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Ist jedes Stolpern im Leben zu überwinden?

*******ias Frau
4.411 Beiträge
Wer die Helferrolle für sich beansprucht, will überall "Hilfsbedürftige" oder "schwache Opfer" sehen.

Ich aber habe in Therapie- und Selbsthilfegruppen viele starke Menschen kennen gelernt. Sie haben etwas überlebt, was ich nicht überlebt hätte und umgekehrt. Menschen sind nun mal unterschiedlich.

Und mit dem Helfen-Wollen ist das so eine Sache...
Wurde vorher nachgefragt, welche Problemlösungsstrategien die betreffende Person bereits selbst ausprobiert hat? Oder ob ihr die für die vorgeschlagene Problemlösestrategie notwendigen Talente, Ressourcen überhaupt zur Verfügung stehen? Gibt es überhaupt Einigkeit über das angestrebte Ziel?
• Oftmals ist das nämlich gar nicht der Fall. *nein*
• Oftmals wurde auch gar nicht um Hilfe gebeten. Sondern schlicht und ergreifend etwas Wichtiges erklärt.

Zum Beispiel: "Hey, ich muss Dir was sagen. Ich habe eine schwere PTBS. Dazu solltest du folgendes wissen: Bei mir kommt es ab und an zu Flashbacks etc.pp. Das kommt immer sehr unerwartet. In dem Zustand brauche ich dringend Abstand. Zeit für mich. Dann sag ich Bescheid und verlasse den Raum. In der Regel reichen mir 10 bis 20 Minuten Allein-Sein, um mich selbst zu stabilisieren. Danach komme ich wieder zu Dir zurück. Und wir können dort weitermachen, wo wir aufgehört haben.
Nimm das bitte nicht persönlich. Und lass mich dann um Himmels Willen in Ruhe!!
Deine Anwesenheit würde alles nur noch schlimmer machen.
Und ein Nachbohren nach meiner Rückkehr, was da soeben bei mir los war, würde mich wieder zurück in den Zustand bringen, wegen dem ich das Weite gesucht habe. Also lass das bitte auch bleiben. a) Geht es da nicht um dich. Sondern um Schrott aus meiner Vergangenheit. Und b) habe ich bereits einen Therapeuten, um das aufzuarbeiten. Mit Dir will ich nur die Freundschaft leben. Wegen meiner Erkankung muss ich bloß ab und an die Pause-Taste drücken.
Kommst Du damit klar?"

Zack, kamen zich Angebote, wie er/ sie mir doch in der Situation helfen könne... *headcrash*

Ich habe während meiner PTBS-Phase viele solcher Gespräche mit Normalos geführt.
Mit Menschen, die mal irgendwo irgendwas über PTBS gelesen hatten und mir Vorträge darüber hielten.
Diese Menschen wollten mir alle weiß machen, dass es ihnen beim Helfen-Wollen doch um mich ginge.
Das sehe ich ganz anders: Das war nicht für mich!

Es ging um die Anderen. Um ihre Bedürfnisse, doch gebraucht zu werden, helfen zu können, Trost spenden zu können und positive Bestätigung für ihr angelesenes Wissen oder ihre Problemlösefähigkeiten zu bekommen. Sie wollten etwas von mir, was ich ihnen nicht geben konnte. Für mich wäre auch völlig in Ordnung gewesen, wenn sie gesagt hätten: "Verstehe. Aber unter den Umständen mag ich ehrlich gesagt keine Freundschaft aufbauen oder pflegen." Dazu wäre aber erforderlich gewesen, dass sie zu ihren eigenen Bedürfnissen stehen. Und das konnten viele nicht.

