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Paartherapie sinnvoll?

Zitat von ********n_84:
Offenbar fällt es einigen Therapeuten und Beratern schwer neutral zu bleiben. Ich hörte tatsächlich auch schon häufig, dass weibliche Therapeutinnen/Beraterinnen sich auf “die Seite” der Frau stellten. Zufall!??

Das kann ich nicht bestätigen.
****yn Frau
13.440 Beiträge
Weiter oben erzählte ich ja von den beiden Pädagogen des SPZ, an die ich mich wegen den Konflikten mit meinem Mann bezüglich der Erziehungsregeln wandte. Eine davon war eine Frau. Sie war auch deutlich "dominanter" in diesem Gespräch, als der männliche Pädagoge. Das mag eventuell auch daran gelegen haben, dass sie unser Kind sehr viel häufiger betreute (zwei bis dreimal die Woche), der Mann seltener (höchstens einmal die Woche, manchmal nur alle zwei Wochen).

Diese Frau schlug sich jedenfalls nicht auf meine Seite. Ganz im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, sie war dem Charme meines Mannes total erlegen, die zwei verstanden sich prächtig, hatten eine sehr zugewandte Gesprächsdynamik, fast wie Kumpels. Sie riss den männlichen Pädagogen im Grunde mit sich.

Mir ging es damals darum, dass unser Kind frisch in den Kindergarten gekommen war und dort sofort aufgefallen war, dass mit ihr was nicht stimmt. dass sie autistisch sein könnte, vermutete ich bereits, als sie etwa eineinhalb war, aber in der KiTa, im direkten Vergleich mit gleichaltrigen Kindern, fiel es erstmals echt krass auf. Meine Tochter wurde im SPZ also mit Heilpädagogik, Logopädie und Musiktherapie betreut, damit sie in der KiTa Anschluss fand, zusätzlich wurde eine auf Autismus spezialisierte Ärztin hinzugezogen, um eine fundierte Diagnose zu stellen.
Mein Kind braucht feste Regeln und eine sehr gut durchorganisierte Struktur. Wenn man da nicht hinterher ist, gewöhnt sie sich auf lange Zeit nicht selbstständig an Verhalten und fällt immer wieder in problematische Muster. Je weniger Disziplin, umso schwieriger ist der Alltag. Das wusste ich, das wusste aber auch mein Mann. Da er aber schon seit ich ihn kenne überall so seltsame Wettbewerbsgedanken hat und irgendwie überall besser sein musste, ignorierte er diese Struktur gerne, überließ mir die "blöden" und nervigen Dinge und pickte sich selbst nur die angenehmen raus. Überhäufte das Kind mit Geschenken und Süßigkeiten (bis heute ist es so verdammt schwer, sie zu einer ausgewogenen Ernährung zu bewegen), bog oder ignorierte Regeln, alles um der Lieblingselternteil zu sein. Es gab ihm ein gutes Gefühl, dass unsere Tochter (bis heute) ein absolutes Papa-Kind ist und wegen allem zu ihm rennt und ihn lieber mag. Dadurch hatte ich die ersten drei- bis dreieinhalb Jahre ernsthafte Schwierigkeiten, eine Bindung zu meinem Kind aufzubauen. Ich war, bis sie im Kindergarten war, zum Beispiel nie allein mit ihr unterwegs.

Ich habe unter dieser Situation sehr gelitten, weswegen ich unter anderem zur Familienberatung ging und wenig später auch die Pädagogen im SPZ darauf ansprach, die ja mit meinem Kind zusammenarbeiteten, es kennenlernen konnten und, so bildete ich mir ein, doch sicher wussten, dass Struktur und Klarheit für sie wichtig ist und dass auch der Vater dabei konsistent bleiben sollte.
Aber Nö: Am Ende war ich diejenige, die es mit den Regeln "übertrieb" und zu viel Wind machte. Ich habe mich so saumäßig verraten gefühlt, weil gerade die Heilpädagogin sehr strukturiert und klar unter anderem über das TEACCH System arbeitete, das wir zu Hause übernahmen, im Gespräch mit meinem Mann aber plötzlich mit so einer Larifari-Einstellung daherkam, weil sie sich - das meine ich zumindest - mit ihm so gut verstand und er, da mache ich mir gar nichts vor, einer der charmantesten Sunnyboys ist, die ich in meinem Leben kennengelernt habe.

