Hallo Tagzz!,
Ich bin selbst autistisch (vermutlich Asperger) und ich glaube mein Autismus ist tatsächlich einer meiner größten Segen.
Ist es anstrengend mit Autismus zu leben? Heck yeah. Am schwierigsten ist es wohl, dass die meisten Menschen mit meiner(manchmal etwas gnadenlosen) Klarheit nicht zurecht kommen. Damit meine ich nicht, dass ich unhöflich bin, im Gegenteil Höflichkeit ist mir äußerst wichtig. Aber ich habe wenige innere Barrieren Dinge bei ihrem Namen zu nennen, was den Leuten gerne mal unwohl bereitet denn viele "Euphemisms" dienen ja dazu unangenehmes zu verschleiern.
Aber so anstrengend es sein mag, wäre ich nicht autistisch, würde mir eine völlig einzigartige Perspektive auf die Welt abhanden kommen. Mir fallen Dinge, Fehler in Systemen auf, die anderen nicht auffallen weil sie "nunmal normal sind". Für mich gibt es kein Normal, mich irritiert meistens erstmal alles bis es mir jemand erklärt und weil ich keine emotionale Bindung zu bestehenden Normen habe, fällt es mir leicht mich über sie hinweg zu setzen und zu tun was ich für richtig halte. Das gilt insbesonders für patriarchale und/oder kapitalistische Strukturen. Ich liebe eine gute Debatte und ich bin ebenso gerne Jene, welche Konstrukte einreißt, wie Jene die den Advocatus Diaboli spielt.
Ich habe über die Jahre zwar gelernt, quasi...."able passing" mich zu geben, zu kommunizieren und so weiter. Aber sobald man mich näher kennen lernt fliegt das schnell aus dem Fenster.