Aber mit jedem Freund oder Familienmitglied oder Mitpatienten, welcher zu schätzen wusste, dass ich in solchen Zuständen das Weite suche um unsere Beziehung zu schützen, wurde ich stärker. Auch mein Psychiater schätzte das. Ebenfalls schätzte mein Psychoanalytiker sehr, dass ich in diesem Zustand auf seinen Balkon flüchtete, anstatt - wie in meinem Trauma - in den Kampf auf Leben und Tod überzugehen.
Traumabrocken: Ich wollte niemanden verletzen, versuchte zu flüchten. Doch eine Flucht ohne Kampf wurde mir unmöglich gemacht. Ich habe eine riesen Scheiße überlebt, weil ich auf Teufel komm raus gekämpft habe. Das ist gut, aber auch verdammt gruselig.

Und ein Verhaltensmuster, welches dem Überleben diente, lässt sich nicht leicht abschütteln. Die intensiven Emotionen sind plötzlich alle wieder da. Der innere Drang, in ähnlichen Situationen - Flucht wird unmöglich gemacht - abermals so zu handeln, ist riesig.


Wie kommt man bei dem Wissensstand auf die Schnapsidee, mir zu helfen, indem man mir den Fluchtweg versperrt?

Wollte ich doch den Raum verlassen, weil ich mit einem Bein bereits voll im Grusel der Vergangenheit stand (Flashback) und Mühe und Not hatte, meine Realitätswahrnehmung im Hier und Jetzt aufrecht zu erhalten. Ich wusste noch, dieses selbsternannte Helferlein ist nicht mein einstiger Peiniger. Aber mich zu Packen und Festzuhalten, machte die Unterscheidung nicht leichter!

Zum Glück erkannten diese Vollidioten, dass es mir toternst ist als ich "Lass mich frei!" zischte. *teufel*

So hinterließ ich bloß einen Haufen gekränkter Egos. Sie hätten es doch nur gut gemeint... blablabla... ich sei so undankbar und wolle mir gar nicht helfen lassen... blabla... ich wolle es mir doch bloß in der Opferrolle bequem machen... blablabla... *blabla*

Da fragte ich mich: Wie eingebildet & bescheuert können Menschen eigentlich sein?


Es hat zwar seine Zeit gebraucht, bis ich alle Trigger verarbeitet und abgebaut habe. Doch kurz vorm Austicken das Weite zu suchen, war mein Weg. Und "bequem" war dieser Weg nicht. Es war bloß der einzige Weg, der für mich funktionierte.

Opferrolle? Täterrolle? Schwarz-Weiß-Malerei? - Vergiss es.
@*******ias
Das Problem ist, dass nach wirklich harten Schlägen, ein langer Heilungsprozess erfolgt.
Und dass während dieser Zeit viele Kleinigkeiten, die dieser Mensch früher mit links meistern konnte, überfordern.
dem ersten Satz stimm ich zu,dem zweiten nicht.
Wenn du zum Beispiel eine Krebsdiagnose bekommst mit nicht rosigem Verlauf, dann schrumpfen Probleme und Beschwerden wie "ich mach andauernd Überstunden .Keiner Honoriert das oder keiner bedankt sich dafür" zu Banalitäten. Das würde demjenigen,der sich über die Überstunden beschwert wie Schuppen aus den Augen fallen,wenn ihm die Diagnose selbst gestellt wird. Komischer Weise würde er hier wohl aktiv werden und ganz einfach aufhören,Überstunden zu schruppen,weil ihm bewußt wird,wie kostbar diese geleistete Arbeitszeit als Lebenszeit wäre. Ein Ding was er vorher nicht geschafft hätte. Denn es blieb beim beschweren und motzen. Aus einer Opferrolle heraus. Der nüchternde Ratschlag "einfach keine unbezahlten Überstunden zu machen" würde mit irgendeiner Ausrede gegengesteuert werden.