Über die Jahre, als wir die Besuche beim SPZ nicht mehr brauchten, haben Erzieher und Lehrer uns aber immer wieder einstimmig gesagt, wie wichtig Klarheit, Struktur, Disziplin und Konsistenz für unsere Tochter ist - etwas, das mir absolut klar war und auch meinem Mann klar, aber eine lange Weile eben egal war - und irgendwann fing mein Mann dann an zu jammern, weil seine Torpedierung und seine jahrelange Inkonsistenz dann dazu führten, dass seine Tochter sehr distanzlos und anstrengend wurde und nicht sehr gut auf ihn hörte. Wohingegen ich immer weniger Probleme mit ihr hatte und meine Beziehung zu ihr heilen und festigen konnte.


Na ja, long story short: Nicht immer schlagen sich weibliche Fachleute auf deine Seite, nur weil du eine Frau bist. Ich glaube, das hängt schon auch damit zusammen, wer überzeugender und sympathischer rüberkommt. Ich bin (leider) ein mensch, der mit Fremden sehr schlecht warm wird und sich mit ihnen eher distanziert und fast ein bisschen förmlich unterhält. Mein Mann dagegen ist ein Charmebolzen sondergleichen.
********n_84 Frau
6.195 Beiträge
@****yn
Na ja, long story short: Nicht immer schlagen sich weibliche Fachleute auf deine Seite, nur weil du eine Frau bist.

Falls das bei mir so rüberkam; ich wollte das auch nicht unterstellen oder pauschalisieren.
Mir wurde es lediglich häufig berichtet. Aber eben auch von Männern (ob das mit der “Seite einnehmen” nur subjektiv so empfunden wurde oder so war, kann ich ja nicht beurteilen).
Ich stelle aber durchaus im Mittel Unterschiede bei weiblichen und männlichen BeraterInnen/TherapeutInnen fest (zB in Supervision, Rollenspielen sichtbar); sprich mehr Emotionialität und Anteilnahme auf der weiblichen Seite; und mehr Nüchternheit und Rationalität auf der männlichen Seite. Zu mir passt definitiv die rationalere Seite besser.
****yn Frau
13.440 Beiträge
Ich will ja im Grunde auch nicht, dass man sich "auf meine Seite" schlägt. Aber auch nicht auf die andere. Zwei gegen einen, darum soll und darf es gar nicht gehen.

Es ist auch nicht so, als hätte ich nicht gewusst und verstanden, warum mein Mann sich damals mit unserem Kind so verhalten hat. Er kommt aus einer recht armen Familie, war Einzelkind und hatte auch keine große Familie. Eigentlich hatte er nur seine Eltern, den Rest der Verwandschaft mochte er gar nicht.
Ich hab schon verstanden, dass er damit (auch nach eigener Aussage) viel kompensierte. Die Entbehrungen seiner Kindheit sollten nicht die seiner Tochter sein, darum all das laissez-faire und Verwöhnen, auch um daraus ganz viel familiäre Liebe zu generieren.

Ich hab das kapiert, ich bin ja nicht doof. Es war aber trotzdem ganz furchtbar.
********rauh Frau
1.027 Beiträge
Ich denke wenn man das Gefühl hat, es gibt überhaupt eine Seite auf die sich eine beratende Person in einer Paarberatung schlagen kann, dann ist man noch im "Schuld-Modus" , was an sich einen gemeinsamen Weg als Paar aus meiner Sicht schwierig macht.
Für mich ist es in einer Beratung unter anderem Ziel aus diesen gegenseitigen Schuldzuweisungen raus zu kommen.
Wenn die beratende Person bei diesem "Schuld-spiel" auch noch mit macht, ist das völlig absurd.
****yn Frau
13.440 Beiträge
Wir waren ja auch zusätzlich noch sehr jung und haben viele Schritte bereits sehr früh - im Rückblick viel zu früh, verantwortungslos früh, naiv früh - gemacht. Ich war 22, als wir uns kennenlernten, er 20. Ein Jahr später hatten wir schon ein gemeinsames Kind.

Im Nachhinein wundere ich mich gar nicht, dass wir Hilfe brauchten.
Zitat von ********n_84:
prich mehr Emotionialität und Anteilnahme auf der weiblichen Seite; und mehr Nüchternheit und Rationalität auf der männlichen Seite. Zu mir passt definitiv die rationalere Seite besser.

