Der Sex, der einmal ein Fest war mit unglaublich großer Intimität, Vorfreude, unplanbar vom mehr oder weniger zufälligen Zusammentreffen ausgehend, mutiert doch gerade zum Allerweltsding. BDSM befindet sich mittendrin in diesem Trend, vielleicht mehr als alle anderen Verbindungsformen. Morgen habe ich ein Treffen mit diesem und mach ein bisschen rum, nächste Woche dann gebe ich mir die Kante mit einer anderen, einem anderen, da habe ich frei und kann ausschlafen. Auf mehreren Kanälen werden Optionen sondiert, damit es nicht zu viel Leerlauf gibt. Die Bereitschaft, sich mit Fastfood (beziehungslosem Sex) über Wasser zu halten, erscheint mir aktuell sehr groß. Das kriegt man hin. Kaum noch jemand stellt sich ein paar Stunden in die Küche und kocht noch richtig. Nein, das ist übertrieben. Aber es macht auf mich den Eindruck, dass die Beschränktheit der letzten eineinhalb Jahre (es gab ja einen Grund, bzw. es hätte einen Grund gegeben) noch einmal Argumente für diverse Geschlechtskontakte statt exklusiver Zuwendung zu einem Menschen liefern würde.
Kaum noch jemand beherrscht die Sprache von Beziehung und Intimität. Vielleicht konnten das die voreiszeitlichen Höhlenbewohner besser als wir heute, die wir Kommunikation über alles setzen und alles erreichen wollen, nur nichts mehr aushalten.
Zum EP, das heutige BDSM hat eigene Regeln, davon bin ich überzeugt und es sind Regeln einer Szene. Je mehr man da eintaucht, desto eher nimmt man sich dieser Regeln an. Ich gebe auch noch zu bedenken, dass sich die Türen für Szene und Lifestyle nicht für jeden gleichermaßen leicht öffnen. Ich finde das in einigen Beziehungsgeschichten auch wieder. Es gibt Unterschiede nach Geschlecht und Alter, auch die Neigungsposition spielt eine Rolle. Für wen ist Sex leichter verfügbar, wer empfindet den größeren Sog, wer sehnt sich mehr nach Hirnfick, wer ist leichter verführbar?
Betrachte ich Beziehungen im BDSM allein anhand dieser Fragen, erklären sich für mich einige Besonderheiten relativ leicht. Beziehung hat es schwer im BDSM. Die Belege dafür, dass es doch geht, sind erfreulich. Sie sind aus meiner Sicht aber kein Trend.