@********nine
Für mich liest sich das eher nach Projektion: weil du es so gemacht hast, machen das andere auch so. Finde es sinnvoller auf den einzelnen Mensch zu schauen, anstatt von sich auf andere zu schließen.
das könntest du so auch sehen...wie ich darauf komme es auf andere zu projezieren...
*******m77:
Man erkennt seine Schweine am Galopp. Was zeigt das meine womöglich individuell einzelne Erfahrung doch nicht so individuelle ist ,und schon gar nicht einzeln.
das erklärten die zwei Sätze ,welche du befliessen zu meinem Zitat unterschlagen hast , woraus sich auch ein anderer Kontext ergeben hätte. *nixweiss*
*******ias Frau
4.411 Beiträge
@*******m77

Ich wüsste nicht, inwiefern das von dir beschriebene Phänomen meinen zweiten Satz widerlegen sollte. *skeptisch*

Ich hatte ein paar Krebserkrankungen in der Familie. Ich habe miterlebt, dass die Betroffenen - ob nun vorrübergehend oder bis zum Tode - stark in ihren Fähigkeiten eingeschränkt waren. Also Dinge, die sie früher mit Links gemeistert hätten, gar nicht mehr oder nur noch unter größter Anstrengung konnten.

In dem Zustand waren sie erwerbsunfähig. Und jeder hatte dafür Verständnis, dass sie aufgrund ihrer Erkrankung gar nicht mehr können. Arbeiten mussten sie in dem Zustand nicht. Aber wir haben ihnen trotzdem (zu Haus, in der Freizeit) die Tätigkeiten gelassen, die sie tun wollten. Dauerte dann eben sehr viel länger. Es war aber ihr Wille dieses oder jenes trotzdem selber zu machen. Und wenn sie sich da mit Hängen und Würgen durchgebissen hatten, waren sie stolz auf sich selbst. Und ich war auch stolz auf sie. Sie hatten sich ein Ziel gesetzt und dieses trotz aller Schwierigkeiten erreicht. Das ist doch Annerkennung wert, oder nicht?

Vor allem waren sie froh, wenn sie anderen noch etwas zeigen oder beibringen konnten. Ob nun ein Ausflug zu einem bestimmten Ort oder beim Kochen oder handwerkliche Tätigkeiten oder oder... Dinge, die sie früher sehr gut konnten. Bei denen sie nun ganz froh über etwas Unterstützung waren. Aber nicht darüber, wenn ihnen jemand weis zu machen versuchte, sie sollten ihre Faibles gar nicht mehr nachgehen und sich tagein tagaus nur noch schonen.

Sie entschieden weiterhin selbst, was sie machen wollen und wann sie dem Bedürfnis nachgaben, sich auszuruhen.

Und das konnten auch so banale Kleinigkeiten wie Schuhe-zubinden sein.
Bei kleinen Kindern, denen man das beigebracht hat, spricht man ihnen ja auch Mut zu, wenn es Mal schwer fällt, nicht auf Anhieb klappt und im Kind Frust aufsteigt. "Blöder Schnürsenkel aber auch! Den hast du wohl nicht richtig erzogen." Über so manches lässt sich auch gemeinsam Lachen. *lach* Galgenhumor.

Dem Kind reißt man doch auch nicht die Schnürsenkel aus der Hand. Oder fragt ständig, ob es nicht doch Hilfe bräuchte. *vogel*
Beides würde das Selbstvertrauen des Kindes völlig untergraben.

Wie sollten solche Aktionen die Lebensqualität eines erkrankten Erwachsenen verbessern? - Das tut es mit Sicherheit nicht. *nein*

Das Recht auf Selbstbestimmung fällt doch nicht mit einer Erkrankung weg!

Und die Beurteilung, welche Hilfestellungen die eigene Lebensqualität verbessern und welche nicht, sollte man den Betroffenen überlassen.

Sie wussten, dass die Hilfsbereitschaft da ist. Und wenn sie Hilfe oder Unterstützung bei der Verwirklichung eines Traumes brauchten oder wünschten, fragten sie und erzählten davon. Und dann bekamen sie diese auch. Nicht immer ad hoc. Und wir konnten auch nicht jeden Wunsch-Traum verwirklichen. Schließlich sind wir keine Dschinne. Aber doch... so einiges konnte meine Familie möglich machen. *g*
"Dem Kind reißt man doch auch nicht die Schnürsenkel aus der Hand. Oder fragt ständig, ob es nicht doch Hilfe bräuchte."