Deswegen saßen bei uns zwei Therapeuten im Raum. Ein Mann und eine Frau. So war zum Einen "was für jeden dabei"- aber auch konnten sie unser Verhalten spiegeln. Sie haben sich wie wir gegeben, und wir konnten "uns" mal von außen sehen.
********n_84 Frau
6.195 Beiträge
Im Nachhinein wundere ich mich gar nicht, dass wir Hilfe brauchten.

Das stimmt.

Vielen Menschen täte eine therapeutische Hilfe gut. Ich finde es nach wie vor interessant, dass es immer noch recht viele Leute mit Vorbehalten und komischen Vorstellungen gibt, wenn es um den Begriff (Psycho)Therapie geht… und sie sich dagegen sträuben. Ich kannte und kenne Menschen mit ganz gravierenden Problemen, die den Schritt nicht gehen können/wollen.

Noch unverständlicher ist mir, wenn ich höre, dass z.B. ein Partner nicht bereit ist zu einer Partner- oder Familienberatung zu gehen; eine Beratung ist ja nicht einmal eine Therapie. Oft ist da eine Auseinandersetzung mit der eigenen Psyche und Vita ja gar nicht notwendig bzw. möglich und es ist ja - wie schon gesagt - eher ein begleitetes Gespräch. Eine Kommunikationshilfe. Mit dem Ziel nach direkten und umsetzbaren praktischen Lösungsansätzen zu suchen.

Welche Vorbehalte und Begründungen professionelle Hilfe abzulehnen, sind euch denn schon begegnet?
Zitat von ********n_84:
Welche Vorbehalte und Begründungen professionelle Hilfe abzulehnen, sind euch denn schon begegnet?

Stolz (geht auch ohne)
Angst (Die Fassade könnte bröckeln)
Angst (was wenn der Therapeut mir nicht recht gibt? Nachher hab ich noch schuld...)
Eitelkeit (Was wenn uns einer sieht, da weiß die ganze Stadt, das wir ein Beziehungsproblem hat.)
Sturheit (Ich kann dir sagen, was das problem ist, aber du hörst ja nicht)
Ich glaube, es wird oft noch unterschätzt, dass sich die Welt schnell wandelt. Hinzu kommt, das man in den ersten Jahren eine „Anleitung“ der Eltern bekommt, dann soll man auf einmal erwachsen sein, der Beruf, der Partner und dazu wandelt sich mein Ich auch noch.

Durch Erfahrungen, Erlebnisse, wandeln sich manche Ansichten, wünsche Hoffnungen und Träume.

Ich wäre heute nicht die, wenn ich keine Hilfe dazu gehabt hätte.
Ergänzend noch zu meinem Post:

Scham.
Zitat von ********n_84:


Welche Vorbehalte und Begründungen professionelle Hilfe abzulehnen, sind euch denn schon begegnet?

Tatsächlich spielte wohl einfache Schüchternheit (die ich lange nicht erkannt habe) eine Rolle und wohl auch die Sorge, nicht alles zu verstehen. Mein Ex-Mann hat nicht Deutsch als Muttersprache, und ich sprach seine nicht, hätte also nicht übersetzen können. Die Anwesenheit einer weiteren Person als Dolmetscher wäre ein weiteres Hindernis gewesen.

Dazu falsche Vorstellungen davon, wie so ein Termin aussehen könnte- er ging davon aus, dass es darum geht, herauszufinden, wer "Schuld" hat. (Dieses "schuld sein" war ihm generell ein wichtiges Thema.)

Andere Gründe: Schichtdienst, mehrere Jobs gleichzeitig.

Bitte dies alles nicht bewerten!
****ody Mann
13.287 Beiträge
Es sind meist Gründe, die man sowieso nicht erfährt.
****_99 Mann
1.178 Beiträge
Danke für das wichtige Thema!
Ich habe schon Beratung in unterschiedlichen Beziehungen in Anspruch genommen. In der aktuellen konnten wir vor Jahren brennende Fragen einfacher besprechbar machen. In einer früheren unsere Trennung besser bewältigen.
Überhaupt habe ich in den vergangenen 25 Jahren "gelernt", unterschiedliche Beratungen in Anspruch zu nehmen, bei Arbeitsproblemen über WG-Mediation und supervision bis hin zu tiefgreifenden biografisch-familiären Fragen. "Gelernt" deshalb, weil ich ja auch mit dem "Auftrag" aufgewachsen bin, möglichst nichts Problematisches und Entblößendes zu teilen, schon gar nicht mit Fremden. Diese Scham steht mir nun auch generell weniger im Weg, es fällt mir leichter, mich anzuvertrauen. Für dieses Lernen bin ich sehr dankbar, da Vertrauen eine wesentliche Quelle meiner Lebensqualität ist.
*******nzel Frau
1.066 Beiträge
Zitat von ********n_84:


Welche Vorbehalte und Begründungen professionelle Hilfe abzulehnen, sind euch denn schon begegnet?

