("Drei Leinsamenbrötchen, bitte.") und belangsloses ("Wann wird's mal wieder richtig Sommer?") hinausgeht und verbal oder nonverbal abläuft. Man kann schweigend wunderbar flirten.
Ich mag das Bild vom Einbiegen in das jeweilig andere Gravitationsfeld: Ein Austausch, der anders ist, als das Aneinanderstoßen und Auseinandergehen zweier Billardkugeln. Sondern ein spiralförmiges Umrunden, das je nach Lust und Laune und Gegebenheit im Fernfeld bleibt oder peu-à-peu ins Nahfeld wandert bis zu diesem blitzartigen Entladen, wenn man sich fast berührt.
Es ist etwas, das auf beiden Seiten für kurz gesenkte Blicke, für aufgestellte Armhärchen, die Andeutung eines Schmunzelns, ein Augenbrauenzucken sorgt. Ein Tanz. Aus der Distanz zuerst, ein gemeinsames Umrunden einer gemeinsamen Idee mit der kleinen Phantasie eines zweisamen Ausbruchs auf eine Südseeinsel, das komplizenhafte Wissen darum, daß inmitten anderer, dafür blinder Menschen auf einmal eine Seifenblase für zwei entsteht.
Ob es ein Door-Opener ist?
Ja, aber andersrum: Eine Tür, die offensteht, obwohl ich vorher nicht mit ihrer Eigentümerin "getanzt" habe, durch die mag ich nicht gehen.
Ich mag Flirten.
Thomas