Oh, doch.
Genau das ist der Erziehungsstil, den ich und Kolleginnen leider sehr, sehr oft beobachten können.
Auch meine Mutter, Erzieherin in Rente und jetzt ehrenamtlich, bestätigt das.

Da hat sich eklatant was geändert- der Trend geht wieder zu mehr Unselbständigkeit resp. weniger Selbstwirksamkeit.

Sinnvoll ist unbestritten was anderes.

Trotzdem und unbedingt!, @*******ias :
Vielen Dank für deine Beiträge.

Ich, "nur" depressiv vorgebildet, habe früher immer auf das "Wenn du reden willst... " deutlich mit "Nein." und -kurz erklärtem- Rückzug reagiert.
Damals auch, um meine Nahestehenden vor meinen schlechten, schwarzen Gedanken zu schützen.
Heute würde ich ergänzen:
Um Hilfsangeboten zuvorzukommen, auszuweichen, aus dem Weg zu gehen.

Auch wenn ich weiß, dass selbsternannte Helfer*innen oft aus eigener Hilflosigkeit reagieren...
Finde den Fehler.
@*******m77
Auch ich lese aus deinen Beiträgen viel Projektion heraus. Und ein wenig Bitterkeit, wenn ich das so sagen darf.
****ht:
Auch ich lese aus deinen Beiträgen viel Projektion heraus. Und ein wenig Bitterkeit, wenn ich das so sagen darf.
tja.. *nixweiss* subjektive freie Interpretation kann man nicht verhindern. Auch wenn man es weiter erklären wollen würde.

@*******ias das Obige gilt auch für dich. Ich denke es ist egal wie weit ich versuchen würde zu erklären, das es ein Einstellungs-und Glaubensding ist , wie groß Probleme sein sollen im Bezug zu anderen Problemen, die diese einfach schrumpfen lassen.
Jeder betrachtet die Welt aus seinem Erfahrungsschatz. Ich erkenne daraus , wie sehr wichtig Lebenszeit ist und das diese nicht unendlich ist und schon gar nicht z.B. für Überstunden verplempert werden sollte. Wenn man betrachtet wieviel Wert dann dieser einen Stunde gegeben wird, zur Relation wieviel ein Mensch bezahlen würde für die selbe Stunde ,nur um in dieser länger zu leben.
Andere haben über diesen Umstand noch nie wirklich nachgedacht und beschweren sich verharrend über dies Überstunden, obwohl sie aktiv dies ändern könnten. Oder könnten es andersrum auch glücklich betrachten das sie diese überhaupt leisten können, weil sie so z.B. am Leben sind,gesund, alle Gliedmaßen haben etc.... ist eben eine Einstellungssache ,wie ich schon erwähnte.
Aus einer Opferrolle heraus ,lässt es sich aber auch einfach machen, indem man sich eben nur beschwerd, weil man eben nicht aktiv (aus bestimmten Gründen) was ändern will. Es ist ein bequemer Zustand deswegen, weil man diesen eben sehr gut kennt. Im Gegensatz zu den Situationen die erzeugt werden,wenn man aktiv was ändern wollen würde.

Und genau das zeigen hier im JC etliche threats de sich damit befassen, wie unscheinbar man(n) ist und hier einfach keinen Kontakt bekommen kann. Nicht hier und nicht in der realen Welt. Die Beschwerden sind immer ähnlich, die Ausreden um nichts zu verändern ebenfalls. *nixweiss*

Hier passt das Sprichwort "wer was will findet Wege, wer nicht will findet Ausreden"
*****y87 Frau
9.889 Beiträge
Ich finde aber um solche Dinge geht es hier nicht. Ich habe es eher so verstanden,dass es hier um Schicksalsschläge geht,um Dinge die das Leben völlig auf den Kopf gestellt haben. Nicht um kurzzeitige Unzufriedenheit oder um "Gejammere".
Nun definiert wohl jeder für sich selbst,was ein Schicksalsschlag für ihn ist. Besonders wenn es ihn trifft. Was andere wiederum nüchternder betrachten,da sie nicht involviert sind und das möglicherweise eben dann anders sehen. Durch den emotionalen Abstand dazu.

