„Guck mal in den unteren Gehaltsstufen, ob man körperlich das bis zur Rente durchstehen kann. Reinigungskräfte, Pflegekräfte usw. schaffen es seltenst bis ins Rentenalter den Job zu tun.
Wir dürfen nicht nur jammern, sondern auch schauen, wo wir herkommen. Als das heutige Rentensystem gestartet wurde, haben nur 20% der Leute das Rentenalter überhaupt erlebt. Die anderen sind vorher gestorben. Heute sind es 80% und leben als Rentner länger als je zuvor. Wer heute in Rente geht, ist auch so fit wie nie zuvor.
Viele Jobs wurden körperlich extrem leichter. Vieles ergonomisch. In der Produktion, sogar auf dem Bau. Vieles, was heute mit dem Kran oder Bauaufzug gehoben wird, wurde früher geschultert und in die höheren Stockwerke getragen. In der Automobilproduktion reichen entsprechende Maschinen die Elemente in Montagehöhe, etc. Nur ein Fliesenleger muss immer noch auf die Knie, um mal ein Beispiel zu nennen. Da tat sich wenig. Okay, die Fliesen wurden größer, was vielleicht insgesamt Zeit spart...
„ist das für mich ein "Prinzessin"-Argument, das man für eine langwierige Ausbildung entschädigt werden müsste.
Wenn ich als Geselle den gleichen Lohn wie ein Meister bekäme, warum sollte ich mir dann die Meisterschule antun? Als Handwerker möchte ich vielleicht gar nicht eine Schule besuchen, was lernen, sondern - deshalb habe ich ja das Handwerk gewählt - praktisch arbeiten.
Es reicht nicht, wenn nur ideologisch höhere Posten gesucht werden. Talent und Hirn wird dann vergeudet. Andererseits sollte Einsatz und Fleiß, qualitativ und quantitativ immer belohnt werden. Sonst sind wir der Planwirtschaft nahe.
Andererseits sind heute die Anforderungen an die jeweiligen Jobs viel höher als früher. Früher haben hunderte Hafenarbeiter die Schiffe gelöscht und beladen. Die mussten ncihts mitbringen als ihre Muskelkraft. Heute bedient statt dessen ein hochgradig spezialisierter Mensch den Containerkran und ersetzt so vielleicht 100 ungelernte Leute. Wenn der die Ausbildung nicht hätte, könnte er diese Tätigkeit nicht machen.
Ein Krankenwagen war früher einfach quasi ein Taxi mit Blaulicht, wo man liegend aufgeladen wurde, um schnell ins Krankenhaus befördert zu werden. Medizinisch war für die Besatzung nur ein Erste-Hilfe-Kurs gefordert. Heute braucht man dafür eine 3-jährige Ausbildung, die so gut ist, wie nie zuvor. Die Qualität der Tätigkeit hat immens zugenommen.
Ein Landwirt muss heute studiert haben, um seinen Betrieb optimal zu führen. Die Kenntnisse kann man heute nicht mehr von der vorigen Generation übernehmen. Das reicht nicht.
Nicht alles muss man durch ein Studium mitbringen müssen. Die Betriebe sollten auch intern die Leute weiterbilden, damit man unten einsteigen kann und sich bessere Positionen intern ergeben. Das fördert die Identifikation mit dem Betrieb. Das wissen viele, nicht alle von ihnen bieten das so an. Selbst für den jahrzehntelang identischen Job muss man sich oft weiterbilden, weil die Welt sich so schnell dreht.
Und in mancher Hinsicht sind die Schüler heute auch viel schlauer als früher. Sollte auch so sein, weil durch die Ganztagsschule, schon ab der Grundschule, ja auch mehr Zeit vorhanden ist. Sie lernen heute den Umgang mit Office-Software, wie man es früher nur bei Studenten feststellte, während manche Eltern das nicht können. Dafür wird es aber in jedem Büro gefordert.
„
Und prekär sind folgende Jobs (tatsächlich 2x erlebt) : du rufst (Mo-Sa) jeden (!!!) Tag um 10 Uhr an, und bekommst gesagt, ob du arbeiten kommen musst oder nicht. Musst du nicht arbeiten, was dir um 10 Uhr erst gesagt wird, hast du einen Urlaubstag zu nehmen. Wenn du arbeiten musst, dann ist die Arbeitszeit an dem Tag zu Ende wenn alles erledigt ist, wann immer das auch ist. Lohn: 450€
Das kann man nach ALG II Regularien nicht ablehnen, weil es die Hilfebedürftigkeit vermindert. Raus kommst da eher nicht, weil du nichtmal deine Urlaubstage nicht frei wählen kannst, und du jedes Vorstellungsgespräch nur mit dem Risiko eingehen kannst, das du vielleicht doch arbeiten musst, was du ja nie weißt.
Das würde ich tatsächlich mal einen Arbeitsrechtler überprüfen lassen. Ob diese Handhabung - selbst oder gerade, wenn es so im Vertrag verankert wäre - dem Gesetz entspricht. Ich weiß es nicht. Mein Rechtsempfinden hält es für kaum möglich, aber mangels Expertise soll das der Fachmann beurteilen. Dass Arbeitgeber gerade bei 450 Euro Jobs machen, was sie wollen, ist hinlänglich bekannt. Mit dem Argument, es handele sich ja um Aushilfs-Arbeitsverhältnisse, die für flexible Arbeitszeiten gedacht sind, werden z.B. sehr gerne jegliche (bezahlten!) Urlaubsansprüche unterschlagen, etc.
„Entweder du fokussierst dich auf das schlechtreden deiner Person, damit du unvermittelbar bist. Und damit die prekären Jobs nicht machen musst.
Oder du hast sehr, sehr gute Chancen auf einen Job deiner Wahl.
Bekommst du diesen Job nicht, bekommst du JEDEN Job aufgedrückt.
Auch hier, zum Glück keine Selbsterfahrung. Es kommt vielleicht auch auf die Gegend an. Vielleicht sind die auch wirklich alle arbeitsunwillig. Keine Ahnung.
Mir ging es aber um die in solchen Haushalten aufwachsenden Kinder. Die kennen nichts anderes, wenn das lange Zeit so ist. Die Eltern lungern zu Hause herum, haben nichts zu tun, und das Leben funktioniert. Wo also ist der Anreiz für den Jugendlichen, wenn er nicht angesichts anderer Vorbilder hungrig ist, für ein paar hundert Euro mehr den ganzen Tag arbeiten zu gehen und zuvor in der Hoffnung darauf dass das klappt eine langwierige Ausbildung zu machen? Manche können sich dazu nicht aufraffen.