Danke dir, ein vielschichtiges Thema, und wohl auch sehr unterschiedlich erfahrene Situation. Meine persönliche Sicht und Erfahrung:
Während der letzten 10 Jahre hoffte ich, mit therapeutischer Unterstützung unsere 35 jährige Beziehung und 25 jährige Ehe und Familie beisammen halten zu können.
Reden miteinander konnten wir immer gut, miteinander Pläne und Projekte umsetzen das war unser Ding, aber das Reden übereinander war eher schwierig, Zunächst gab es dafür kaum Anlass, im jugendlichen Überschwang war alles perfekt und stimmig.
In den späteren Jahren, als es doch vermehrt und immer mehr Gründe gab, über uns zu reden, fühlte ich mich häufig, als müsste ich ein Minenfeld durchqueren. Unsere teils komplementären Charaktere flogen uns um die Ohren. Dies auch beim Thema Paartherapie, ich eher zugewandt, sie sehr misstrauisch.
Da sie zudem die Probleme in unsere Beziehung als
meine Probleme betrachtete, war vor allem ich es, der wiederholt versuchte, mit einer Paartherapie unsere zusehends verfahrene Situation zu lösen. Sie kam, wenn ich ihr klar machte, wie schwerwiegend für mich die Probleme sind, zwar mit, aber die Therapeutinnen und Therapeuten waren ihr meist nach 4-5 Sitzungen inkompetent und zu teuer.
In meinen Augen waren zwei nicht schlecht darin, unsere Probleme rauszukristallisieren, die anderen 2 konnten nicht hinter die Fassade des «perfekt funktionierenden Teams» schauen, und waren eher ratlos. Bei letzteren stimmte ich dem Abbruch genauso zu, bei den ersteren bedauerte ich das, konnte sie aber nicht zur Weiterführung bewegen.
Neben dem Miteinander-Reden können, bei dem eine Paarberatung helfen kann, geht es aus meiner Sicht inhaltlich auch darum, wie man mit den Dingen umgehen kann, bei denen man sich nicht einig wird, in denen es keinen Kompromiss geben kann. John Gottman schliesst aus seiner Forschung «
69 % aller Konflikte in Beziehungen sind nicht lösbar»
Im Umgang mit diesen unlösbaren Konflikten liegen die Unterschiede. Da brechen manchmal auch viel frühere Verletzungen wieder auf, die getriggert werden. Kann man einander damit leben lassen, ohne sie immer wieder zu thematisieren und einander vorzuwerfen, akzeptieren, dass die Dinge, Situationen und Menschen leider nicht immer so sind, wie man sie sich wünschte, erhoffte, erträumte, man den Blick aber immer wieder auf das viele Verbindende lenkt, die Liebe in sich spürt. Bleibt man einander nahe und verbunden, begegnet sich dennoch immer wieder in Wertschätzung mit Neugier, Humor und Wohlwollen?
Dieses in einer Paartherapie zu schaffen ist je nach Grundsituation wohl sehr schwierig, ich hatte meine Hoffnung zuletzt auf die Emotionsfokussierte Therapie gesetzt, sich und den anderen in seinen Emotionen sehen verstehen zu können, schien mir ein Weg, leider wollte sie auch hier abbrechen. Ich habe die Hoffnung, dennoch einen gemeinsamen Weg zu finden, noch nicht aufgegeben, aber die Luft wird langsam dünn ...
Also auch wenn ich hier nicht wirklich von einem Erfolg berichten kann, mir haben die Therapien viele Erkenntnisse gebracht, sowohl über mich als auch über uns. Ich würde bei einem Misserfolg empfehlen weitere Anläufe zu machen, nur weil’s bei einem nicht funktioniert oder passt, heisst es nicht, dass die Idee als Ganzes zum Scheitern verurteilt ist, es gibt ganz unterschiedliche Ansätze und sehr verschiedene Therapeuten. Ich habe auch eine Einzeltherapie für mich begonnen, die ich immer noch weiterführe.
WonderfulWorld4