Ich empfand die Trennungen mit dem Partner nach vielen Jahren immer als Schicksalschlag. Stellte dann aber fest, das die Beziehung danach immer besser wurde für mich. Und das es eben immer irgendwo einen passenden Menschen für einen gibt den man trifft. Auch wenn man denkt das genau das nicht passieren würde.
*****y87 Frau
9.889 Beiträge
Ja klar definiert das jeder für sich. Und ich urteile nicht darüber. Steht mir bei Menschen,die mir nicht nahe stehen auch gar nicht zu. Bei Menschen die mir nahe stehen und die sich gerade in Selbstmitleid baden,da würde ich auch was sagen. Ist halt alles situationsabhängig. Und wie du es schon erwähnt hast. Das Emotionale spielt eine große Rolle. Ich kann mich in keinen reinversetzen,der depressiv ist. Kann nur versuchen den Menschen zu verstehen. Genauso können Menschen ohne Tiere zb nicht wirklich nachfühlen,was es heißt ein geliebtes Tier zu verlieren. Sind jetzt einfach nur Beispiele. Die Gewichtung der Emotionalität ist bei jedem anders.
Ich möchte mich erstmal für die vielen Beiträge bei euch bedanken.
Ich persönlich finde es sehr schwer über einen anderen Menschen zu urteilen. Weil Ich glaube das jeder Mensch sehr unterschiedlich in der Lage ist mit Situationen umzugehen.
Situationen die aus meiner Sicht vielleicht harmloser aufgenommen werden, können einen anderen Menschen komplett aus der Bahn werfen. Ist es dann wirklich „Jammern“? Habe ich das Recht, es zu beurteilen? Aus meiner Sicht nicht. Selbst für Leute mit Depressionen ist es manchmal sehr schwierig, Hilfe anzunehmen. Meistens ist es ein sehr langer Weg, da erstmal alle körperlichen Symptome versucht werden auszuschließen. Denn wer möchte schon an Depressionen leiden. Mit jeder positiven körperlichen Diagnose, die bei einem nicht depressiven Menschen, ein Glücksgefühl auslösen würde, ist es bei einem depressiven Menschen umgekehrt. Wieder konnte einem ein Arzt nicht die Lösung des Problems geben. Das treibt einen Menschen weiter in die Depression und meistens merken sie es nicht mal. Selbst wenn man soweit ist, eine Depression als Möglichkeit zu sehen, ist der Schritt einen Facharzt aufzusuchen eine extreme Überwindung.
Sollte man diesen Schritt dann doch gemacht haben, wird es keine Spontanheilung werden sondern eine harte Arbeit die über Jahre dauern kann.
Deswegen werde ich mir nicht erlauben über diese Menschen zu urteilen. Diese Menschen gehört mein Mitgefühl.

Soweit dazu, aber das war ja nicht die eigentliche Frage des Betrages.
Auch hier ist es aber so, das je nach Mensch sehr unterschiedlich mit Situationen umgegangen wird. Manche Menschen sind sensibler, feinfühliger als andere Menschen. Es ist sehr unterschiedlich wie ein Mensch mit verschiedenen Situationen umgeht und das ist eigentlich die Hauptfrage dieses Beitrages.
**********htler Mann
580 Beiträge
Naja, das hängt von der Schwere des Stolperns ab. Sicherlich gibt es Menschen, die daran zerbrechen oder sich selbst aufgeben. Aber ansonsten lernt man im besten Fall daraus. Allerdings bin ich bei den meisten Dingen dann ein gebranntes Kind. Passiert was ähnliches macht man zu. Und um auf dein Beispiel mit der Depression zurück zu kommen. Gerade sowas bietet Möglichkeiten sich weiter zu entwickeln, wenn man drüber hinweg kommt.
*******ias Frau
4.411 Beiträge
Zitat von *********miede:
"Dem Kind reißt man doch auch nicht die Schnürsenkel aus der Hand. Oder fragt ständig, ob es nicht doch Hilfe bräuchte."

