Ok, ich versuch's jetzt ein letztes Mal und gebe hier gleich vorweg, wie wichtig der Unterschied zwischen Biologie (spezifisch hier Verhaltensbiologie) und Soziologie/Kultur ist.
„@****yn
Dann wird bis zum Urschleim zurückgespult um zu beweisen, das die Weibchen sich die besten Männchen ausgesucht haben, bis die Zivilation das Marchiat durch das Patriarch abgelöst wurde. Wölfe und Hunde dienen nun als Beweisführung.
Was ich persönlich nicht bestätigen kann - schlichtweg, weil ich es nicht weiß und mich in diese Materie bisher nicht eingelesen habe - ist der Wechsel von Matriarchat zum Patriarchat. Ich weiß nicht, ob frühzeitliche Völker überwiegend Matriarchate waren. Was ich weiß, ist, dass sie vor allem patrilokal waren. Das heißt, dass sich unterschiedliche Völker in erster Linie dadurch durchmischt haben, dass Frauen mehr gewandert sind und sich an den Aufenthaltsorten ihrer Männer niedergelassen haben. Ich weiß, dass es heute noch viele indigene Völker gibt, die im Matriarchat leben.
Ein bisschen wichtig ist vielleicht, dass Patriarchate/Matriarchate im eigentlichen Sinn keine "Schreckensherrschaft" eines bestimmten Geschlechts bedeuten, wodurch sich indigene Matriarchate und moderne Patriarchate ziemlich krass unterscheiden. Matriarchat/Patriarchat bedeutete ursprünglich mal, dass Familienangelegenheiten - manchmal auch Stammesangelegenheiten - vom ältesten des jeweiligen Geschlechts geregelt wurden und die Erbfolge an dieses Geschlecht gebunden war. In Matriarchaten ist das die älteste Frau (Mutter, Großmutter, Urgroßmutter), im Patriarchat der älteste Mann (Vater, Großvater, Urgroßvater). Diese Familienoberhäupter konnten sich auch zu einer führenden Gruppe zusammenschließen, welche die Stammesangelegenheiten regelte. Die Erbschaft wird im Matriarchat durch weibliche Nachkommen bestimmt, im Patriarchat durch männliche.
Was Matriarchat/Patriarchat ursprünglich NICHT bedeutete, war, das jeweils andere Geschlecht systematisch zu unterdrücken und zu entrechten. Vielmehr waren solche Strukturen dafür gedacht, zu schützen, zu versorgen und zu schlichten. In diesem Sinne sind moderne Patriarchate wie in Pakistan, Saudi Arabien oder Iran unfassbar pervertierte Formen des Patriarchats. In indigenen Matriarchaten werden Männer nämlich meines Wissens nach nicht mit Gewalt unterdrückt und entrechtet. Die interessante Frage, die ich selbst nicht beantworten kann (weil, wie gesagt, noch nicht genug darüber informiert), ist, ob frühzeitliche Patriarchate wirklich mit den modernen vergleichbar waren. Das von mir erwähnte Buch "Sex at Dawn" weist auf jeden Fall absolut nicht darauf hin und aktuelle anthropoligische Studien erwähnen das Aufkommen dieser modernen Formen des Patriarchats im Zusammenhang mit der dauerhaften Sesshaftigkeit des modernen Menschen von vor etwa 12.000 Jahren und extrem gepusht durch vor allem abrahamitische Religionen (Christentum, Judentum, Islam). Aber der Mensch ist ja nicht erst 12.000 Jahre alt, sondern als Homo Sapiens bereits mehrere hunderttausend Jahre alt.
„
Mein Einwand war, oder ist Ist dem so, wenn es verschiedene Modelle in der Natur gab und gibt?
Da wurde hier bisher noch kein Beweis erbracht, auch nicht von dir. Also könnte das stärkste Männchen sich auch einfach das Weibchen geschnappt haben.
Was für Beweise willst du denn genau, bzw. wofür genau? Das hier ist mein 64. Post in diesem Thread. Wenn du ihn durchblätterst, wirst du feststellen, dass ich bereits eine ganze Menge Quellangaben zu meinen Behauptungen gemacht und viele Studien verlinkt und Bücher erwähnt habe.
