Ich versuche mal...
einige mögliche Erklärungen aus meiner bescheidenen Sicht und Erfahrung
JA, auch ich habe verweigert.
Mal nur abschnittweise, mal wenn ich - step by step-völlig die Lust an der Beziehung verloren hatte.
Wie kam´s?
Wenn man sich kennenlernt, ist alles neu, toll, die Gefühle fliegen, man ist verliebt, man zeigt sich von seiner besten Seite, oder VON DER,WELCHE DER PARTNER SEHEN MÖCHTE. Man spielt eine ROLLE, aber man ist häufig nicht so, wie man wirklich ist.
Das trifft nicht nur auf einen selbst zu, sondern kann auch auf den Partner zutreffen.
Man weiss noch gar nix voneinander, idealisiert. Die sogenannte "rosarote Brille."
Im Zuge des Zusammenlebens oder des längeren Kennens, entdeckt man vielleicht nun Seiten oder Eigenschaften des Partners, die einem vorher nicht so aufgefallen sind, die einem nicht gefallen, oder von denen man glaubte, dass sich das schon legen wird.
Und plötzlich steht da ein ganz anderer Mensch vor einem, als der, welchen man kennen lernte... eben WEIL man ihn eben am Anfang noch nicht genau kennen konnte oder weil er dieses ROLLENSPIEL nicht auf Dauer spielen kann und irgendwann in sein ursprüngliches Sein und Verhaltensmuster- nämlich so, wie er wirklich gestrickt ist- zurückfällt, fallen muss.
Dann ist das Erstaunen groß, man versteht die Welt nicht mehr, das IDEAL bricht zusammen... und entweder man redet und versucht klarzustellen... oder man ist enttäuscht von bestimmten Dingen, die Liebe bröckelt, man zieht sich zurück.
Nun kann der "Rollenspieler" sich outen, oder aber er schlüpft nach dem Gespräch wieder für kurze zeit in seine "Rolle", die aber irgendwann wieder wie ein Kartenhaus zusammenbricht und für die nächste Krise sorgen wird
Möglicherweise differieren auch die Wünsche und Ziele, die Interessen beider Beteiligter auseinander.
Es kann zu Defiziten kommen, also Bedürfnisse, welche nicht vom Partner befriedigt werden , weil sie nicht bemerkt werden, weil man sich nicht traut, sie zu äussern, weil sie- trotz Äusserung und Hinweise- ständig ignoriert werden,weil sie auf Desinteresse stossen. Und das beziehe ich sowohl auf sexuelle als auch auf generelle und alltägliche Wünsche und Bedürfnisse.
Soll alles übersetzt heissen:
SEX UND LIEBE spielen sich im Kopf ab ( ich beziehe das auf die Partnerschaft, alles andere nenne ich Triebbefriedigung)
Wenn die Partnerschaft, die Beziehung ,aus irgendeinem Grund für mich nicht in Ordnung ist wie zb oben genannt... wenn ich mich nicht traue, darüber zu sprechen und alles in mich hineinfresse ( nichts ist manchmal schwieriger als Konfliktlösung, als REDEN mit emotionalem background), wenn ich trotz Reden und immer wieder Versuchen keine für mich befriedigende Lösung erzielen kann...
Wenn ich feststelle, dass auch die Vorstellungen von meinem Partner, die ich Anfangs hatte, nicht der Realität entsprechen und ich sagen muss: hey, das passt eigentlich gar nicht...
DANN ZIEHE ICH MICH ZURÜCK. Ich VERWEIGERE.
Ich ENTLIEBE mich...
Entweder vorübergehend, also abschnittweise... oder step by step... immer mehr, bis zur Totalverweigerung.
Weil die Beziehung im Kopf nicht (mehr) stimmig ist.
(Wenn ich mich also tagsüber zu Puppenlappen ärgere, mache ich Abends oder Tags auch nicht die Beine breit, simplifiziert gesagt)
Vieles sehe ich hier in beiden Beispielen darauf passend.
Es mangelt an einer ehrlichen Selbstanalyse :
WAS will ich, was erwarte ich von meinem Partner, was fehlt mir in dieser Beziehung, wie fühle ich mich darin, was bin ich bereit zu geben, was habe ich vielleicht selber falsch gemacht und was KANN ich geben, ohne mich zu verbiegen)
Und dasselbe muss der Partner tun.
Und dann MUSS ein Gespräch her, ganz offen , mit all den Wünschen und Vorstellungen die beide haben...
Und dann muss man sehen, ob es überhaupt gehen KANN, ob noch genug Kraft und Liebe da ist, etwas zu verändern und alles neu aufblühen zu lassen, oder ob man sich eingestehen muss, dass es nicht wirklich einen Sinn macht zusammen.
Alles andere, was bisher passierte ist nur Spekulation, Symptombekämpfung... aber keine URSACHENFORSCHUNG und Bereinigung.
Und das kann nur zur Verhärtung der Fronten führen, aber nicht zur Lösung.
Und wenn es noch nicht zu spät ist und allen wirklich noch etwas an dieser Beziehung liegt, dann denke ich, sollte man ganz nett, aber wirklich auch bestimmt um dieses Gespräch ersuchen und auch darauf eingehen.
Ganz ohne Schuldzuweisung!
Nicht : DU hast das und das gemacht! Du musst jetzt so und so sein!
Sondern: Ich fühle mich dabei so und so, so geht es mir dabei, wenn das und das geschieht...Ich würde mir dieses oder jenes wünschen,das und das fehlt mir sehr... was denkst du, wieweit könntest du ganz ehrlich dort mitgehen und mir entgegenkommen...
Wir sind beide unzufrieden, aber mir liegt etwas an unserer Beziehung, ich liebe dich noch immer, was können wir tun...wo war der Punkt, als wir uns entfernt haben, woran lag es...
Ich glaube nicht, dass schon "etwas anderes am Laufen ist"... das ist immer die einfachste Variante, die man schnell aus der Kiste zaubert... aber es kann passieren, wenn ihr nicht aufpasst.
Die Pille oder hormonelle Verhütung muss natürlich unbedingt auch abgeklärt werden, keine Frage, ein Lustkiller par exellance...
Nehmt und gebt Euch Zeit füreinander, seid Euch dieses Gespräch und Ehrlichkeit um Eurer Beziehung und vorallem auch um eine erfolgreiche , aussichtsreiche Beziehung wert... und nicht zuletzt um Euer selbst willen.
Dann könnt ihr hoffentlich erfolgreich neu beginnen... oder aber mit Anstand und Respekt sagen: wir haben es versucht, aber es geht eben nicht. Und Euch freundschaftlich trennen...
Ich muss immer an die Worte eines sehr lieben Freundes denken.
Er sagte: " Meine Frau ist nicht besonders häuslich, sie ist total überfordert mit dem ganzen Kram und den Kindern und ich hab auch nicht die Zeit dafür... aber ich liebe diese Frau und deshalb bekommt sie eine Putzfrau, damit wir mehr Zeit für uns haben...."
Das hat mich sehr berührt. Er hätte ja auch irgendwann sagen können : was für eine Schlampe, das nervt, ich trenne mich und suche mir eine andere
Viel Glück Euch beiden!