Oh, doch.
Genau das ist der Erziehungsstil, den ich und Kolleginnen leider sehr, sehr oft beobachten können.
Auch meine Mutter, Erzieherin in Rente und jetzt ehrenamtlich, bestätigt das.

Da hat sich eklatant was geändert- der Trend geht wieder zu mehr Unselbständigkeit resp. weniger Selbstwirksamkeit.

Sinnvoll ist unbestritten was anderes.

O-weia. Na das erklärt dann auch, warum die Kultur der Hilfe zur Selbsthilfe in Deutschland dermaßen selten anzutreffen ist. Bzw. warum diese oft auf einem sehr geringem Entwicklungsnivau anzutreffen ist.
Ich bin übrigens ein riesen Fan der Selbsthilfe-Kultur. *smile*

Ich hatte das Glück, dass ich einerseits vom Elternhaus bereits ein paar richtig gute Ressourcen mit auf den Weg bekommen hatte und andererseits damals bei meiner Internetrecherche ziemlich rasch auf ein Selbsthilfeforum stieß, welches mir auf Anhieb sympathisch war. Aber auch ich hatte ein paar Macken...

Ich war schon immer kreativer, wenn es um die Probleme Anderer ging. - Da habe ich ja auch mehr Abstand. - Wenn es um mich selbst geht, habe ich oft ein Brett vorm Kopf.
Häufig kann ich mit der Gedankenbrücke "OK. Da ist deine "gute Freundin" Galinthias und die hat jetzt Problem XY." den nötigen Abstand herstellen. Aber es bleibt dabei: Mein Kreativ-Potential ist wesentlich größer, wenn ich Erfahrungsberichte von Menschen mit einem ähnlichen Problem lese oder höre.
Mein Naturell ist eben so.

Früher habe ich mich oft über mich selbst geärgert. Bin auch schon mal in die Selbstverurteilung gegangen. In so mancher Rückschau sah ich, dass ich anderen Menschen trotz aller guten Absichten nicht gut getan hatte.
Und im Vereinsleben... Kennst du den Spruch: Reich dem Verein den kleinen Finger und er reißt dir gleich den ganzen Arm ab? Also ich wollte ja was mit anderen Menschen machen. Aber doch nicht so! *gr2*

Ich war extrem selbstkritisch und kämpfte ständig gegen mein "Helfer-Syndrom" an. Früher fand ich es schon unangenehm, wenn sich Menschen - wie ein Klotz am Bein - an mich dran hingen. Und als meine Ressourcen am Boden waren, war das nicht bloß eine Unannehmlichkeit.
Eigentlich wollte ich immer Weggefährten... Menschen die aus eigenem Antrieb auf demselben Weg waren. Keinen Klotz am Bein.

Im Grunde genommen zäumte ich das Pferd von hinten auf. Viele Jahre verbrachte ich damit zu lernen, mich besser abzugrenzen, wenn die Menschen zu viel von mir wollen. Die Beseitigung der Ursache kam erst durch meinen Eintritt ins Selbsthilfeforum.

Inzwischen sage ich: Das Buch "Hilflose Helfer" ist viel zu pathologisch geschrieben. Einige der beschriebenen Ursachen sind bei mir bloß unbeabsichtigte Nebenwirkungen. Nicht meine Motivation! Auch keine "unbewusste Motivation". Das war es nie. Dieses Buch stieß mich in Selbstzweifel. Wertete Aspekte meines Naturells ab. Bot mir keine positive Zukunftsvision. Ich habe diesen Bestseller der Psychologie unter "Das Kinde mit dem Bade ausschütten" abgehakt.

Nehmen wir eine andere Perspektive: Salutogenese: Verbunden gesunden!
Ich weiß, wie ich mein volles Kreativ-Potential anzapfen kann: Mit Menschen.
Die Frage ist bloß, was ich daraus mache! Wie will ich mit mir und meinen Mitmenschen umgehen? Wie kommen wir beide in die Selbstwirksamkeit? Wie kreiere ich Win-Win-Situationen?