Ich habe zum Beispiel nie behauptet "überall herrscht female choice". Ich habe schon explizit das Wort "überwiegend" benutzt, weil es tatsächlich so ist. Es gibt zum Beispiel unter den Gliederfüßern und Insekten ein paar Spezies - die, die nicht in Kolonien leben - wo tatsächlich die Männchen das wählerische Geschlecht sind. Das sind vor allem Spezies wie manche Spinnen oder Gottesanbeterinnen, wo das Männchen den Paarungsakt nicht überlebt, sondern vom Weibchen gefressen wird. Dass diese Männchen sind ganz genau überlegen, mit wem sie sich das einzige Mal in ihrem Leben fortpflanzen, ist ziemlich logisch.
Das sind aber Minderheiten.
Dass sich "das stärkste Männchen einfach das Weibchen geschnappt hat" ist ja eine Behauptung, die du aufgestellt, aber bisher durch nichts untermauert hast.
„
Dafür führte ich den Orient an. Bei vorbestimmten Ehen, oder Zwangsehen
wird es wohl kaum eine Female Choice sein.
Und hier beginnst du eben, Verhaltensbiologie mit Soziologie und Kultur zu vermischen. Das ist NICHT dasselbe. Die gewaltsame Unterdrückung eines Geschlechts - historisch war das bisher primär die Frau - ändert erstmal nichts an der Verhaltensbiologie. Es ändert nichts daran, dass Frauen, wenn sie die freie Wahl hätten, gut 80% der Männer ablehnen würden, Männer aber nur etwa 15-20% der Frauen.
Diese Form gewaltsamer Patriarchate ist ein soziokulturelles Phänomen, KEIN biologisches. Es ist zudem, zumindest nach dem, was wir über die Entwicklung des Homo Sapiens wissen, ein sehr junges Phänomen, das sich sogar seit einigen Jahrzehnten immer rascher wieder aufzulösen beginnt.
„
Female Choice oder gibt es für Männer ein Recht auf Sex?
Was ist es denn dann, wenn es kein Feminis-mus ist? Mannbashing?
Ich weiß gar nicht, warum du da so emotional empfindlich reagierst. Die Prämisse dieser Frage ist doch: Kann ein mann Sex von einer Frau einfordern, auch wenn sie nicht will? Und: Wer entscheidet am Ende am häufigsten, ob Sex stattfindet oder nicht?
Im gegebenen Kontext ist richtet sich diese Frage in erster Linie an freiheitliche Kulturen, dort, wo beide Geschlechter frei in ihrer Partnerwahl sind und frei über ihren Körper bestimmen können.
Dass es hier für Männer deutlich schwerer ist, eine (Sex)Partnerin zu finden, als umgekehrt für Frauen, ist nichtmal ein Geheimnis. Das ist kein Männerbashing. Das ist halt einfach die Realität.
„
Zum letzten wenn Female Choice sich auf Heute in unserer Gesellschaft bezieht ist es eine Binsenweisheit. Die Wahl haben ja beide Geschlechter.
Uff, ok, nochmal: Female choice bedeutet nicht, dass Männer keine Wahl haben. Es bedeutet nicht, dass eine Frau jeden Mann bekommen kann, den sie möchte. Female Choice setzt sich praktisch aus drei Kriterien zusammen:
1. Interessensungleichgewicht
Männer interessieren sich für viele Frauen, Frauen interessieren sich für wenige Männer.
2. Kontaktaufnahme/Interessensbekundung und Energieaufwand
Männer initiieren deutlich häufiger den Erstkontakt und versuchen, Interesse zu wecken und zu halten. Für sie ist das mit mehr Aufwand verbunden, als für die Frau, die sich im Vergleich meist nicht so sehr anstrengen muss, um männliche Aufmerksamkeit zu bekommen.
3. Finale Entscheidung
Und hier geht es darum, welches Geschlecht am häufigsten die FINALE Entscheidung darüber trifft, ob ein (sexueller) Kontakt zustande kommt. Der Mann, der die Frau zuerst kontaktiert, hat die erste Entscheidung getroffen. Die Frau, die sich darauf einlässt, hat die finale Entscheidung getroffen. Es liegt also an ihrer finalen Entscheidung, ob der Sex zustande kommt.
Wovon wir hier nicht reden, sind irgendwelche Absolutismen, wie "Der Mann macht IMMER den ersten Schritt", oder "Die Frau hat IMMER das letzte Wort". Es geht um beobachtbare und beweisbare Tendenzen, Ausnahmen gibt es immer.
Female choice ist verhaltensbiologisch nicht an soziale Konzepte wie Patriarchat oder Matriarchat gebunden. Es geht hierbei um intrinsische Prozesse der Partnerwahl.