Mein Mann hatte Angst vor bestimmten Erkenntnissen. Z.B. der Erkenntnis, dass wir nur noch deshalb zusammen sind, weil wir an unserer langen Vergangenheit hängen. Davor, dass wir ohne den anderen glücklicher leben könnten, dass Trennung das beste für uns ist.
Er hatte Angst, dass die Therapeutin oder der Therapeut zu sehr stochert.
Letztendlich hatte er Angst vor sich selbst, dass er erkennt, wer er ist und was er will. Weil das sein gesamtes bisheriges Leben durcheinander bringen würde.
********rauh Frau
1.027 Beiträge
Zitat von ****nka:
Zitat von ********n_84:


Welche Vorbehalte und Begründungen professionelle Hilfe abzulehnen, sind euch denn schon begegnet?

Mein Mann hatte Angst vor bestimmten Erkenntnissen. Z.B. der Erkenntnis, dass wir nur noch deshalb zusammen sind, weil wir an unserer langen Vergangenheit hängen. Davor, dass wir ohne den anderen glücklicher leben könnten, dass Trennung das beste für uns ist.
Er hatte Angst, dass die Therapeutin oder der Therapeut zu sehr stochert.
Letztendlich hatte er Angst vor sich selbst, dass er erkennt, wer er ist und was er will. Weil das sein gesamtes bisheriges Leben durcheinander bringen würde.
Letztendlich sind wir Menschen und können uns sehr effektiv gegen Erkenntnise wehren, auch wenn sie uns anspringen.
Auch muss eine Erkenntnis niemals zu einer Trennung führen.
Selbst wenn beide wissen, dass die Beziehung für beide ungut ist, kann sie niemand beenden außer sie selbst.
Das mag traurig klingen, aber es bedeutet auch, dass ich selbstbestimmt bleibe und auch das Recht habe unglücklich zu sein.
In einer Welt, in der alles immer optimal und schön zu sein hat, eigentlich etwas Tröstliches.
@********rauh
Weil du vom selbstbestimmten Recht auf Unglück (verkürzt) schriebst:
Oft verharrt man im Unglück, weil es wenigstens ein bekanntes Unglück ist.
Das zu wissen, hat mir oft geholfen, aber auf trügerische Art. Als ich dann bereit war, es "doch mal mit einem neuen Unglück" auszuprobieren, sprich den Sprung in's Ungewisse zu wagen (positiv bis neutrale Erwartungshaltung war da schon nicht mehr drin), war keine Kraft mehr übrig.
Mein Ex hat das dann entschieden. Allerdings sprang er nicht völlig in's Ungewisse, sondern hatte vorgesorgt.
Das sollte nicht OT werden, ich dachte nur darüber nach, woran es liegt, dass man so lange funktioniert- auch als Paar.
*******nzel Frau
1.066 Beiträge
@********rauh
So ähnlich habe ich auch argumentiert.

Ich möchte, dass wir zusammenbleiben, weil wir uns trotz allem bewusst dafür entschieden haben.
****ody Mann
13.287 Beiträge
Warum oftmals Paargespräche nicht angegangen werden, obwohl die Liebe noch nicht komplett den Bach runter ist? Weil da immer auf beiden Seiten etwas herauskommt und weil das Angst macht, weil man dem Partner oder der Partnerin nicht zutraut, damit umgehen oder es verstehen zu können, denn man selbst hat seine Sorgen und Ängste ja bislang nicht kommunizieren können (wegen ihm oder ihr natürlich) und den anderen auch nicht verstanden. Man schließt von sich auf den anderen. Der kann doch nicht mehr kapieren als ich?! *zwinker*

Dem Prinzip "Partners in Crime" wird nichts zugetraut, der Liebe auch nicht, der wird sogar extrem misstraut, man bleibt lieber Einzelkämpfer, ohne dem anderen die eigenen "Dämonen" und Erblasten zu zeigen. Die kommen nicht auf den Tisch, vielleicht gehen die ja wieder weg, mit der nächsten Partnerin oder dem nächsten Partner, die alles non-verbal verstehen und mutierte Empathen sind, oder mit dem Alter oder in einem Paralleluniversum, man kümmert sich darum, wenn man mal Luft hat, eine neue Methode "In-3 Tagen-Sorgenfrei" entwickelt wird. Ich schreibe hier aus Selbsterfahrung und über mich!!! *gg* Wer sich wiedererkennt, findet außer mir bestimmt noch zahlreiche LeidensgenossInnen.