Und die Kultur der Hilfe zur Selbsthilfe bot mir diesbezüglich viele Antworten.

Zwei Tage nach meiner Anmeldung im Selbsthilfeforum hatte ich einen interessanten Chat mit einer Userin, die bereits länger dabei war. Sie hatte ein ähnliches Problem wie ich. Durch ihren spannenden Forenbeitrag war ich auf sie aufmerksam geworden. Wir unterhielten uns darüber. Und sie schien auch ein ähnliches Naturell und ähnliche Stärken wie ich zu haben. Bei ihr lief mein Kreativ-Potential rasch auf Hochtouren. Ich berücksichte bei der Präsentation meiner tollen Idee sogar Abweichungen in Naturell und verfügbaren Stärken...
Motto: "Was ich an ihrer Stelle machen, mal ausprobieren würde."
Sie fand die Idee auch gut und spann sie etwas weiter. Also unpassend war meine Idee nicht. ABER dann kam von ihr die Frage: "Und? Wann hast du das das letzte Mal für Dich selbst getan?"
Bum!
Dieser Satz schlug bei mir ein wie eine Bombe.

Idee? - Gut. *spitze*
Zwischenmenschliche Ebene? - Für 'n Arsch. *tuete*

Es war Jahre her, dass ich diese Lösungsstrategie für mich selbst eingesetzt hatte.
Klar hatte ich noch im Hinterstübchen, dass ich aktuell vor einem ganz ähnlichen Problem stand und dass ich diese Idee, in etwas anderer Form auch für mich selbst einsetzen würde. Das würde ich so oder so tun.

Aber ich hatte IHR nicht gesagt: "Hey, ich bin gerade auf die Idee gekommen, dass ich mein Problem so und so angehen könne." Also holte ich das schnell nach. Und in dem Moment machte sich in mir Dankbarkeit breit. Im Grunde genommen hatte sie mir geholfen. Ohne diese Begegnung mit ihr wäre ich nie und nimmer auf diese Idee gekommen. Und diese Dankbarkeit spürte sie dann auch. Es wurde ein lustiges gemeinsames Ideen-Spinnen. Feuer und Flamme für eine Idee. Ihre Variante. Meine Variante. Sie war meine Muse und ich war ihre Muse. Wir waren beide begeistert und dankbar für diese Begegnung.
Und da unsere Ziele & unsere Wege dorthin sehr ähnlich waren, blieb es nicht dabei. Ich hatte eine Weggefährtin gefunden, die aus eigener Kraft ihren eigenen Weg ging. Und eben kein Anhängsel, welches ich Huckepack tragen oder zu irgendetwas motivieren musste.

Und mir öffnete sich eine Welt voller Musen und Weggefährten. *juhu*

Das ist im Grunde genommen der Kern der Hilfe zur Selbsthilfe.

Ich zapfte mein volles Kreativ-Potential an, indem ich mich unter Menschen begab, die in etwa dieselben Probleme und Zielsetzungen hatten wie ich.
Daraufhin begegnete ich vielen Musen. Mir kamen super Ideen für "die Anderen".
Dann fragte ich mich selbst: "Und? Wann hast du DAS das letzte mal für dich selbst getan? Und? Kannst du das aktuell gebrauchen?
• Falls nicht, erzähl von deiner vergangenen Erfahrung mit der Problemlösestrategie.
• Falls ja, sprech über dein aktuelles Vorhaben.
Egal wie: Bleib bei dir."
So ging ich in den Kontakt.
*schmetterling*
Daraufhin wurde ich selbst eine Muse und fand für einige Strecken starke Weggefährten. - Das, was ich mir immer von *herz*en gewünscht hatte.

Und obwohl ich mich in einer Welt voller Hilfsbedürftiger bewegte, mutierten die Menschen in meiner Gegenwart immer seltener zum Klotz am Bein.

Die Opferrolle ist doch immer etwas interpersonelles. Wie jede andere Rolle im Leben auch. Zu einer Rolle gehören mindestens zwei Menschen.
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