Das Thema ist gut. Und weil viele hier offen schreiben, tu ich das auch.
Ich wusste nie, was ich werden wollte.
Was ich konnte, war gut zeichnen, kannte mich schon als Kind bestens in Zoologie aus und mit vielen ausgestorbenen Tieren und ich bin nie ein Teamspieler gewesen, auch wenn ich es ewig versucht hatte.
Die komplette Schulzeit (12 Jahre mit Abi) bis zur Lehre beschreibe ich mal mit einem Wort: Scheiße...
Zurück zur Lehre: Ich habe mehrere hundert Bewerbungen geschrieben, niemand wollte mich (In der einzigen Stelle, die mich am ehesten interessierte - Mediengestalter - sagte man mir kackendreist, dass sie dieses Jahr lieber ein Mädel einstellen - Da hab ich mich gefragt, wofür die mich haben eingeladen? Meine Sozialarbeiterin war entsetzt, als ich ihr das mal erzählte)
Bis ich mal irgendwann drei Stellen zur Auswahl hatte: Klempner, Automechaniker oder Energieelektroniker. Also nichts, was eigentlich zu mir passte.
Ich hab die Lehre als Energieelektroniker gemacht, War das beste Angebot, da öffentlicher Dienst.
in der Berufsschule musste ich nie lernen, ich hatte meine Eins oder Zwei meistens. Aber Praxis? Ich war völlig deplatziert.
Und habe mich nie unter Menschen wohl gefühlt.
Nach der Lehre wurde ich ein halbes Jahr übernommen, was ich genutzt hatte und mir einen Studienplatz gesucht. Ich wollte nicht auf dem Bau arbeiten oder auf Montage gehen.
Ein Ingenieursstudium als Elektroingenieur. Auch völlig deplatziert, weil eigentlich kein Talent für manches davon, aber ich hab mich durchgebissen und das Diplom in die Tasche bekommen.
Einerseits war damit klar, dass ich nicht so blöde bin, wie andere mir das mein Leben lang gesagt haben, andererseits: Was mach ich damit nun?
Mein erster Weg zum Arbeitsamt, da hatten sie mir einen Lehrgang für Word, Excel, Power Point verpasst, weil ich keine Ahnung von dem Mist hatte (Informatik ist bei mir in der siebten Klasse nur maximal ein halbes Jahr erteilt worden und Computer sind für mich teilweise ein rotes Tuch gewesen. Programmieren kann ich bis heute nicht - ich kapier sowas nicht. Und nein, nicht jeder Autist kann gut rechnen oder Programmieren ^^)
Dann hatte ich sofort einen Job in einem PLanungsbüro bekommen und weil man mich nicht gescheit eingearbeitet hatte, bin ich da mehrmals zusammengebrochen, bis man mir gekündigt hatte und ich mit einem Schlag erleichtert war, denn ich hatte mich von Anfang an dort unwohl gefühlt. Aber ihr kennt die Denkweise: Hauptsache einen Job... (heut bin ich schlauer)
Mein zweiter Job war in einer kleinen Trafowickelei als Ingenieursassistent. Dort hatte ich mehr Zeit, mir das alles anzueignen. Man hatte mich für meine Gedächtnisleistung gelobt. Aber irgendwie geriet ich da ständig in Panik und kurz vor dem Zusammenbruch.
Kurz vor meinem Geburtstag brach ich mir beim Training den Fuß, fiel für Monate aus und kam dann wieder und bin jedes Mal zusammengebrochen, wenn die Geruchsbelastung zu hoch war. (Lötzinn, Lötfett, Blei, Tränk- und Gussharz und zwanzig Menschen in einer Halle)
Ich hatte dann einen Ärztemarathon hinter mir (Herz, Lunge, Belastungs-EKG, EEG, Neurologisch - ohne Befund)
Ich war dann auch mehrmals bei einem gewissen Lager, welches jedes Jahr Saisonkräfte anstellte...
Ein Alptraum. Der Druck der Stress die vielen Menschen.
Ich bin einmal zum Arbeitsamt, nachdem ich vorher zwei Bewerbungsgespräche hatte und versemmelt hatte, hab den Berufsfindungs- und den Bewerbungstest gemacht und bin mich Pauken und Trompeten bei beiden durchgefallen. Das eine ohne Ergebnis und das andere katastrophal.
Ich hatte am nächsten Tag eh dort einen Termin, hab das was in meinem Kopf ist aufgeschrieben und bin dahin, weil ich dann zu dem Zeitpunkt nicht mehr sprechen konnte, sodass ich der Frau nur wortlos das Blatt überreicht hatte.
Und ich dann von da an keine Bewerbungen mehr schreiben musste und auch Adressen für die Psy bekommen hatte.
(Hinweis: Ich hatte da noch keine Diagnose Autismus oder ähnliches)
Ich war zweimal in der Tagesklinik und hatte das Problem wie vorher: Ich kann nicht mit Menschen und kam fertiger dort wieder raus, als wie ich rein bin.
Ich habe aber irgendwann zwei Diagnosen bekomen, die alles erklärt hatten. (Autismus seit 2017)
Was sich dadurch rauskristallisiert hatte: meine gesundheitlichen Probleme in der Trafowickelei waren durch die Überforderung bedingt und wahrscheinlich psychosomatisch)
Bin seit dem zuhause und stehe immer noch vor der Frage, was ich mit mir anfangen soll. Arbeit oder der Gedanken, wieder mit irgendwelchen Menschen zu tun zu haben, macht mir Angst. (Ich weiß, wozu Menschen fähig sind und kenne die Hölle schon)
Was ich aber weiß:
Ich kann nur Teilzeit, aber nicht mit Menschen, in Gruppen und in Team. Das überfordert mich und ich krieg Panik.
Hierarchie, Gruppendynamik - Horror!
Wenn überhaupt noch: Was Kreatives im Büro wäre nicht schlecht.
Nun konzentriere ich mich auf mich, meine Familie, meine Freundin, meine Freunde, meine Hobbys, mein Training und schreibe sogar Bücher. Weil ich einige Geschichten zu erzählen habe und mir während Corona langweilig war. Eins ist bereits veröffentlicht.
Für die Vieldeuter: Das war übrigens kein Jammerbeitrag nur ein Tatsachenbericht auf die Frage: "Traumberuf noch Wirklichkeit?"