Ich denke ja, dass der beste Ort, gut mit sich klar zu kommen, eine liebevolle Beziehung mit großer Offenheit und klarer Kommunikation ist. Für einen Menschen, den man liebt, geht man Strecken, die irre weit sind. Paargespräche geben Transparenz, zeigen auf, was wirklich gut in einer Beziehung ist, wo das Potential für Verbesserungen ist. Manchmal decken sie auch auf, dass da keine Substanz mehr ist und man erfährt vielleicht, wieso das so ist. Dann ist auch gut. Dann muss man die zugewandte Kommunikation zwischen Liebenden nicht mehr lernen.
********n_84 Frau
6.195 Beiträge
Die Gründe, die ihr nennt, die Menschen davon abhalten professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen habe ich auch schon oft gehört. Interessant ist wie oft das Wort “Angst” da bei den Formulierungen fällt.
Auch der Aspekt mit der Schuld ist interessant; nicht “Schuld sein wollen”.

Eine andere Sache, die mir insbesondere beim Thema Ehe und Partnerschaft auffällt: die abnehmende Bereitschaft Dinge zu “reparieren”, Kompromisse einzugehen, an SICH zu arbeiten oder gar Verhaltensweisen zu ändern. Weiterziehen und Konfrontation meiden liegt, wie mir scheint, im Trend.

Es ist auffällig, wie auch hier im Joy sehr oft der Rat erteilt wird sich zu trennen, wenn irgendwas nicht “passt”… oder eine sexuelle Vorliebe mal nicht geteilt wird. Alles muss “passen”, sonst ist er/sie die Falsche; man selbst ist aber immer richtig; das Problem ist dann immer der andere. 😉
Auch die offene Beziehung fällt mir da als oft genannter Lösungsvorschlag auf.
Beim Thema Beratung und Therapie heißt es dann oft “mein/e PartnerIn will nicht”.

Zusammengefasst: Der Mensch, auf der ständigen Flucht vor sich selbst und dem anderen 🤔
****_99 Mann
1.178 Beiträge
Das Folgende möchte ich etwas hinterfragen:
Zitat von ********n_84:
Eine andere Sache, die mir insbesondere beim Thema Ehe und Partnerschaft auffällt: die abnehmende Bereitschaft Dinge zu “reparieren”, Kompromisse einzugehen, an SICH zu arbeiten oder gar Verhaltensweisen zu ändern. Weiterziehen und Konfrontation meiden liegt, wie mir scheint, im Trend.
Es ist auffällig, wie auch hier im Joy sehr oft der Rat erteilt wird sich zu trennen, wenn irgendwas nicht “passt”… oder eine sexuelle Vorliebe mal nicht geteilt wird. Alles muss “passen”, sonst ist er/sie die Falsche; man selbst ist aber immer richtig; das Problem ist dann immer der andere. 😉
Auch die offene Beziehung fällt mir da als oft genannter Lösungsvorschlag auf.
Beim Thema Beratung und Therapie heißt es dann oft “mein/e PartnerIn will nicht”.
Zusammengefasst: Der Mensch, auf der ständigen Flucht vor sich selbst und dem anderen 🤔

Ich denke es gibt zwei "Optimierungs"-Trends in Beziehungen: Den innerhalb (Beratungen, Therapien, Ratgeber, sich und einander ändern und daran arbeiten), und außerhalb der Beziehung (JC, Affären, offene Beziehungen und weitere Modelle, die angesprochene Flucht). Ich sehe aber grundsätzlich keinen Trend zur Verschlechterung: Die Generation meiner Eltern (Kriegsgeborene, Boomer) blieben meist noch unhinterfragt zusammen, wegen der Kinder, der Sicherheit, der Normen. Mehr (u.v.a. konstruktiver) auseinandergesetzt haben die sich aber nicht.
Ich finde auch nicht, dass die "Trennungs-Ratgeber" hier im Forum die Mehrheit bilden, im Gegenteil, siehe hier: Nach 10 Jahren Beziehung Frustration. Oft wird bessere, ehrlichere Kommunikation empfohlen (manchmal auch etwas hemdsärmelig und vereinfachend), oder es werden eben Strukturveränderungen (Öffnung der Beziehung etc.) vorgeschlagen. Auch das aushalten kürzerer Krisen und Unsitimmigkeiten tauch auf. Und schließlich: Trennung ist ja auch eine oft legitime Perspektive - für manche dominiert noch die Wahrnehmung, es sei die unbedingt zu vermeidende Vollkatastrophe - und damit leben die die u.U. größere Katastrophe ihrer Nichtbeziehung fort.
Kurz gesagt: Beratung ist Teil einer Veränderung zu mehr Auseinandersetzung und vielfältigeren Möglichkeiten, und diese Veränderung begrüße ich sehr. (Aber das macht die Welt eher komplexer statt einfacher...)
****ody Mann
13.287 Beiträge
Man sollte und das tun Gespräche sicherlich, den Ablauf einer Beziehung darlegen und ein bisschen auch die Beziehungsbiografien der Partner. Schematisieren und Vereinfachen halte ich für falsch.

Ist eine Beziehung die Aneinanderreihung von Konflikten mit einigen Ruhepausen dazwischen, nun ja, dann könnte es schwierig werden. Oft haben beide irgendwann eine traumatische Beziehungserfahrung gemacht, ist die fachlich begleitet erörtert und verarbeitet worden? Wäre anzusprechen. Kommt dabei ein unreflektiertes Kuddelmuddel heraus, bräuchte es eher einen Wunderheiler.

Stellt sich die Beziehung aber in großen Teilen als glücklich heraus, gäbe es m.E. eine Basis und einen Grund, über sich selbst und über Wege aus der Krise nachzudenken und Zeit zu investieren.
********n_84 Frau
6.195 Beiträge
@****_99
Meine Thesen, die nach Pauschalisierungen klingen, sind ja lediglich Eindrücke, die ich gewonnen habe. Schubladen und Kategorien sind einfach und praktisch, aber selbstverständlich nicht gültig. Es sind ja nur vereinfachte Abbilder der Wirklichkeit.

Nun, statistisch gibt es mehr Trennungen und Scheidungen als “früher”. Auch mehr Singles und kinderlose Ü30. Ich beobachte schon eine Tendenz zu mehr ICH und weniger WIR.

@****_99
Die Generation meiner Eltern (Kriegsgeborene, Boomer) blieben meist noch unhinterfragt zusammen, wegen der Kinder, der Sicherheit, der Normen. Mehr (u.v.a. konstruktiver) auseinandergesetzt haben die sich aber nicht.

Da stimme ich dir völlig zu. Sich nicht zu trennen heißt mitnichten automatisch glücklich zu sein, eine gute Kommunikation und ein gutes Sexleben zu haben. Es gibt nicht wenige sexarme/sexlose Ehen und Langzeitbeziehungen.

Und schließlich: Trennung ist ja auch eine oft legitime Perspektive - für manche dominiert noch die Wahrnehmung, es sei die unbedingt zu vermeidende Vollkatastrophe - und damit leben die die u.U. größere Katastrophe ihrer Nichtbeziehung fort.

Auch hier volle Zustimmung. Natürlich kann Trennung auch gut und gesund sein.
*****ner Mann
3 Beiträge
Kommt immer auf den individuellen Fall an. Meine Ex-Frau ist Asiatin. Vielleicht hätte die Beratung in einem anderen Teil der Erde bessere Ergebnisse zutage gebracht *g* Generell meine ich: Probieren geht über Studieren. Zu verlieren hat man ja nicht viel, abgesehen von Zeit.
****ody Mann
13.287 Beiträge
Meine Ex-Frau hat, statt auf die anerkannte Psychologie zu setzen, die ich mir für uns gewünscht hatte, haufenweise esoterische Angebote genutzt, bis sie von einem Enrrgieheiler erfahren hat, dass sie ein Indigo-Kind sei. All ihre Probleme, natürlich auch die mit mir, wären auf eine extraterrestrische Abstammung und Hypersensibilität zurückzuführen gewesen. Für viel Geld hat sie dann erfahren, dass mit ihr alles in Ordnung sei, er empfahl ihr QiGong und sich von mir zu trennen wegen meiner falschen Energieströme.
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